Religion, Toleranz und meine unerträgliche Altersmilde…

…muss ich eben noch mal zum Thema machen. Ich bash gerne auf Religionen drauflos, das ist mein gutes Recht, ich find die ganze Scheiße ja auch scheiße, aber ich stellte letztens in Kirchheim fest, dass ich viel altersmilder bin, als ich eigentlich von mir dachte. Kurze Vorgeschichten (2 Stück).

Geschichte eins. Ich kriegte ne noch nicht wirklich angefangene Freundschaft gekündigt, weil ich mich in zugegebenermaßen drastischen Worten zum Dalai Lama geäußert hatte. Mein Alkoholberater erläuterte mir, man solle manche Heiligtümer von Frauen nicht in Frage stellen, wenn man nicht alle Folgen akzeptiere, aber wenn man das tue, seis besser, man outet sich früher als später. So gesehen fein, es wär ja schade gewesen, wenn man sich schon länger kennt und dann doch feststellen muss, dass man sich scheiße findet. Und dem Dalai Lama gehört nun mal aufs Maul, und wenn die Bratze fragt, gleich nochmal.

Geschichte zwei. Meine Mutter fragt mich, wie und wann ich eigentlich aus der Kirche ausgetreten bin. Es entsteht ne längere Unterhaltung, in der ich zum einen meine Asympathie gegenüber Kirchen natürlich zum Ausdruck bringe, aber vor allem klarstelle, dass der ausschlaggebende Punkt ein ganz anderer ist. Denn es ist ja nicht so, dass ich von einem Tag auf den anderen beschließe, vom Glauben abzufallen, sondern dass das ein Prozess ist – man stellt irgendwann fest, dass man bei näherem Überlegen weiß, dass es Niemanden Da Oben gibt und die einschlägigen Heilslehren halt ein Haufen dummes Zeug mit einem gelegentlichen moralischen Anspruch sind. Man glaubts halt nicht mehr, wie man halt auch irgendwann nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubt, und da kann man sich noch so sehr Mühe geben, es gibt halt keinen Weihnachtsmann. Es ist kein Entscheidungs-, sondern ein Erkenntnisprozess, und der findet halt statt oder nicht, mit ner Wertung hat der nichts zu tun, mit ner Entscheidung auch nicht – wie beim Weihnachtsmann eben auch. Man beschließt ja nicht, den Weihnachtsmann ab sofort scheiße zu finden oder nicht mehr an ihn zu glauben, man hört einfach auf damit und gut. Das war so meine These.

Das war der Punkt, wo ich eine erstaunliche, wenn nicht gar erschreckende Toleranz bei mir feststellte. Eigentlich dachte ich, ich find Religionen scheiße und ihre Angehörige für dumm, verblödet, unterentwickelt oder was auch immer. Das ist aber gar nicht so. Im Gegenteil stellte ich fest, dass ich da durchaus Sympathie empfinde. Es hat was, wenn man an den ganzen Kram einfach noch glauben kann, wenn man da was hat, was Halt gibt und einem die Welt ein wenig heiler scheinen lässt. Himmel, manchmal merke ich, dass ich gelegentlich leisen Neid empfinde, wenn manche Leute sich ihren Kinderglauben bewahrt haben, aber nichtsdestoweniger wöllt ich nichts weniger als mit denen tauschen.

Was mir da aufging: ich mag da gelegentlich harte Worte in den Mund nehmen, wenns um Gestalten wie den Dalai Lama oder um Papa Razzi geht, aber ich hab an sich nichts gegen die Anhänger. Die können ja nichts dafür. Wie ich auch nichts für meinen Agnostizismus kann, der kommt halt mit der Zeit, wenn man sich seine Gedanken macht. Und eben dieses „Man kanns sich nicht raussuchen“ macht mich da irgendwie milde. Ich denke (bzw., fürchte), zu milde. Weil wenn ich vernünftig drüber nachdenke, ist die größte Menschheitsgeißel grade die Religion und das Verständnis für ihre Anhänger ungefähr so sinnvoll wie das Tolerieren der Kryptofaschisten, die das Inderklatschen auch nicht wirklich gut finden, aber schon auch mal fragen, ob die nicht angefangen haben oder ob Deutschland so Leute von sonstwo braucht.

