Zum einen: ich bin es leid. Ich glaube, was mich am meisten erschreckt hat an der ganzen aktuellen Diskussion war, dass es tatsächlich öffentliche Kassen gibt, die den Kram *bezahlen*. Ich dachte immer, das seien nur private.
Gegen die Esoverblödung bin ich schon vor Jahren im Netz aktiv gewesen, vgl. z.B. hier ab S. 13 (Achtung, pdf) und die ganze Kiste der Richtung „Es gibt keinen Wirkungsnachweis für Homöopathie“, „Das Wirkprinzip ist esoterischer Blödsinn“ und „Placebo != medizinische Wirksamkeit“, die Erläuterung, was eine Doppelblindstudie ist und warum die Homöopathie eine „Schulmedizin“ reinsten Wassers ist, weil nicht überprüfbar, nicht intern kritisierbar und sich auf einen (bekloppten) Urvater berufend, dessen wirre Scheiße nicht hinterfragt werden darf, usw., das alles erspar ich mir.
Stattdessen ein, zwei starke Thesen.
1. Wer Esoscheiße will, soll sie selbst bezahlen.
Wenn ich zum Hellseher gehe oder zum Medizinmann, wenn ich das Ki in meiner Bude vom Experten zum Fließen bringen lasse oder wenn ich eben die Komplementärwirkung von Hundescheiße homöopathisch verschüttelt haben will: immer gerne. Aber nicht auf Kosten anderer.
2. Kassenärzten, die Homöopathie anbieten, sollte die Zulassung entzogen werden.
Ein Hochschulstudium, insbesondere ein Promotionsstudium dient dem Erlernen des wissenschaftlichen, evidenzbasierten Arbeitens. Wer Patienten Homöopathie anbietet, hat das entweder trotz Promotion nicht erlernt oder er er arbeitet wissentlich mit wirkungsloser Scharlatanerie, weil er so eben noch ein paar Esotrottel mehr bei der Kasse abrechnen kann. In beiden Fällen sehe ich die Grundlagen für eine ärztliche Tätigkeit nicht gegeben.
3. pulle ich mal ne Zensursula: Homöopathie ist Kindesmisshandlung
Wenn erwachsene Leute sich die Globuli reinpfeifen, läuft das unter Selbstverantwortung (auch wenn ich angesichts der esoterischen Durchseuchung der angeblichen „Wissensgesellschaft“ da vielen Leuten nicht vorwerfen kann, dass sie es eben nicht besser wissen). Aber die Kinder können mal gar nichts dafür. Und die werden von ihren alternaiven Eltern drauf konditioniert, dass es für jeden Dreck ein Kügelchen gibt, das man sich reinpfeifen kann. So schafft man Zukunftsmärkte. Dass in den einschlägigen Kreisen auch meist die üblichen, bösartigeren Kindsmisshandler wie Impfgegner und Virenleugner anzutreffen sind, ist an der Stelle nur Randnotiz, aber ich wills anmerken.
4. Es geht nicht ums Geld, sondern gegen die Verdummung
Es ist mir scheißegal, wenn ein D20-Verschüttler auch nachts und bei Vollmond weniger kostet als ein Angestellter in der Medikamentenproduktion. Es geht gegen die Verblödung der Gesellschaft mit esoterischem Schwachsinn. Es geht darum, dass die Leute endlich wissen, dass die Homöopathie wirkungsfreier Hokuspokus ist, und ich rede jetzt nicht von der Klientel, deren Schnupfen statt nach ner Woche mit Globulibehandluing bereits nach sieben Tagen vorbei war. ich habs x-mal zu lesen und zu hören bekommen, wie Leute Therapieodysseen, unter anderem eben auch mit wirkungslosem Müll wie Homöopathie hinter sich gebracht hatten, einfach weil sies nicht besser wussten. Und je nach Krankheit trägt man da Folgeschäden mit sich rum. Je weniger Scharlatanerie und esoterischer Blödsinn eine solche Adelung durch Kassen und Ärzteschaft erfährt, desto besser für die Patienten. Und an sich ist es ein Trauerspiel, dass man sowas *gegen* manche Kassen und „Ärzte“ durchsetzen muss. Von der Politik ist man entsprechende Klientelpolitik ja gewohnt…
My €o.o2.
