38c3 und vorige Congresse: Kulturgeschichten und Stimmungen

23c3, Assembly der Wau-Holland-Stiftung

23c3, Assembly der Wau-Holland-Stiftung

Schwer, knackig in eine Überschrift zu packen. Im 38C3-Nachgang fiel mir a) auf, dass es ausreichend Bilder in der entsprechenden Commons-Kategorie gibt, b), dass es magerer wird, je länger man zurückgeht und beim Versuch, mein Scherflein zur zugänglichen Bewahrung der Congresskultur unter freier Lizenz beizutragen, ergab sich naturgemäß das Sichten einiger Bilderarchive, die eine interessante Entwicklung andeuten. Über die und ein paar gefundene Bilder mag ich ein paar Worte verlieren und direkt auch die Bitte an jene Fraktion loswerden, die langsam an Vorsorgeuntersuchungen denken sollte: Alle Congresse kleiner 3 vorne sind erheblich schlecht bebildert. Wie bereits nebenan geschrieben: Stöbert! Ladet hoch! Use moar bandwidth! Es ist unsere Kulturgeschichte, und die muss auf Commons.

BTX auf dem 25c3

BTX auf dem 25c3

Kidspace bzw. Kidsteppich auf dem 25C3

Kidspace bzw. Kidsteppich auf dem 25C3

Congress-Streaming auf iPhone 3G, 26C3

Congress-Streaming auf iPhone 3G, 26C3

Vorher auch noch ein kurzer „We came a long way“-Eindruck auch in technischer Hinsicht: meine persönlichen Grenzen des Beitragens haben mit der erdenschlechten Kamera-Performance alter iPhones in dunklen Umgebungen (looking at you, congress) zu tun, himmel, die ältesten Sachen sind von einer Fuji-Digitalkamera mit ca. einem Megapixel Auflösung. Weiter, ich bin „erst“ ab dem 22C3 auf Congressen gewesen und viel fotografiert wurde dort lange nicht, schon gar nicht vom kleinen Ruppsel, der jetzt bei den coolen Hackern mitspielte. Whatever.

Wobei, an der Stelle: wie sahen früher(tm) denn die Fahrpläne aus, mit welchen Tools und welchen UIs organisierte mensch einen Congress? Es sind nicht nur die Themen, es ist auch die Art, wie man sie sich plante (bzw. verpeilte. Eine der Konstanten der Congressgeschichte IMO)

Fahrplan-App des 26C3 auf iOS/iPhone

Fahrplan-App des 26C3 auf iOS/iPhone

Merkliste Fahrplan 26C3 auf iOS

Merkliste Fahrplan 26C3 auf iOS

Pesthörnchen-Beflaggung vor dem CCB, 27C3

Pesthörnchen-Beflaggung vor dem CCB, 27C3

Statt „Stimmungen“ schrieb ich „Aggressionen“ in einer ersten Version der Überschrift, „Agressionen“ schien mir ein zu enger Aspekt. Stimmungen also. Maximal subjektiv, und ich erlebe den Congress regelmäßig als eine Veranstaltung, die mich zuversichtlich, mutig, aber eben auch zornig macht. Vor allem der letztere Aspekt hat sich meinem Empfinden nach über die Jahre aber gewandelt und ich krieg den Finger nicht genau drauf und kanns auch schlecht bewerten. Daher Disclaimer: mir gehts mitnichten um ein „Früher war alles besser“, hier und da wird das Gegenteil der Fall sein. Mich interessiert vor allem, was sich über längere Zeitabschnitte hinweg nach und nach verändert hat und warum, und vor allem, was möglicherweise in Vergessenheit gerät, worum es einfach auch schade wäre, oder wovon wir durchaus auch heute noch was hätten. Wie sah die Wau Holland-Stiftung früher aus? Was wurde aus den Pesthörnchen, und warum? Wer machte die L33tmate, und warum dann irgendwann nicht mehr? usw.