Wie gesagt – so *denke ich rational* – aus dem Bauch raus ists anders. Da find ich Kryptofaschisten zum Kotzen und stell andererseits fest, dass ich Christen oder Dalailamafreaks vollkommen ok finden kann. Und wenn ich vernünftig nachdenke und ich mir überlege, was mir von den Leuten alles zugemutet wird, beginne ich mich aufzuregen. Himmel, ich reg mich über die irrationale Politik auf, aber dass sowas wie den Statements von Ratzinger ein solches Maß an öffentlicher Aufmerksamkeit eingeräumt wird, obgleich das schlicht und ergreifend völlig irrationaler Nonsense ist, nun ja, man kotzt gelegentlich ein wenig, aber dann ist auch wieder gut.

Die ganze Scheiße wegen der christlichen Wurzeln der EU, dass man *ernsthaft* eine Kreationismusdebatte in .de führen kann, dass der Dalai Lama mit Gottesstaat-Predigten hier *Fans hat*, da muss ich schon recht bewusst an durchaus intelligente und liebenswerte Menschen denken, die diesbezüglich nicht grade immer nen zustimmenden, aber religionsfreundlichen Kurs haben. Und frag mich dann, ignoriere ich nicht die Wurzel des Problems, nämlich die ganzen Leute, die mit dem meisten nicht konform gehen, aber doch das Grundprinzip „hier wir, dort höhere Macht“ anerkennen und damit fördern?

Ernsthaft: wenn ich mir die Gewichtung von Religion im öffentlichen Leben ansehe, dann komm ich zum Schluss, dass mir von Staats und vielen Menschen wegen extrem viel Beleidigungen meines Verstands zugemutet werden. Da ist mein Hass auf den Dalai Lama ein Dreck dagegen. Weil ich find ja nur den zum Kotzen und begrüße, wenn er aufs Maul kriegt, irgend nen karmischen Hintergrund wird das dann ja eh haben. Seine Anhänger tolerier ich ja. Nur, *ich* fühl mich gelegentlich nicht toleriert. Ich will grade nicht ein langes Post noch länger machen, dass wir ne nichtgläubige, nichtrepräsentative Mehrheit in .de haben, ist imo nicht mal der Punkt, weil mir gehts um Vernunft und nicht um Mehrheitsentscheidungen, aber hey! Was aus Rücksicht auf Religionen an Dreck gesagt und geschrieben und diskutiert werden und, verdammt, *ernstgenommen* werden kann, das geht mir auf den Geist! Wenn ich sage, dass Ratzinger ein reaktionäres Stück Dreck ist, dann ist das meine Privatmeinung, da kann jeder Christ sagen, ach der, der brennt in der Hölle für irgendwann, und Razi selber ist eh Stellvertreter Gottes, der sollte das abkönnen oder dereinst nach meinem Ableben ahnden. Aber ich werd ganz konkret hier und jetzt mit der ganzen Religionsscheiße verblödet, ich muss mich hier mit ihr auseinandersetzen, und ich mags an sich nicht mehr tolerieren.

So. Ich krieg grade kein gutes Schlusswort zusammen, das ausreichend differenziert. Aber ich mags wiederholen: wie und in welchem Ausmaß religiös motivierte Argumentationen permanent im Alltagsleben, in der Politik, der Bildung und sonstwo das Denken beleidigen, ist in der aktuellen Debatte nicht annähernd drastisch genug auf den Punkt gebracht. Und das will ich gewürdigt wissen, bevor sich der nächste gläubige Depp beleidigt fühlt.

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18 Responses to Religion, Toleranz und meine unerträgliche Altersmilde…

  1. daniel sagt:

    Religionen polarisieren wirklich die Gesellschaft.