Hiermit „signed for truth“.
Meine Freundin darf diese „alternaiven“ (brilliante Wortschöpfung btw.) Eltern tagtäglich in der Zahnarztpraxis erleben – nebst konsequenter Schulmedizinverweigerung. Selbst wenn dem Gör bereits 11 vereiterte Zähne gezogen werden mussten, heißt es weiterhin, „nee, bitte keine Fluoridierung, sowas möchte ich nicht für mein Kind, wir haben da homöopathische Mittel und Wege“. Das, gepaart mit dem zunehmenden Spezialexpertenwissen per internetgestützter Selbstdiagnose, erschwert die Behandlung schon ungemein.
Ach: Das „Verschütteln“ heißt im Eso-Fachjargon übrigens „Verkleppern“ und hey, bitte auf keinen Fall mit einem Metalllöffel.
smfh.
…warum wundert mich das jetzt nicht… Klar, das meine ich. Da wird lieber das Kind gequaelt, damit man sein beklopptes Weltbild weiter pflegen kann. Das schoenste ist dann immer, wenn sich im gleichen Fall die Eltern selber bereitwillig auf dem Altar der Pharmaindustrie opfern, wenn sie selber die derben Schmerzen haben, schliesslich muss man ja schnell fit werden, um aufs Kind aufzupassen.
Full Ack zu deinen Ansichten.
Was aber noch zu erwähnen wäre ist der psychologische Effekt. Oft hilft das Gespräch mit dem Homo-Arzt schon viel. Allerdings nur bei „Krankheiten“ die auch ein Psychiater heilen könnte.
Am besten ist aber immer noch die Kügelchen für Tiere. Da sieht man klar in Studien was das Zeug bringt.
Weierles, da sind wir ja beieinander… wie eingangs gesagt, die ganze Erklärung der nichtvorhandenen Wirksamkeit, von Placboeffekt, der „beobachteten“ Wirkung bei Tieren und der Aussagekraft von Ein-Untersuchungseinheiten-Stichproben hab ich mir geschenkt. Es ist alles seit Jahren bekannt, wieder und wieder rumgedreht worden und das Ergebnis ist immer dasselbe. Es ist reine Scharlatanerie. Und die, die dran glauben *wollen*, machens halt trotzdem. Da irgendwie noch Leute zu überzeugen versuchen, die eben in die Merkfreiheit eingetreten sind, dafür ist mir inzwischen meine Zeit zu schade. An sich genügt mir das Selbstbezahlen und ein wirksamer Kinderschutz hier vollkommen, soll doch jeder nach seiner Facon selig werden. Aber eben nicht auf Kosten der Kassenzahler.
Btw., ich denke, es ist ein Typo, aber du tust den Schwulen unrecht :)
Beten hilft auch nix. Muß Religion verboten werden?
@fellow passenger:
religion ist zumindest heilbar ;)
ich plädiere ja eh für „echte“ religionsfreiheit, so bis zum 18. lebensjahr. vorher sollte man die jungen menschen mit dem zeugs in ruhe lassen, danach sollten sie selbst entscheiden können. auch eine form des aktiven kinderschutzes. und: auch volle lotte win-win für alle beteiligten. für die kinder sowieso, für die katholen derbste statistik- und imagepimpung…
sorry für´s OT.
fellow passenger: vom Verbieten redet doch niemand. Nur sollen die Leute fuer den Kram selber zahlen.
Ich will weder Religion noch Homoeopathie verbieten. Nur sollten die jeweiligen Anhaenger eben nicht auf Kosten anderer ihren Kulten anhaengen. Bei der Hom. heisst das, keine Kassenleistung, fuer die die Allgemeinheit mitzahlt. Fuer die Kirche wuerde das keine versteckten Subventionen auf Kosten der Allgemeinheit etc. bedeuten, im prinzip beides dieselbe Baustelle.
Btw., deswegen auch meine Rede, dass die Theologie schleunigst von der Uni geschmissen gehört.
wegen den Globuli:
ich hatte als Kind einige Wochen Probleme mit Dornwarzen an den Füßen. Meine Eltern haben einiges versucht, von Vereißung bis über diverse Salben – hat jedoch alles nichts genützt. Die letzte Hoffnung vor dem Herausschneiden der Warzen war der Homöopath, der mir dann Globuli verschrieb. Und siehe da – nach 2 Tagen sind alle Warzen verschwunden und ich hatte nie wieder Probleme.