Fuck the closing door (btw., der 27C3 war auch enorm kalt)

Fuck the closing door (btw., der 27C3 war auch enorm kalt)

Wikileaks-Kondome auf dem 27C3, in mehrfacher Hinsicht schlecht gealtert

Wikileaks-Kondome auf dem 27C3, in mehrfacher Hinsicht schlecht gealtert

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38C3, Tag 3 und 4, Nachbetrachtungen

Blick von der Homebase

Blick von der Homebase

Was war noch? Beobachtungen und Gedanken lose gesammelt, es sollten auch ein, zwei lustige Bilder dabeisein.

Tor. Wie eigentlich jedes Jahr der State of the Onion-Talk. Einmal mehr tendenziell „erfreulich langweilig“ – es gab schon die mit schlecht handlebaren DDoSen aufs Netz, die mit Deanonymisierungsangriffen bei schwieriger Response usw., auch diesmal gabs welche im letzten Jahr, aber die Schutzmaßnahmen sind schon länger klar und verfügbar. Das Zentralisierungsproblem wird beobachtet und die Situation schien mir besser als vermutet. Klar konzentrieren sich Nodes nach Ländern (de, usa…) und ASen (Hetzner, OVH…), aber die Entropie insgesamt ist hoch, die Relays durchaus sehr breit gestreut. Mehr und besser geht immer, aber wenn man abwägen kann, ob man vermehrt über Südamerika routen soll, weil mehr Entropie, oder ob Hops über zwei, drei EU-Staaten und Provider auch ok und schneller sind – ich seh das gelassen und bin mit der Gesamtsituation diesbezüglich fein.

Was eine Person ist, muss das Auto noch lernen

Was eine Person ist, muss das Auto noch lernen

Gottseidank haben wir massig unterbezahlte Auto-Lehrende in Drittweltländern

Gottseidank haben wir massig unterbezahlte Auto-Lehrende in Drittweltländern

Installationen 1: „KI“ und „selbstfahrende Autos“. Es lief an einer Sitzrunde im Hackcenter ein Bericht eines Cklickworkers, der Bilder fürs Trainieren und Verbessern der Objekterkennung von Autos mappt. Dass man insbesondere fürs Training da präzise arbeiten muss, ist noch einigermaßen verständlich. Wie schlecht da das automatisierte Vordefinieren von Objekten, Arealen etc. funktioniert, ist, nun, erstaunlich. Geht man ins Detail, wirds vollends gruselig: man muss ja nicht nur erkennen, ob eine Person da steht, sondern auch, ob die beispielsweise Anstalten macht, auf die Straße zu treten. Hebt sie den Arm, um das anzuzeigen? Oder macht sie das aus einem anderen Grund? Legt die Straßenmarkierung nahe, dass man hier über selbige gehen wollen könnte?

Ich glaube, ich bin noch der einzige mit dem Sticker.

Ich glaube, ich bin noch der einzige mit dem Sticker.

Extrem vage Abwägungen, aufgrund derer am Ende die trainierte Kiste korrekt in die Eisen steigen oder weiterfahren soll. Und wie es bezahlt wird, will ich gar nicht wissen. Dass Clouds anderer Leute Computer sind, wissen wir, dass KI anderer Leute schlecht- bis unbezahlte Denkerei und Arbeit ist… wissen wir auch, aber viele andere nicht und vor allem wirds selten so anschaulich. Weiterlesen

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38C3: Jahresrückblick, Fakeshops und Katastrophenhilfe, Tag 2

Druckluftorgel. Sie spielt Nirvana.

Druckluftorgel. Sie spielt Nirvana.

Bisschen gebremster Einstieg: es will mir dieses Jahr nicht recht gelingen mit dem sonst gern genommenen „hier tankt man Ideen und vor allem Zuversicht fürs kommende Jahr“. Der erste „jetzt setz dich mal physikalisch rein“-Talk war der Jahresrückblick des CCC, und es mag mein subjektives Empfinden sein, aber vollkommen eigenartige Stimmung. Früher das gemeinsame Abfeiern der geilsten Hacks, heute fühle ich da einfach viel Fassungslosigkeit über die neue Normalität. Weiter: die Zukunft wird schlimmer, es war dieses Jahr schon kacke, und eine kommende rechte Regierung, dazu Trump, Merz, Musk etc., es wird alles gruselig. Gefühlt das klarste „Passt auf euch und aufeinander auf, es wird übel“, das ich so bisher wahrgenommen habe. Mag auch an mir liegen, aber nun.

