Kurze Vorrede: BREIN ist die niederländische Entsprechung ungefähr der GVU, eine privatwirtschaftliche Organisation, die Urheberrechtsverstöße insbesondere im Internet verfolgt und dabei nun, gelegentlich zweifelhafte Methoden anwendet. Die üblichen Massenklagen gegen Filesharer, der letzte Geniestreich war eine Vorladung der Pirate Bay via Twitter. Sagen wir so: dass sie sich zu einer Podiumsdiskussion auf der HAR einfinden, hat meinen Respekt, das ist schlicht auch mutig von jemandem wie Tim Kuik, der BREIN leitet.
Die anschließende Diskussion war jedoch? erwartungsgemäß? eine Aufarbeitung der längst bereits gehörten Argumente beider Seiten. Kuik will, dass die Kreativen von ihrer Arbeit leben können, die Kritiker sehen im Urheberrecht in seiner jetzigen Form ein Hemmnis für die Weiterentwicklung der schaffenden Künste, die Fristen sollten verkürzt werden, die Rechtelizenzierung vereinfacht, dem eigentlichen Kreativen mehr Rechte gegeben werden usw. usw, Man hat alles schon gehört und gelesen, x-mal.
Jemand wie Kuik kommt damit natürlich bestens klar, er sagt eben, dass das Copyright das Auskommen der Kreativen sichert, bzw., dass es eben auch durchgesetzt wird. Das ist sein Job. Die Durchsetzung ermöglicht die Verwertung, und wie die aussieht, geht ihn nichts an, das ist die Sache der Rechteinhaber. Das ist eine Argumentationsposition, auf der man es sich gemütlich einrichten kann.
Wenn dann eine Diskussion über ein „Wer verklagt jetzt wen mit mehr Gründen wegen Verleumdung“ mit der Pirate Bay folgt, ist das vielleicht kurz witzig, aber nicht zielführend. Das Publikum fragt Sachen wie was ein Buchautor als Rente kriegen soll, wenns keine 70 Jahre Verwertungsrechte gibt, die xmal gegebene Gegenantwort, dass ein KFZ-Mechaniker bei Daimler auch keine 70 Jahre Lizenzrechte an den von ihm produzierten Karossen kassieren kann, um seine Rente zu sichern, kam erwartungsgemäß zurück, und so die ganze Zeit.
Am exemplarischsten vielleicht die Passage, als es hieß, dass (nach ca. 3/4 der Zeit) ungefähr alle bisher gebrachten Argumente auch schon in einer Streitschrift aus dem Jahr 1909 geäußert wurden. Das bedeute, man sei seitdem nicht weitergekommen und das System derbe im Arsch. Kuik dazu: Oder es funktioniere hervorragend.
Nun ja. Ich denk, mehr ist in so einem Rahmen auch nicht zu haben. Es wird niemand erwarten, in so einem Rahmen die Copyrightrestrukturierungen fürs kommende Jahrtausend zu hören. Aber trotzdem…
One Response to HAR2009 vs. BREIN, eine Enttäuschung