Das war natürlich meine persönliche Erfahrung mit der Homöopathie, aber evtl ist es ja doch nicht in allen Fällen verkehrt.
Doch, mayz, ist es. Und genau für Geschichten wie deine ist mir meine Zeit zum diskutieren inzwischen zu schade.
Sag mal mayz… schon mal drüber nachgedacht, daß Deine Dornwarzen evtl. auch zum gleichen Zeitpunkt von selbst verschwunden wären? (Nachprüfen kann man das jedenfalls nicht, ob da die Zaubermittelchen Deinem Körper geholfen haben)..
Korrupt und Champanda signed!
Aber dennoch: Welcher Erwachsene es nehmen möchte, bitte, denn welche Heilung ist schonender und besser als die mit der eigenen Psyche?!
Aber aufgepasst: Globuli bestehen aus Zucker, kann bei regelmäßiger (täglicher) Einnahme auch zu Karies führen!
Ich hatte auch mal Warzen an den Füßen und Händen. Und irgendwann waren sie weg. Globuli habe ich aber keine genommen. Außerdem ist das genau so eine Sache, wo auch ein Placebo eine Menge bringen würde. Ich glaube, das hat mit den Abwehrkräften zu tun; wer fest dran glaubt, dass er nie Schnupfen kriegt, kriegt auch erwiesenermaßen viel weniger davon. Ob er das nun wegen irgendwelcher Zuckerkugeln glaubt , wegen Sauna, Sport oder ob er sich einfach auf seine überlegenen Gene verlässt, ist dabei hacke.
Ich kenne aber auch so Leute, die es mit Homöopathie haben. Das darf man dann auch irgendwie nicht kontrovers diskutieren, dann ist man ja bloß ignorant oder auf Krawall gebürstet. Und das mit Hochschulabschluss.
Impfgegner allerdings sind z.T. auch Opfer der menschlichen Risiko-Wahrnehmung. Das hat Bruce Schneier schön erklärt: Etwas, das wir freiwillig tun (Impfung), erscheint uns tendenziell immer gefährlicher als etwas, das wir nicht ändern können (Krankheit). Das ist der sogenannte „Cognitive Bias“ und ganz normal.
@homöophoby
Wer sagt mir, ob nach meiner Lungenentzündung das Antibiotikum geholfen hat? Vielleicht wäre die Entzündung auch von alleine weggegangen.
Und Annika,
ich denke auch, dass der Glaube bei der Gesundheit eine wichtige Rolle spielt. Aber als Kind muss ich nicht undbedingt davon überzeugt sein und es hat evtl. trotzdem geholfen.
Ich will hier ja auch niemanden überzeugen und ich halte auch sonst nicht viel von Homöopathie. Natürlich kann es auch sein, dass meine Erkrankung zufällig zu diesem Zeitpunkt (nach vielen Wochen) abgeheilt ist.
mayz, man doppelblindstudie
…und wenn du schon niemanden ueberzeugen kannst/willst, dann lass doch einfach die Beschaeftigungstherapie fuer andere hier und mach dich selbst ein wenig schlau in den Sachen, bei denen du meinst, mitreden zu muessen.
Wie teuer muss eigentlich ein Plazebo sein, damit er wirksam genug ist? Würde mich interessieren ob es Studien gibt, in denen zwei Plazebo-Gruppen Schein-Medikamente mit angeblich stark unterschiedlichem Preis verabreicht wurden.
@mike: Nicht umsonst wurden Placebos zu DDR-Zeiten von Ärzten, die ihr Metier beherrschten, mit raunender Stimme als „neues Medikament aus dem Westen“ verabreicht.
@Korrupt: Du wußtest echt nicht, daß in Deutschland öffentliche Kassen ihre Mitglieder die Zuckerkugelindustrie teuer bezahlen lassen? Das ist schon ne ganze Weile so. Und in dem schönen Schoko-Käse-Land gab es im Mai 2009 eine Volksabstimmung. Über (allen Ernstes!) die „Verankerung der Komplementärmedizin in der Schweizer Verfassung“. Erfolgreich!