    Man kann darüber denken was man will, aber wenn dir ein (sterbenskranker) Mann auf der Onkologie sagt: „Hey, ich kämpfe jetzt weiter weil ich an Gott glaube und er an mich glaubt“, dann finde ich das beeindruckend. Ebenso bei einem jüngeren, der von den Ärzten mangels Heilungschancen nach Hause geschickt wurde: „Ich gehe jetzt nach Hause, finde meine Ruhe und hoffe auf eine (absolute) Gerechtigkeit.“

    Ein Anhänger der Zeugen Jehovas (mit guten Prognosen btw) brach die Behandlung ab weil er Blutkonserven verweigerte. Ging ins „Mutterhaus“ zum Sterben..

  2. Oliver sagt:

    Mmh meinen Religionslehrer konnte ich nie wirklich fordern, er hatte eine Ruhe und Gelassenheit verinnert die beeindruckte – er lebte seine Religion. Ich denke würden mehr ihre Religion tatsächlich leben, wären da auch weniger schreiende Nörgler vorhanden. Was wer macht ist mir im Prinzip schnuppe, der Verein unter dem ich mal getauft wurde jedoch nicht. Ich kenne viele Messdiener die später probate Atheisten abgaben :D

  3. Erst kürzlich missionierte es bei mir. Da stand ich nun vor der Frage, ob ich sie reinlasse und rumstreite, oder nicht. Letztlich dachte ich mir unter anderem, ach ne, laß mal gut sein – das Frauchen und der alte Herr, die mögen halt weiter ihrer Wege gehen und mit ihrem Glauben glücklich werden. Aber irgendwie fuchst es mich dann doch, wenn ich mir anschaue, was unter diesem Glauben für Scheiße passiert, so, wie die oben angeführte Einstellung zu Blutkonserven. Von den vollkommen abgespacten Visionen, die jedem Sunshine-Ticket ebenbürtig sind, mal ganz abgesehen…

    Andererseits, und das muß ich gerade den Zeugen Jehovas lassen, haben die einen enormen Zusammenhalt, der fast schon erschreckend und für meine Verhältnisse viel zu erdrückend und einnehmend ist. Aber das ist gerade bei dem christlichen Volke ähnlich, zumindest hier auf dem Lande.

    Mei, letztlich denke ich mir halt, soll doch jeder tun, was er will, aber den anderen nicht nerven. Allerdings belästigen diese Kirchen die Menschen durchaus in mannigfaltiger Art und Weise. Es wird mit irgendwelchen Prophezeiungen und sontigem Esokram geworben, eingeschüchtert und gelogen, etc. Das kann es also auch nicht sein. – Komisch nur, daß eigentlich alle Großraumsekten mit den gleichen Grundzielen werben und alle an einen Gott glauben, der eigentlich überall gleich ist, nur anders heißt und ein paar andere Verwandte hat. Gäbe es diese Götter also alle, dann wäre die Diskussion hier eh schon für den Arsch, weil sie uns dann spätestens nach dem Ableben selbigen aufreißen, aber das glaub ich ja auch wiederum nicht.

    Was also tun? Spinner rumspinnen lassen, solange sie nicht nerven, oder doch hin und wieder verbal aufs Maul hauen und versuchen, ein paar logische Urinstinke zu wecken? – Würden so wie gesagt zB gerade die meisten der ganzen angeblichen Christen das leben, was in den zehn Geboten steht, dann wäre die Welt schonmal ein deutliches Stück besser.

    Mir ist es trotzdem relativ egal, was sich jemand für einen Glauben auf die Fahnen schreibt. Es kommt einfach darauf an, was er tut. Jeder kann selber Gott sein, erschaffen, kreieren, formen, Gutes oder Schlechtes tun. Jeder kann sein eigenes Paradies oder seine Hölle schaffen, im Hier und Jetzt.

