Ich wollt noch bleiben, aber der zweite Vortrag, den ich heute dort sah, war derartig scheisse, dass ich mir ein transparenzschaffendes „Es ist meine Lebenszeit, verdammt“ aufs Panel nur schwer verkneifen konnte. Im Ernst, sowas geht gar nicht, ich hab nichts gegen inkompetente Leute ohne Ahnung, aber man muss sie keine Vorträge halten lassen.
Generell hab ich nach wie vor mein Problem wie bereits auf Twitter geäußert: Mein Eindruck ist, dass die Spackeria eine Lösung namens Post-Privacy hat und nun versucht, Probleme zu finden, die sich damit erschlagen lassen. Das ist meiner Ansicht nach die falsche Herangehensweise, und es ist schade drum. Wie in der Rezi zu Plomlompoms Buch angemerkt (das imo nach wie vor der geeignete Diskussionsstartpunkt sein könnte, da einigermassen strukturiert und mit den spannenden Grundgedanken versehen): Die Postprivacy-Debatte hat einige notwendige neue Perspektiven und bislang vernachlässigte Aspekte der Datenschutzdiskussion aufs Trapez gebracht und die sind wichtig. Datenschutz als Herrschaftsmittel, horizontale Vereinzelung, Herstellung von Machtgleichheit durch Datenverteilung und -zugang, das ist meiner Ansicht nach bislang unterbelichtet. Zu manchen Aspekten dieser und anderer Punkte wird Postprivacy-Denken hilfreich sein.
Ansonsten ist – naturgemäß – noch vieles vage. Man soll die Postprivacy-Diskussion auch utopisch führen, heißt es, und das ist an sich ein Ansatz, den ich mag, weil er in der Tat den Horizont freimacht. Die historische Herleitung des Konzepts Privatsphäre und der deutschen Spielart des Datenschutzes hat Plomlompom dazu bereits beigesteuert, die Utopie ist aber meines Wissens nach nicht formuliert und solangs da keine positive Formulierung gibt, sehe ich nicht, warum man a) damit anfangen sollte, schon mal prophylaktisch Daten in PP-Kontexten zu befreien und b) sich über Detailfragen zu verbreiten, ob man nun Daten und APIs von Google haben will oder nicht besser in Bildung investiert.
Wie gesagt: ich finds nicht ehrenrührig, einen unausgegorenen Denkansatz in die Welt zu werfen, interessant ist er definitiv und ich geh davon aus, dass wir in näherer Zukunft schon feststellen werden, dass uns das weitergebracht hat. Aber wo die Hebel und Weiterdenkansätze vorhin platziert wurden, seh ich keinen großen Erkenntnisgewinn.
One Response to Kurzeindruck von der Spack0