Das Cyberorakel sagt eine durchwachsene Zukunft voraus

Das Cyberorakel sagt eine durchwachsene Zukunft voraus

Eingangs gabs eine einigermaßen schwache Protestaktion wegen Täterschutz. Konkreter Anlass mir unbekannt, an und für sich alles gut, aber wenn man keine Gelegenheit nutzt, bei offenem Mikro und Redezeit einfach mal klar zu benennen, was Sache ist, dann sollte man keine Bühne stürmen. Dazu schlimmer Mädelstalk hinter mir, nachdem zwei schmale Frauen von der Security kamen, um ggf. zu entschärfen: dass man da so zwei Mädchen vorschickt statt ein paar kräftiger Typen. Die „zwei Mädchen“ hatten nach fünf Minuten die Situation entschärft und die Bühne frei, ganz ohne Eskalation, ich ziehe Hüte und frage mich, wie internalisiert das „Für Sicherheit brauchts nen kräftigen Kerl zum Draufhauen“ auch dort ist, wo man zuletzt damit rechnet.

Wens interessiert: die CrewCrew macht das schon seit Jahren (imo hervorragend) und ist explizit nicht cis-männlich aufgestellt.

Ein spannender Talk über ein Netzwerk von Fake-Shop-Betreibern aus China, die sehr professionell ein paar zehntausend Scam-Domains im Netz betreiben und angeblich Markenware günstig verkloppen. Weiterlesen

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38c3, Tag 1 – ePA, VW und ein paar Gedanken und Peinlichkeiten

Nach den Online-Events und meinem Aussetzen zum ersten physikalischen Congress nach Coronapause im letzten Jahr nun wieder bei normalen Menschen und wieder in Hamburg. Ich verlauf mich permanent. Ansonsten ist es hier sehr schön.

Fairydust in the stars

Fairydust in the stars

Aber vor dem privaten Befindlichkeitskram die beiden Knaller heute. Einmal VW, die sich die Standortsverläufe+X eines größeren Teils ihrer Fahrzeugflotte raustragen ließen. Ich war amüsiert, weil ich erst letztens über plausible Deniability bei der Locationerfassung durch Werbeplattformen redete, und das Smartphone jedes Wochenende im Swingerclub angepeilt werden kann. Jetzt machts eben mal der größte deutsche Autohersteller und er hätte es nicht mal gebraucht, weil mal im Ernst: was geht es drecks Volkswagen an, wo ich meinen Polo parke? Aber too big to fail, too big to care, wie es klügere Menschen wie ich gelegentlich anmerkten. Andere Leute schalten ihre Blogs ab, weil sie sich wegen Cookiebannern und Rechtssicherheit Sorgen machen. Man wird angepisst wegen Googlewebfonts, aber hey, VW verkackt großflächigst mit sechsstellig Betroffenen? Gibt nichts zu sehen, kannjamalpassieren, Hackers gonna hack, Softwareproblem, gehen sie weiter, irgendwann wird in Niedersachsen vielleicht ein Arbeitskreis beraten und feststellen, dass man die Beschäftigten Arbeitgeber Aktionäre nicht schlimm mit sowas wie Strafen belasten darf, weil ist ja alles systemrelevant. Hier die Aufzeichnung.

Dass die ePA so nachhaltig zerstört wird, hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet (Hier zur Aufzeichnung). Es ist klar, dass es in einem so riesigen System wie dem der ePA natürlich zahlreiche Angriffsvektoren gibt, und ich würd sogar soweit gehen zu sagen, dass es da Bereiche gibt, die schwer bis gar nicht narrensicher zu kriegen sind. Umso wichtiger ist in allen Bereichen daher Schadensbegrenzung, damit meinetwegen ein Szenario „Durchdrehender Arzt nutzt eigene Infrastruktur zum Recherchieren von Kompromat“ oder „Bad Actor übernimmt eine komplette Praxisinstallation“ halt nur begrenzt Schaden anrichten können. Weiterlesen

