Ob das ne Serie wird, mag ich nicht versprechen, aber ein paar Vorträge vom 26C3 mag ich noch empfehlen, insbesondere, nachdem sie nun ja vollständig zum Download stehen. Da man dann doch gelegentlich viel lädt und hinterher wenig anguckt, ein paar Empfehlungen für die jeweilige Zielgruppe.
Aaron Muszalski, „Weaponizing Cultural Viruses. A Manual For Engaged Memetic Resistance on The Front Lines of The Culture Wars.“ (MP4 – DDL)
Der Kulturkampf ist in vollem Gang, und die Kultur hackt man mit Memen. Muszalski hängt sich natürlich am Dawkinschen Mem-begriff auf und treibt die biologistische Analogie auf die Spitze: wenn wir den Kulturkampf gewinnen wollen, dann brauchen wir die „infektiöseren“ und aggressiveren Meme, die sich fortpflanzen. Memkultur transportiert revolutionäres Wissen und insbesondere revolutionäre Praxis oder andersherum: Gegenkultur und Hirnficks wider die herrschende Verwertungslogik muss sich memetisch, virulent und aggressiv verbreiten. Die Leistungsfähigkeit dieses Konzepts beschreibt Muszalski anhand von Beispielen von Goatse über das Burning Man Festival bis hin zu einer Schaukel in der U-Bahn plus passendem Inszenierungskonzept. Es ist also extrem vielseitig, macht Spass und es pisst Regenbögen.
Btw., „Freaks must Breed“ aus dem überaus unterhaltsamen, mem-reichen und feinen Vortrag hats immerhin auf ein T-Shirt geschafft. Thx, Simon! Wenn es die Amish schaffen, Blödheit durch Fortpflanzung zu vermehren, sollte den Hackern doch dasselbe mit der Intelligenz gelingen.
Monty Cantsin und Victor Dornberger, „Im Herz der Bestie. Medien hacken.“ (MP4-DDL)
Wer das Konzept Kommunikationsguerilla bereits kennt, wird wenig neues zu hören bekommen, aber viele schöne Beispiele machen wie so oft auf den Congressen Mut und Lust aufs Weitermachen. Wer es noch nicht kennt: Kommunikationsguerilla bedient sich der typischen Mittel der Konzerne und der Medienkonzerne zur Öffentlichkeitsarbeit, um oft durch Überaffirmation Dinge zur Kenntlichkeit zu entstellen. Bekanntester Vertreter der Gattung sind die Yes Men. Insbesondere mit ihrem Coup, als Fake-Pressesprecher von Dow Chemical anzukündigen, die Seveso-Giftopfer entschädigen zu wollen, haben sie die Medien und insbesondere Dow auf schwer beeindruckende Weise öffentlich gefickt. Ältere und neuere Medienhacks, Mittel und Methoden – wer bereits mit dem Thema vertraut ist, wird das meiste schon kennen, aber wer nicht, der sollte gucken. Ich verweise auch gerne mal wieder auf die Kommunikationsguerilla in der Blogroll.
Eleanor Saitta, „Playing with the built city„. (MP4-DDL)
Hiervon hatte ich mir etwas mehr bzw. anderes versprochen, mehr die Ecke RTS oder Blinkenlights, es klingt doch recht praxisbezogen im Titel, das interessanteste war dann aber in meinen Augen doch der stadtsoziologische Abriss, in dem, wenn ich mich recht erinnere, weder der Begriff „Stadtsoziologie“ noch der allgegenwärtige Foucault auch nur erwähnt wurde, der Geist von beiden aber permanent über den Wassern schwebte. Die allgegenwärtigen, aber kaum bewussten Beschränkungen, die durch Architektur, Stadtplanung und die direkte und indirekte Disziplinierung, die in einer Stadt regeln, was geht, was nicht und was zwar auch geht, worauf man aber erst mal kommen muss. Leider ein sehr textlastiger Vortrag, der weitgehend im Theoretischen bleibt, aber grade dort imo ein ganz guter Augenöffner sein kann für verborgene oder wenig bewusste Machtstrukturen und mögliche Strategien, sie zu durchbrechen.
Und wer zwischenrein ein wenig Unterhaltung will: Sowohl Hacker-Familienduell wie auch das diesjährige Hackerjeopardy waren grosses Kino. Immer ein wenig die Frage, ob da nicht sehr viel an der Atmo vor Ort hängt, aber ich musste auch schon bereits beim nochmaligen Reingucken schnell schwer grinsen. Fast alle Video-Aufzeichnungen zum Download hier.
More to follow, auch noch was zu Thor Steinar und der, hihi, MA-Flirtdaten. Die sind geil.
2 Responses to 26c3, Vortragsempfehlungen 1: Meme, RL-Brainfucks und die Revolution