Soviel zum Thema direkte Demokratie. 67% der Abstimmenden dafür, daß die Globuliproduzenten hier verfassungsrechtlichen Schutz genießen sollen. It makes you think, doesn’t it? Von der Doofheit bei Minaretten wurde weltweit berichtet, davon allerdings kaum…
Gruß!
b
Mike, ich bin mir ziemlich sicher, schon mal von einer Studie gelesen zu haben, die exakt das gemessen hat, in der Tat mit dem Ergebnis, dass das teurere Placebo besser wirkt.
Soligrab, ich *meinte* das war mal anders. Also, dass eben überwiegend private Kassen das als Zusatzleistung anboten. Was ales unter den Samelbegriff „Komplementärmedizin“ fällt, weiss ich nun nicht, es soll ja auch durchaus nachweislich wirksame Phytotherapien geben, beispielsweise. Aber es sieht den Homöopathen ähnlich, dass sie sich per Gesetz unangreifbar machen wollen. Per Wirksamkeitsnachweis kriegen sie es ja nicht hin.
Es ist für eine Krankenkasse marktstrategisch ja durchaus sinnvoll, diesen Esozauber zu berappen. Es gab auch in der Schweiz vor der Abstimmung gar keine Ausgrenzung oder Gefährdung oder sonst irgendeinen akuten Handlungsbedarf seitens der Potenzpillenlobby. Dieses ganze „die Natur weiß schon, was gut und schonend ist und mit der bösen Wissenschaft gibt es nur noch mehr Elektrosmog“ war ja hier schon pervers gut verankert. Die Geldanlage geschieht m.E. doch aus ganz kalten, konservativ-marktstrategischen Überlegungen: Eine Krankenkasse kann mit den Ausgaben für Milchzuckerkugeln natürlich doppelt Profit machen. Es sind die gesundheitsbewußten Akademiker, die man im Konkurrenzkampf so an sich bindet, die Leute, die ihre Zähne putzen und auch ihre Kinder dazu anhalten; die Leute, die gerne bereit sind, auch etwas mehr auszugeben für Einzelzimmer und ausgewogene Biotrennkost im Krankenhaus. Als Chefökonom bei der Krankenkasse wäre ich auch dafür, den Quatsch zu bezahlen und damit attraktive Kundschaft zu werben.
Die Frage ist eher: Warum sind gerade Leute, die eine Uni von innen gesehen haben, so unkritisch (um nicht zu sagen dämlich)? Was läuft da falsch?
Soligrab, bei Weitem nicht alle gutsituierten Akademiker sind Naturwissenschaftler und auch denen wird an der Uni vielleicht weniger kritisches Denken gelehrt, als man meinen sollte.
Es ist auch sehr menschlich, an Dinge zu glauben, von denen man sich wünscht, es gäbe sie. Fakten stören da eher selten. Der Tod als Ende der eigenen Existenz, unheilbare Krankheiten — wer will sowas schon hören?
Korrupt: Freiwillig werden die Kassen dieses einträgliche Geschäft sicher nicht aufgeben. Aber es stimmt natürlich, daß man es ihnen nicht verbieten muß. Man kann das Zeug auch mit einer Abgabe verbinden, die es weniger attraktiv macht. Pro Gramm Arznei € 0,01 / Konzentration der Ursubstanz könnte Wunder wirken.
fellow passenger, da fuehl ich mich jetzt als Geistes/Sozialwissenschaftler persoenlich angegriffen. *Alle* lernen an der Uni wissenschaftliches Arbeiten (nun ja, alle bis auf die Theologen). Man hat bei seiner akademischen Bildung auch dann versagt, wenn man als Soziologe, Kunsthistoriker oder Romanist nicht begreift, warum Homoeopathie Unsinn ist.
Ansonsten weniger Ack wegen dem kritischen, sondern eher zum einigermassen breiten, interssierten Denken. Die Verschulung schreitet voran und der Blick über den Tellerrand, den ich bei einer universitären Ausbildung für unabdingbar halte, wird selten. Das mag dazu beitragen, dass viele das handwerkszeug hätten, aber nicht in der Lage sind, es jenseits ihrer Stammdisziplin anzuwenden.