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Machs gut, KLDKO

Die meisten werden ihn als Picasso kennen, für mich war Picasso im Kopf halt immer der Hund und KLDKO das Herrchen. Er wechselte den Nick mit seinem Mastodon-Account, wo ich ihn wieder traf, als KLDKO hatte ich zu gulli:board-Zeiten nicht unglaublich viel mit ihm zu tun, aber er war einer der entspannten Mods vor allem im Grafikforum, das eines der Schatzkästlein im g:b war und eh auch einer der entspannten Mods im Team überhaupt. Heute Mittag ist KLDKO im Hospiz an Krebs gestorben, und es fühlt sich irgendwie eigenartig an, ihn öfter auf Palliativ oder Hospiz live getroffen zu haben als irgendwie anders, aber nicht mal auf eine schlechte Weise, und dazu muss ich ein wenig mehr erzählen.

Nullerjahre, Boardzeiten, und KLDKO war so einer der Leute im Team, die nach ihrer Ecke im Board geguckt hatten und von denen man wenig hörte im vollkommen guten Sinn: da liefs in der Regel rund und alles war in Ordnung. Auf einem der Modtreffen in Bochum schlug er auf und war ein interessanter Mensch mit ein paar Jahren mehr auf dem Buckel als der Schnitt. Er hatte auch ein paar Geschichten mehr zu erzählen als der Schnitt, aber das tat er dann doch eher selten. Als das g:b dann irgendwann Geschichte war, verlor ich ihn wie viele andere aus den Augen, und irgendwann gegen ’22 lief man sich auf Mastodon wieder über den Weg und stellte fest, dass wir beide in Wuppertal sitzen. Bei Masto blieb es über weite Strecken, und auch da über weite Strecken beim Wertschätzen der jeweiligen Zelebrierung von (Picasso) bzw. (Felix). Er kam einmal mit Picasso bei Utopiastadt vorbei und wir machten eine kleine Führung, und da deutete sich dann etwas ausführlicher an, dass die Biografie zwar spannend, aber nicht immer einfach verlief. Man unterhielt sich im Anschluss öfter und – er hatte eine gesetzliche Betreuung, meine Frau macht ebensolche – auch zu konkreteren Geschichten und unter Heranziehung externer Expertise.

Picasso, der Hund (daneben ein Schuh von Picasso, dem Herrchen)

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Die Google-Suche ist kaputt, und das sage ich nicht leichtfertig

Ich bin früh dran mit dem „lag ich 2023 richtig?“, aber nachdem ich über lange Jahre zwar den Googlehass zu einer Kernkompetenz entwickelt habe, aber gern und wiederholt für die „Aber Suche können sie!“-These eingestanden bin, muss ich mich inzwischen korrigieren: nein, können sie nicht mehr. Und leider lag ich in mehrfacher Hinsicht richtig: bei Google weiß man heute nicht mehr, wie ihr Kernprodukt eigentlich funktioniert und man kann es auch nicht mehr aussteuern oder verbessern. Und das ist schlecht. Also, richtig schlecht, und ich ahne, dass das Netz dadurch nochmal deutlich beschissener wird.

Im Sediment stecken die Webseitenbetreiber.

Was bringt mich auf das schmale Brett? Die These vertrete ich schon eine Weile, aber so das „Verdammt, es stimmt“ war letzte Woche beim Lesen hiervon. Anders als die Überschrift suggeriert, gehts weniger um ein „Google-Update kommt, die und die Qualitätsmerkmale werden gewichtet“, sondern das Eingeständnis einiger prominenter Google-Verantwortlichen, dass sie bekanntermaßen gute, hilfreiche Seite nicht adäquat einranken können und auch nicht wissen, ob und wann das je wieder möglich sein wird. Ein so unverklausuliertes wie nur denkbares „Euer Zeug ist gut, wir würden das gern in der Suche entsprechend auffindbar machen, aber wir kriegen es nicht hin. Wir wissen auch nicht wann, macht besser erstmal irgendwas mit Holz, weil mit euren Webseiten wirds erstmal nichts mehr, tut uns allen sehr leid.“