  4. madchiq sagt:

    Mag ja sein, dass ich bereits zu sehr verbloedet bin… aber irgendwie fehlt mir mal wieder das Konstruktive.^^
    Was waere denn eine (mehr als nur ueber-)lebenswerte Alternative? Also jetzt in Richtung Lebenssinn-Frage gedacht und in Richtung Vermittelbarkeit. Irgendwann bieten weder die Komplexitaet des Alltaeglichen – so mensch da durchstiefeln mag – noch die ach so objektive Wissenschaft – so mensch die verstehen moechte – ebenfalls keine Anzeichen von (Er-)Loesung mehr und dann…
    Pharma-Konsum bis zum Abwinken?

    Von daher kann ich zwar die Neidgefuehle gut verstehen. Beleidigungen eines einigermassen reflektierten Verstandes hingegen finde ich, wenn ich so genau schauen wuerde, an jeder Ecke. Da braeuchte es das Feindbild Religionen nicht mehr zu, um die Toleranzschwelle auszuloten. Im Gegenteil, bei denen hab ich wenigstens den Eindruck, dass das Ziel – eine funktionierende Gesellschaft – zumindest ansatzweise noch vorhanden ist. Wie daemlich das auch immer im Einzelfall rueberkommt…

  5. Korrupt sagt:

    Ich will grade gar nicht konstruktiv sein, und nichts liegt mir ferner als einen friedlichen Dialog mit religiös toleranten oder sonstwie angehauchten Menschen zu führen, möge ihnen die Güte und die Menschenfreundlichkeit auch aus allen Poren triefen. Ich will anerkannt wissen, dass es ein verdammter Act ist, als Agnostiker diesen ganzen religiösen Dreck zu tolerieren. Ich tolerier den im besten Wortsinn: ich finds scheiße, aber ich werd den Teufel tun und dagegen vorgehen, ich gönns den Leuten sogar gelegentlich, und täte ichs nicht, dann kriegt der Himmel auch kein Loch von.

    Es geht mir aber in meinen Augen zu sehr unter, *wieviel* da toleriert werden muss. Und mir fiel es eben bei dieser Freundschaftsaufkündigung wieder auf: dass *ich* keine Freundschaften kündige, obwohl die glaubenstechnischen Ansichten mancher Freunde und Bekannter meinerseits ein schlichter Schlag in die Fresse sind und meinen Verstand beleidigen, ist ein verdammter Akt der Toleranz. Und den will ich gewürdigt wissen.

  6. Oliver sagt:

    >Was also tun? Spinner rumspinnen lassen, solange sie nicht nerven, oder doch hin und wieder verbal aufs Maul hauen und versuchen, ein paar logische Urinstinke zu wecken?

    Solange es bei Meinung bleibt ist doch alles im grünen Bereich. Andererseits äußere ich mich dazu auch nur aus Anlaß heraus und missioniere nicht meine Umgebung, in dem ich predigend umherziehe. Den Teufel mit Belzebub auszutreiben ist dann auch nicht wirklich der Bringer. Einige gar machen gar ihren Atheismus zu einer Art Glauben und dann ist man eigentlich schon gewaltig übers Ziel hinaus geschossen.

    Würde ich jeden anmachen der da gläubig in meiner Umgebung daher kommt, wäre das auf Dauer auch recht krank. Logisch kann mal bei bestimmten Thematiken eine Diskussion vom Zaun brechen, die vielleicht sogar ausufert, aber wohl nicht anders als bei politischen Themen oder eben halt einer anderen Meinung zu einem brenzligen Thema.

