Vorsicht, es wird ein wenig ad personam, aber ich hoff, dass man sich was mitnehmen kann und nicht nur nen Rant zu lesen kriegt.
Jedenfalls, die Piraten haben nen Revisionisten im Boot und mit der Ämterbetrauung einen veritablen Bock geschossen. Das wird kritisiert, und das ist gut so. Die üblichen selbstgerechten Arschlöcher kritisieren ein wenig deftiger, und das war schon immer so. Aus diversen Glashäusern wird auch fleißig geworfen, aber von Leuten, die Mitglied bei den Grünen sind, erwartet man ja auch sonst kein Schamgefühl. Was mich irritiert, sind sonst eher vernünftig wirkende Stimmen, die sich grade ein wenig seltsam benehmen.
Im Ernst: ich krieg den Eindruck, dass da die PP gar nicht schnell genug wieder begraben werden kann, damit man möglichst schnell wieder die üblichen Verschnarchtheiten, Klüngel, Drecksäcke und -schleudern bei den „etablierten“ Parteien dissen kann. Und das verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Ein paar Gründe folgen.
ad 1. Die PP ist nicht die von der Laien. Das bedeutet, sie ist nicht vollkommen merkbefreit. Ich kann es verstehen, dass man grade nur noch große Keulen zur Hand hat, wenn es irgendwie um Netz und Politik geht, weil alles andere lassen die Zensursulas ja eh von sich ablaufen, lügen dagegen an oder stellen sich dumm geben sich, wie sie halt sind. Es gibt aber meines Erachtens nach keinen Grund dazu, so zu tun, als ob auch die PP Kritik aus dem Netz ablaufen lässt und/oder die Debatten ignoriert. Es wird aber grade gedisst und gebasht, als sei exakt das der Fall, als ließen sich die PP-Gremien das Internetz auch ausdrucken und unter Punkt „Sonstiges“ im Tagesbriefing mit „Die Internetcommunity protestiert gegen irgendwas“ zusammenfassen. ich denke, dass alle Beteiligten wissen, dass es anders zugeht.
ad 2. Die PP ist auch nicht die SPD. Das bedeutet, dass sie keine Bekenntnisse zu irgendwas in irgendein Programm schreibt, was vollkommen anderes beschließt und das hinterher mit „Wir sind internetfit“ ihren 18% Wählern als Erfolg verkauft.
ad 3: Wenn man bei den Ruhrbaronen (sorry, Stefan, ein Beispiel muss ich ja nehmen) nun schon den Spaten schwingt zum Gräber ausheben, dann mag ich ihn schon fragen, wie schnell und professionell man eine Parteienstruktur von Null auf Hundert bringen muss, um seinen Segen zu finden, ob er diese Ansprüche für realistisch hält und ob er damit nicht möglicherweise schon mal ausschließt, dass in der deutschen Parteienlandschaft überhaupt noch irgendwas passieren soll oder er sich über Bande eine Zementierung der Verhältnisse wünscht. Ein „Schneller, Nein, Ja, ja“ als Antwort könnte ich durchaus verstehen, anderer Ansicht wäre ich da aber ebenso wie bei der imo lächerlichen Geschichte, dass „KiPo“ als Abkürzung eine Verniedlichung und Herabwürdigung sei. Man kann sich auch künstlich aufregen. Noch andere sagen Loli. So what?
Wenn ich schon am Weisheit absondern bin: Dass es nun auch um Meinungsfreiheit in und um der PP herum eine Debatte gibt, ist klar, aber lösen kann man die an sich ganz einfach: die PP setzt sich gegen Zensur im Netz und für Freiheitsrechte ein. Wenn irgend ein Revisionist seine Scheisse irgendwo im Netz verzapft, dann soll das nicht per Netzfilter aus dem teutschen Internet rausgefiltert werden, weil das wichtige Informationen sind, die uns ein Bild vom Zustand der Gesellschaft verschaffen. Aber wenn er sie in einem PP-Amt verzapft, dann fliegt er eben, weil es sonst ein Bild von der Piratenpartei vermittelt, dem diese laut Programm nicht entsprechen will. Wenn ihm das nicht passt, kann er seinen eigenen Verein aufmachen, aber das Geheule von ihm und seinen Geistesbrüdern kann man getrost ignorieren. Ich schrei ja auch nicht Zensur, wenn die CSU meine Ansichten nicht im Bayernkurier abdrucken will.
Der Punk hats eigentlich ganz gut gesagt. Rausschmeißen, nicht allzu viel Zeit bei lassen, gut. Im Augenblick hab ich aber den Eindruck, da kriegen grade auch manche Leute Muffe, dass was aus der Sache werden könnte, und nun muss man bei aller Sympathie für die meisten Ziele schlechtschreiben. Dass man sich aber auf die bestehende Parteienlandschaft in keiner Weise verlassen kann, was auch nur das ansatzweise Eintreten für Grund- und Bürgerrechte angeht, haben wir in den letzten Jahren gesehen. Ich könnte das alles verstehen, wenn dann mit Vehemenz für die entsprechenden Ziele unter Umgehung der parlamentarischen Option eingetreten wird, aber so? Nicht wirklich.
P.S. Oder ist das alles grade so eine Art medialer Initiationsritus für Parteien, wo sich eben die Spreu vom Weizen trennen muss?
langsam aber sicher gehts mir auch gewaltig auf den hodenbehälter, was in der blogosphäre momentan so abgeht.
das ganze scheint mir mittlerweile echt nur noch in übelstes gebashe zu gipfeln, so nach dem motto „wenn die piratenpartei jetzt offiziell mitmachen darf bei der bundestagswahl, dann gehört sie zu den etablierten und is somit automatisch platt zu reden/schreiben“
haben etwa alle angst, dass sich jetzt tatsächlich was in der politik ändern könnte und man dann nicht mehr so einfach auf alles was passiert, eindreschen kann? ganz vorne mit dabei mal wieder, sind die jungs von fixmbr und da wirds auch richtig auffällig – bei jedem blogpost zumindest einmal kurz im nebensatz noch ein kleiner seitenhieb auf die pp – einfach unnötig sowas.
ich hab echt schon gar keine lust mehr, mich zum kreis der „internetcommunity“ zu zählen, das is alles nur noch hochnotpeinlich – anstatt zusammen zu stehen und endlich was zu ändern, wird das ganze von der eigenen gruppe im keim erstickt. herzlichen glückwunsch
Nu ja, „die Jungs“ braucht man ja auch wirklich nicht zu lesen… Es sei denn, du hegst den Verdacht, zum selbstgerechten Besserwisser mutiert zu sein und benoetigst ein Korrektiv, das dir zeigt, dass es noch schlimmer geht. Brauchte ich scho seit ungefaehr nem Jahr nicht mehr, und ich fuehl mich weder schlecht informiert noch mangelt es mir an der Auseinandersetzung mit Argumenten oder Standpunkten :o) Ich kanns weiterempfehlen :)
Jaaaaa, wir sind alle eins und einer Meinung und stehen zusammen! Heureka, das Internet – ich sags euch!