Ich meine, was? Also Was? zum? Fick? Fucking Danny Sullivan sagt allen anwesenden Akteuren, deren Inhalte im Orkus verschwanden, dass das Problem bei Google liege? Dass anhand dieser konkreten Seiten der Algo debugged werde, aber trotzdem keine Hoffnung für eine Lösung durch die kommenden Updates bestehe? Gleichzeitig bestreitet ein „Chief Search Scientist“, dass Seiten überhaupt sitewide runtergerankt werden könnten, vor einem Panel aus Leuten, die eingeladen wurden, weil ihre Seiten sitewide runtergeranked wurden? Pandu Nayak verkündet, dass ein lebendiges Web-Ökosystem die treibende Kraft für Google sei, dass es einen Haufen großartiger Inhalte im Netz gebe, die sie aber in der Suche leider nicht ausspielen und das sei eben das Ergebnis der „unglücklichen Situation, in der wir hier arbeiten“, und dass sich deswegen wahrscheinlich auch nichts ändert?

Seit 2013 ists irgendwie nicht mehr dasselbe.

Seit 2013 ists irgendwie nicht mehr dasselbe.

Ich habe selten so eine vollständige Bankrotterklärung in Bezug auf das eigene Kernprodukt gelesen. Und das von namhaften Leuten und Sprachrohren des Unternehmens, nicht etwa via einem frustrierten, anonymen Word of Mouth eines „mit der Sache vertrauten Angestellten“. Währenddessen fällt man bei Google auf Spammer rein, die AI-generiert Halloweenparaden erfinden, und lässt tausende Leute antanzen. Bei Maps wird die AI beauftragt, die lokalen Businessinfos mit anregenden Tipps anzureichern, weil what could possibly go wrong, und unser einziges Glück hier in .de ist, dass wir nur an sechs Ads vorbeiscrollen müssen und nicht noch auch an einer AI-generierten Antwort. Aber wir wissen ja, This too shall pass.

Wenn ich das suche, will ich das ja vielleicht auch finden?

Wenn ich das suche, will ich das ja vielleicht auch finden?

Nun bin ich ja nicht grundsätzlich technikfeindlich, aber wenn das Kernprodukt grade offenbar irreparabel kaputt zu sein scheint und man nicht weiß, wie man das in Ordnung bringt… wäre es da nicht sinnvoll, Prioritäten zu justieren? Und damit meine ich nicht ein „Weißt du was? Wir zeigen dir einfach mal Zeug ohne deine Suchanfrage, wenn wir das Zeug mit deiner Suchanfrage nicht vernünftig sortiert kriegen, Deal?“ Nun wechselte Google vor Kurzem den Chef der Suche aus, und wisst ihr was? Während der bisherige Chef sowohl Chef von Suche und Ads (…ein Schelm…) war, ist der neue Chef der Chef von Suche, Ads und …wait for it!, „Commerce“! Und war federführend in der Entwicklung von Googles „AI Roadmap“. Weiterlesen

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Warum sehe ich schlechte Werbung?

HP-Drucker? HA HA HA! Fickt euch!

HP-Drucker? HA HA HA! Fickt euch!

Wenn die Datenkraken mich allenthalben durchleuchten und profilen, müsste die Werbung, die ich sehe, super zu meinen Interessen passen, alles andere wäre ja Blödsinn und Geldverbrennung. Das leuchtet zwar ein, ist aber falsch, und jeder Webseitenbesuch ohne Adblocker belegt das aufs Anschaulichste. Folgendes einige Betrachtungen über den erbärmlichen Zustand von Display-Marketing, die möglicherweise als zweiter Teil des meiner Ansicht nach gut gealterten Infopieces „Warum sehe ich diese Werbung?“ durchgehen könnten. Getriggert hatte mich schlussendlich der geschätzte Blognachbar mit einer sich entwickelnden Diskussion, die im Fedi ein wenig eingeschränkt führbar war.