  7. Soligrab sagt:

    Ein hybscher Artikel von Monsieur K. – so gesehen halte ich es auch natürlich für sehr sinnvoll, dem christlichen Toleranzgeschwafel von Dreckschleudern wie z.B. Wolfgang Huber mal entgegenzuhalten, was unsereiner hierzulande tagtäglich für Kirchenkacke aushalten muß und sich seit Jahrzehnten trotzallem keine Sprengstoffgürtel gebastelt hat. Nun gut.
    Trotzdem sollte man sich über den Toleranzbegriff unterhalten. Möchtest du deinen »Akt der Toleranz im Wortsinn« wirklich »gewürdigt wissen«? Und wenn ja, von wem?
    Also wenn mein tagtägliches stilles Erdulden von mich umgebenden Brainfuck ständige Würdigung erfahren sollte, hätte ich einen übervollen Audienzenkalender. Ich habe anderes zu tun. Und grundsätzlich ist es eine prima Sache, ohne viel Brimborium davon auszugehen, daß jeder irgendwie anders glücklich wird.
    Wenn einer Milchzuckerkügelchen schluckt und sich gesünder fühlt – bitteschön. Wenn einer nicht durch den Tag kommt, ohne sein Horoskop gelesen zu haben – her mit der Zeitung! Wenn jemand Rosenkränze abzählen oder sich regelmäßig in eine Himmelsrichtung verbeugen möchte – soll er doch.
    Ich trinke lieber Bordeaux als Rioja, trotzdem fordere ich mitnichten die spanische Inquisition für Kopfschmerzweine.
    Und überhaupt, wie soll man im Kunstbereich auch nur einen Tag über die Runden kommen, wenn man es nicht zu ertragen vermag, daß es Leute gibt, die tote Frösche in Plexiglas gießen oder Weltformatleinwände mit Menstruationsblut vollschmieren möchten?
    Das ist doch nicht das Toleranz-Problem. In einer Welt, deren Alltag von den Durchführungsbestimmungen des Arbeitsmarktes bestimmt wird, gönne ich jedem von Herzen seine Privatspinnereien, auch wenn sie noch so absurde Blüten treiben. Meine gönne ich mir ja auch.
    Aber wenn es das Gemeinwesen betrifft, ist halt Schluß. Wenn meine Krankenkasse die Kügelchenfresser quersubventioniert, wenn von meinen Steuergeldern Christenkrankenhäuser bezahlt werden oder wenn sich irgendwelche Kreationisten in die Genforschungsdebatte einmischen zu meinen müssen etc. da hört der Spaß auf. Wem für das Grundgesetz nichts Klügeres einfällt, als sich auf die Verantwortung vor Gott zu berufen, der hat einfach das Nachdenken unterlassen. Das hat m.E. mit Toleranz nichts zu tun und wenn sie sich so aufführen, bin ich – wenn schon die Etymologie herbeizitiert wird – bei den Religionen eindeutig für TOLLERE anstatt TOLERARE.

  8. Korrupt sagt:

    Hm, derbe Zustimmung zu deinen letzten zwei Absaetzen und zu allen anderen auch. Und ja, grade darum gehts mir ja. Schau, Onkelz-Fans beispielsweise sind dumm und wollen unterdrueckt werden, die braucht kein Mensch tolerieren, im gegenteil, macht man das, fuehlen sie sich missverstanden und integriert, und das wollen sie ja nicht. Moderne Kunst will anecken, Menstruationsblutsgeklatsche will verrissen, der Untergang des Abendlands angekuendigt sein. Aber die ganze religioese Kacke gibt sich so sozial, so lieb, so tolerant und hastenichtgesehen, aber was man da fuer nen Brainfuck braucht, um das trotz klaren Denkens irgendwie ertragbar zu halten, das findet halt nicht statt!
    Die Feulletons koennen ja Beuys und Bushido dissen, da ist das drauf angelegt, die *wollen* das so. Bei der Religionsscheisse ists das nicht, aber weitaus duemmer bzw. verdummender und sie werden *nicht* gedisst. Sie sind aber weitaus nerviger und intelligenzbeleidigender als Beuys und Bushido und verlangen einem daher weitaus mehr Toleranz ab, himmel, gelegentlich wird sogar gefordert, man muesse sich zu ihnen bekennen, will man hier leben. Ich seh da nen Unterschied, und ich seh da zuviel Toleranz.

  9. madchiq sagt:

    Mein Freund, mich duenkt, Du warst zu lange nicht mehr bei den Zatopeken.
    Sie werden *nicht* gedisst. Hah!