Folgendes weniger ein „Es ist alles scheiße“/“Die Lösung wäre $x“, sondern ein Erklärbär dahingehend, warum das alles so ist, wie es ist und die einfachen Lösungen meiner Ansicht nach nicht auf ein komplexes Problem passen. Wem was bekannt vorkommt: irgendwann mittendrin fiel mir auf, dass vieles bereits 2019 recht treffend und unverändert aktuell von apenwarr diagnostiziert wurde. Dass die Situation fünf Jahre später nach DSGVO, 1stPartyCookie-Phaseout etc. keine andere ist, scheint mir auch irgendwie bezeichnend. TL,DR: ich seh das Grundproblem weniger bei den Datenkraken/Trackern, sondern den Display-Werbern, Pareto, Zeit- und Ressourcenknappheit(!) und einer gewissen kapitalistischen Logik.

Gnadenlose Selbstdarstellung! Ruppsel hat irgendwann in den Nullern mal festgestellt, dass er eh ne öffentliche Person im Netz und alles zu spät ist. Seitdem bin ich ohne Adblocker unterwegs, surfe in Google und FB dauerangemeldet in der Gegend rum, nutze beide auch zum Anmelden woauchimmer, erzähle allen, die es wissen wollen, dass ich Alkoholiker bin, welche Bücher ich lese, vom Faible für Fickschafe und Strafschnuller, dass ich Palettenmöbel baue, wo ich arbeite und warum es kein Problem ist, da mit einer Depressionsdiagnose im Netz zu stehen, dass ich mal CDU wählte und einen Pilz am Penis hatte, himmel, wenn man sucht, sogar Vorladungen, Strafanzeigen und ihre Einstellungsgründe, das Netz vergisst doch nicht soviel, wie man denkt, ich schweife ab, auf was ich rauswill: man müsste mir hervorragend, ja geradezu ideal personenbasiert Werbung anzeigen können.

Nun waren wir zwei Wochen in Rhodos, gucken abends angemeldet und mit jahrelang ungelöschter YouTube-History auf dem iPad deutsche Lets Plays und was passiert: wir kriegen griechische Knorr-Werbung. Eben will ich auf der Homekiste nachsehen, ob sich Spuren finden und was wird mir per Display reingehauen? Verdammte Adobe KI/PDF-Lösungen.

Wenn mein Klick Adobes Geld zu Google schiebt, dann klick ich gerne.

Wenn mein Klick Adobes Geld zu Google schiebt, dann klick ich gerne.

Fucking Adobe sollte doch bereits Jahre von User-Agent-History meinerseits archiviert haben mit „Ubuntu; Linux x86_64“, die mich als Kernzielgruppe nachhaltig ausschließen (drin bevor Webdienst). Was soll diese Scheiße? Google weiß, dass ich Deutsch und Englisch (UND KEIN GRIECHISCH!) kann…

Ruppsel, laut Google 10/2024

Ruppsel, laut Google 10/2024

…seit Jahresanfang warum auch immer kein Niederländisch mehr (konnte ich nie), außerdem soll ich 2024 irgendwann geheiratet haben (hab ich nicht), an der Uni war ich nicht mehr, aber ein Haus hätte ich gekauft… mal ganz im Ernst: WAS ZUM FICK? Weiterlesen

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George R.R. Martin: Fiebertraum und Armageddon Rock

Irgendwann dachte ich, es heißt ja, dass Martin auch jenseits des Lieds von Eis und Feuer gute Bücher geschrieben hatte, und weil es sowohl Armageddon Rock als auch Fiebertraum ganz normal illegal als Warez gibt, dachte ich, lies mal. Beide Bücher sind klasse und wer sich vom Inhalt angesprochen fühlt, klare Leseempfehlung.

Armageddon Rock rockt. Sehr. Eine Liebeserklärung an die Sechziger/Siebziger, ein Roadmovie, ein apokalyptisch/schwarzmagisches Bandspektakel, Sex, Drogen und Rock’n Roll. Eine Kultband der Vergangenheit wird reanimiert, obgleich ihr charismatischer Sänger tot ist. Der Ersatz stellt sich als beunruhigend ähnliche junge Version des Originals heraus, dem halt nur etwas fehlt. Ich spoiler mal nicht allzuviel, aber dass das Fehlende mit der Zeit dann doch dazukommt, macht das die Situation nicht einfacher. Armageddon Rock riecht nach Gras und Kippen, nach Bier und Schnaps und irgendwann auch nach Blut, es ist laut, dreckig und geil. Wer je eine Klampfe in der Hand hatte und einen Regler auf zehn drehte, sollte seine Freude dran haben. Und um einen ganz ungewöhnlichen Schlenker zu machen: ich glaube auch, alle, die Pratchetts „Rollende Steine“ mochten. Es ist ein ähnliches Thema, wenngleich ein komplett anderes Stück, aber mir kams das eine oder andere mal in den Sinn beim Lesen in einer ganz und gar nicht unangenehmen Art, aber YMMV.