  10. Soligrab sagt:

    Allerdings. Die Feuilletons dissen Menstruationsgeschmiere und tote Frösche selten. Du mußt dir weiß der Teufel was einfallen lassen, um auf dieser Ebene anzuecken. Deswegen funktionierts ja auch nicht respektive die Versuche, das Anecken zum Laufen zu bringen werden immer verzweifelter. Was will man denn noch machen? Minderjährige Mädchen schänden und anschließend zu Claydermanmusik mit der Kettensäge zerstückeln?

    Ob nun Globulifresser, Kotschmierer, Fuseltrinker, Horoskopleser oder Christen meine Intelligenz mehr beleidigen – ich mag mich da nicht festlegen.
    Aber sobald einer seinen Wahrheitsanspruch auf mich ausdehnen möchte, ist halt Feierabend. That’s the point.

    Gruß!

    b

  11. HinRichter sagt:

    Ich bin auch kein Fan vom Papst, nur was hast du eigentlich gegen den Dalai Lama? Außer großen Tönen und Geblubber habe ich den Artikeln keinerlei Argumentation entnehmen können.
    Aber gut, frei nach dem Motto „Ich habe meine Meinung, irritiert mich nicht durch Fakten!“ lebt sichs natürlich sehr bequem. Jeder sucht sich seinen eigenen Weg, seine Energie zu verschwenden, nicht wahr?

  12. Korrupt sagt:

    Nein, nicht wirklich. Ich wuerde mich in der Materie auch durchaus als beschlagen betrachten. Mein Thema war eben die Toleranz und kein DL-Gedisse. Es wundert mich aber, dass du als Betreiber eines „Neoanarchie“-Blogs deine Wertschaetzung ausgerechnet einem Menschen entgegenbringst, der fuer feudalste Theokratie steht. Das Gottkoenigtum in Tibet war eine Elendsherrschaft, von Freiheitsrechten der Buerger konnte keine rede sein und ich wage zu behaupten, dass es den Tibetern unter China in der Tat besser geht wie unter den Theokraten zuvor.
    Ich kann mich weiterhin nicht mit dieser unsaeglichen Kuechentischphilosophie anfreunden, die der DL permanent absondert. Das ist esoterischer Schmonzes, mit dem ich mich in der Tat nicht weiter auseinandersetzen will, weil dann koennt ich auch Bauernkalender kritisieren. Mich nervt diese Tibet-Glorifizierung, das unter den Dalai Lamas ein rechter Sauhaufen war, mich stoert eine Religion, die das Toleranzmaentelchen schwingt und, hat sie die Moeglichkeit dazu, ebenso menschliche Theokratien errichtet wie alle andere auch. Und mich stoert diese unsaegliche Karmascheisse, mit der alles und nichts gerechtfertigt, gutgeheissen und sonstwie begruendet wird. Lasst euch nicht beluegen, es kommt nichts nachher, schreibt Brecht, und das stimmt, ob mans nun wider der Witzfiguren in Schwarz, oder denen in Gelb sagt.

  13. soligrab sagt:

    Man sehe mir die Randnotiz nach:

    Bei Brecht heißt es »Laßt euch nicht VERFÜHREN«. Das ist, näher betrachtet, keine Marginalie – gerade weil Brecht selbst die Nutzung religiöser Mittel im Dienste eines totalitären Regimes miterleben mußte. Fackelumzüge und Blut-und-Boden-Scheiße passen eben nahtlos in die Reihe der Machenschaften von Leuten, die ihr Tun und Lassen einem unantastbaren, diffusen Urgrund unterordnen.
    Im Gegensatz zur LÜGE, die in diesem Kontext bei Brecht als zweckgebundene Falschaussage wider besseres Wissen verstanden werden will, sieht er hier offenbar das Problem darin, daß der VERFÜHRER an den Mist glaubt, den er verzapft und für den er notfalls über Leichen geht. Darin liegt ja das Grundproblem: Glauben vs. Denken

    Mit dem Grund deines Postings hat das freilich nichts zu tun – wer sich öffentlich darüber ärgert, daß der Dieter den Wolfgang damals nicht voll erwischt hat und den Kopfschuss für »angebracht« hält und ihn »nach Möglichkeit« auch gern nachholen würde; sich dann gleichzeitig aber für die Reïnkarnation des aus Mitgefühl erleuchteten Menschendieners in die Bresche wirft… Nun ja… Dessen Geisteshaltung ist mit »naiv« sehr wohlwollend umschrieben.

  14. HinRichter sagt:

    @korrupt
    Aaah, Argumente ;-)

    Ich verehre den DL nicht, aber ich respektiere ihn durchaus für seine anhaltenden Aufrufe an die Menschen, sich anständig zu benehmen. Ob das unter dem Thema Religion läuft oder nicht ist mir in diesem Fall nicht weiter wichtig.
    Das es den Tibetern unter der chinesischen Herrschaft nicht besser geht, kann man nach Lektüre dieses Buches schnell feststellen: http://www.amazon.de/Doch-mein-Herz-lebt-Tibet/dp/345126708X/ref=sr_1_1/302-6353626-8800053?ie=UTF8&s=books&qid=1188980897&sr=8-1

    Dort ist die Rede von Konzentrationslagern, öffentlichen Hinrichtungen und völliger Unterdrückung der Bevölkerung durch ihre „Befreier“.
    Das ist nicht einer Theokratie vorzuziehen, in der die Menschen seit Jahrhunderten eine tiefverwurzelte Spiritualität innehaben. Ich empfehle ebenso die Lektüre des Buches „7 Jahre in Tibet“. Der Film ist eine lächerliche Parodie auf das Buch, also lest es erstmal. Man gewinnt dadurch eine sehr tiefgreifende Einsicht in das Leben und die Mentalität in Tibet.
    Als die Chinesen in Tibet einfielen, war der gegenwärtige Dalai Lama nur ein Kind und hatte von seinem eigenen Land nur den Sommer- und Winterpalast, bzw. den Weg dazwischen gesehen, ihn also als Sündenbock des herrschenden Konzils darzustellen, bevor er überhaupt die Regierungsgewalt übernommen hatte, kann man wohl als etwas übertrieben ansehen.

    Übrigens ist Respekt und Achtung ein elementarer Bestandteil der Anarchie.
    Dazu gehört auch, das Denken und Fühlen anderer Menschen zu achten und zu respektieren, daher kann ich das ohne jeglichen Probleme unter dem Motto „Neoanarchie“ laufen lassen.

    @soligrab
    nun, ich werfe mich für niemanden in die bresche, allerdings kann man wohl sagen, daß der dalai lama einiges gutes bewirkt hat und das er die menschen dazu anregt, über ihr handeln nachzudenken. allein das ist schon eine leistung, die sich von uns niemand auf die fahne schreiben kann.
    wenn du maßvolles betrachten und das respektieren der leistungen eines einzelnen menschen als naiv „wohlwollend umschreibst“, kann man dir wohl, „wohlwollend umschrieben“, jegliche art der realistischen betrachtung absprechen.
    der dalai lama ist in diese rolle hineingeboren, das sollte man nicht vergessen. und ihn einfach pauschal als ein hassbild gegen jegliche religion zu benutzen steht euch natürlich frei, allerdings vergisst man in einer hasstirade auch mal schnell, das manche menschen versuchen, aus ihrer situation das beste rauszuholen.

  15. madchiq sagt:

    Der Lama wurde da nicht „hineingeboren“. Genau da faengts naemlich schonmal an… und damit gibts auch nichts zu vergessen, sondern nur Koepfe zu schuetteln. Gut waere, wenn da ein paar richtige dabei waeren.

  16. HinRichter sagt:

    @madchiq
    also, wenn eine horde priester in ein dorf einfällt und sagt:“du, junge, du bist der neue dalai lama.“ kann man wohl schon sagen, daß da keine große auswahlmöglichkeit besteht, oder?

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