Hier wie auch im Folgenden: Der Schluss ist das einzige, wo ich mir irgendwie ein wenig mehr gewünscht hätte, aber hey, Jammern auf hohem Niveau.

Fiebertraum. Vampire auf Schaufelraddampfern des Missisippi im 19. Jahrhundert.Ein Kapitän bekommt durch einen dubiosen Partner die Möglichkeit, den Raddampfer seiner Träume zu bauen und mit ihm auf dem Missisippi zu fahren. Der Dampfer wird gebaut, „Fiebertraum“ genannt und nimmt seine Fahrten auf. Weiterlesen

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News Reach Con, State of News SEO, ein paar Augenöffner

Wir sind mit dem SEO-Outreach unserer News-Sektion nicht so wirklich glücklich, was liegt also näher, als eine News-SEO-Konferenz mitzunehmen, die zufällig quasi vor der Haustür stattfindet? Ich hatte die Befürchtung, dass es halt viel gängigen SEO-Konferenzen-Effekt hat: man hat sich zwei Drittel der Zeit rückversichert, dass man nach wie vor auf dem Stand ist, und vom Rest dann halbehalbe „Oh, exploitable“ oder „Oh Himmel, was für ein Schwachsinn“, aber holla, lag ich falsch. Größere Eindrücke vorweg, Manöver/Inputkritiken folgen.

Gero Wenderholm tritt amtlich Hintern

Gero Wenderholm tritt amtlich Hintern

Seit heute bin ich ein Fan von Gero Wenderholm. Ich weiss nicht, was ich für eine Keynote erwartet hatte, aber ganz sicher nicht diese. Nachhaltiges Marketing, und oh boy, der Mann wäscht einem so nachhaltig den Kopf, dass es zumindest mir eine Freude ist. Ich reg mich ja immer mal wieder über gewisse Defizite in Sachen gesellschaftlicher Verantwortung unserer Branche auf, und dann steht da vorn dieser Mann und stellt fest, dass Onlinewerbung eine Belästigungsmaschine ist, im RL würden wir eingesperrt für den Scheiß, den wir im Netz treiben, unsere Branche hat einen höheren CO2-Ausstoß als der Flugverkehr, es ist alles zum Kotzen ineffizient, und wir haben noch nicht mal über KI gesprochen. Zu dem Zeitpunkt brauchte ich keinen Kaffee mehr und fühlte mich so dermaßen abgeholt, wie man es auf einer derartigen Veranstaltung auch nur sein kann.

Sein Statement in extremer Kürze: es wird zuviel und vor allem zuviel Müll geballert. Das ist ein Problem der Marketer, aber auch der Publisher. In der Verantwortung sind aber auch und grade die „SEOs“, die jetzt nochmal mehr (KI-gespinnten) Müll ins Netz ballern, um sich gegen die (KI-gespinnten) Müllfluten der werten Kollegen durchzusetzen.

Die Agenda ist hier irgendwo dahinter.

An ein „Lasst den Scheiß“ kann ich mich vollumfänglich anschließen, spannend fand ich das Statement, dass viele seiner erfolgreichsten Optimierungsprojekte Themenreduktionen waren: Profile schärfen, sich auf die Inhalte konzentrieren, auf die es ankommt, die und nur die so gut wie möglich machen. Und ja, man muss es natürlich druntertackern: nachhaltiger wie SEO ist keine andere Marketingform.

Nach dem Eingangslob gleich mal der Diss an die Veranstalter (den sie nicht verdient haben, weil alles andere war wirklich völlig angenehm und charmant): unter diesem Gesichtspunkt kann man auch mal die Veranstaltungsagenda hinter dem QR-Code betrachten. „Zuviel Müll ballern“ kann man nicht nur mit KI, dazu reicht auch eine Auslieferung des Konferenzprogramms via Adobe. Auf dem iPhone sieht das dann original so aus.

Aber die großen Bögen. Ich halte mich nach wie vor nicht für den großen Netzwerker, es mag vor allem an der architektonisch charmanten Terrassenlösung der Location sowie der Nikotinsucht auf meiner und der Seite einiger spannender Menschen liegen, dass es zu einigen erhellenden Gesprächen kam. Weiterlesen

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Die Ringe der Macht: Team Sauron (mit Bonusinhalt)

Man beginnt zu verstehen, wie man auf die Idee kommen kann, ganz Mittelerde zu beherrschen und die dort ansässigen Völker grausam unterjochen zu wollen, wenn man die zweite Staffel „Die Ringe der Macht“ guckt. Im Übrigen bringt Sauron die einzige einigermaßen erträgliche schauspielerische Leistung aufs iPad, aber auch ungeachtet dessen kann man den Untergang Numenors, das Zerbrechen der letzten Bünde, die Kompromittierung der Menschen und das Schwinden der Elben kaum erwarten, wenn man sich mit dieser Verhunzung beschäftigt.

Man könnte sich nun länger über die unsägliche Hobbitstory verbreiten, die der unergründlichen Entscheidung der Götter geschuldet ist, Istari als leider von vollständigem Gedächtnisverlust geplagte Helfer im Kampf gegen den Schatten nach Mittelerde zu schicken, über die drei Palasträume, mit denen der Glanz Numenors auf der Höhe seiner Macht von jedem Stückchen Stuck Gondors im Dritten Zeitalter in die Tasche gesteckt wird. Über Elben, denen man allen grundsätzlich direkt eine aufs Maul geben will, sobald sie selbiges aufmachen, und wenn die Kackbratze fragt warum, dann gleich nochmal. Es ist alles vollkommen zum Kotzen, und das schlimmste ist, das müsste es nicht mal sein.

Denn das einzige, was auch nur ansatzweise interessant an der ganzen Geldverbrennungsmaschine ist, das sind die Orks und ihr Anführer Adar. Und tatsächlich sind die auch die einzige Fraktion, wo es keine Rolle spielen dürfte, mit was für Auflagen die Tolkien-Erben die Serie nun gestraft haben. Denn man kann sagen, was man will, die Orks haben bei Tolkien halt grundsätzlich verloren. Weniger Chancen als ein Typ in einem Song von Bruce Springsteen, und das nur, weil vor irgendwas um die zehntausend Jahre Morgoth ein paar Elben „verdorben“ hat. Seitdem ist das offenbar alles genetisch versaut, kann durch Prügel alleine nicht mehr korrigiert werden und ist vom Angesicht der Erde zu tilgen, wann immer man drauf stößt: das sind zehntausend Jahre Kulturgeschichte der Orks according to the great, late J.R.R.T., und so stehts halt kanonisch geschrieben. Und dann ists halt so, moment, nein!, denn in unserer aktuellen Serienstaffel wird auf alles kanonische ja gepflegt ein großer, toter Götz von Berlichingen gegeben. Warum mal nicht an der einen Stelle wirklich gepflegt auf den Kanon scheißen, wenns denn die Geschichte düngt?

Geschichte, von den Verlierern geschrieben

Geschichte, von den Verlierern geschrieben

Denn das bringt mich zur Bonusinfo. Dass die Orks so scheiße wegkommen bei Tolkien, das kann man natürlich auf Tolkien schieben. Man kann aber auch ganz historisch konstatieren, dass im dritten Zeitalter Elben und Menschen eben gewonnen haben und die Gewinner, wie mans so kennt, natürlich auch die Geschichte schreiben. Entsprechend schlecht kommen die Verlierer weg und entsprechend interessierts auch kein Schwein, wenn irgendwann irgendwo mal eine Orkmama ihr Orkbaby knuddelt (die einzige Szene der Serie, bei der ich sowas wie Anteilnahme verspürte bislang). Weiterlesen

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