Der zweite Punkt kam mir auch schon in den Sinn, Stichwort Entzauberung der Welt. Persoenlich kann ich das nicht nachvollziehen – denn grade die Wissenschaft ermoeglicht so viel faszinierende und großartige Erfahrungen, den Blick in diese einzigartige Komplexität von Natur, Gesellschaft usw., wer sagte das mit dem schönen Garten, der schön ist, auch ohne dass Elfen drin hausen? Aber das kann ich mir irgendwo vorstellen, ja.
ACK zum Thema Geistes/Natur/Sozialwissenschaftler. Die Beurteilung von Herangehensweisen, mit denen Erkenntnisse gewonnen werden können und der dementsprechende, kritische Zugriff auf verschiedene Forschungsmethoden ist zum Glück nicht nur eine Sache der Naturwissenschaft.
Die Frage ist eher: wie geht man bei einer so klaren Faktenlage damit um, daß es viele Schulmedizinern gibt, die Homöopathie bei klarem Verstand durchaus wissenschaftlich fundiert als Placebo einsetzen? Ärzte, die dir sagen, sie könnten der hysterisch besorgten Mutti natürlich auch Natron oder Vitamintabletten verschreiben, aber die Homöopathie hat den Vorteil, daß sie ihr (nach einem einfühlsamen Gespräch) darüberhinaus noch den Eindruck vermittelt, naturnah, sanft und komplex behandelt zu werden und sie mit einem Rezept in die Apotheke zu spazieren, auf dem ein komplizierter Name steht. Klar könnte man den Leuten auch sagen, sie sollen morgens zehn Kniebeuge machen und nur noch in Leinenbettwäsche schlafen. Aber für den Placeboeffekt ist die Autoritätsposition nicht unwichtig und ein bißchen Hokuspokus von den weißen Halbgöttern in Arztpraxis und Apotheke Teil einer durchaus wissenschaftlichen Herangehensweise.
Ich sag mal so:Ich hab einiges an bekloppten Muttis in den einschlaegigen Alternaiv- und Impfgegenerforen gelesen, um fuer jeden Arzt Verstaendnis zu haben, der dann lieber einmal ilchzucker verschreibt, anstatt sich auf eine fruchtlose Grundsatzdiskussion mit einer Fanatikerin einzulassen. Aber die Frage deutet ja bereits auf ein Grundproblem hin, das man im Allgemeinen ironischerweise eher mit der „Schulmedizin“ assoziiert: sie habe gefaelligst fuer jeden Scheiss ein Mittelchen parat zu haben, und sei es gegen die eigene Beklopptheit.
Grade das Beispiel spricht imo Baende: eine hysterische Alternaivmami darf nicht auch noch in ihrer Grundhaltung bestaerkt werden, dass fuer jeden eingebildeten Scheiss nur das passende Kuegelchen oder Troepfchen gegeben werden braucht und alles ist gut. Grade so konditioniert man die Leute zu Pillenschluckern und wegen-jedem-Scheiss-zum-Doc-Renner.
Abgesehen vom erwaehnten Verbloedungseffekt. Was bitte bringt langfristig ein Patient,der so quasi zur Hypochondrie mit anschliessender Placebobehandlung erzogen wird? Sind diese Leute wirklich gluecklicher und besser medizinisch versorgt als die, die statt ner Woche eben sieben Tage erkaeltet sind und sich statt Globuli lieber Ruhe und Tee verordnen? Gehts einem Kind besser, das weiss, dass ein aufgeschlagenes Knie mit nem Pflaster und mal drueberpusten heilt oder dem, das meint, ohne Zeugs schlucken wird das alles irgendwann faulig und faellt ab?
Muendige Patienten stell ich mir anders vor, ein gesundes Verhaeltnis zum eigenen Koerper und seiner Selbstheilungskraefte sowieso. Ich halte den von dir herangezogenen Beispielfall fuer in allen Beziehungen kontraproduktiv.
Um auf mein Garten-Gleichnis von vorhin zurueckzukommen: was spricht dagegen, den Leuten mal zu erklaeren, was fuer ein Wunderwerk ihr Organismus ist und was der alles *einfach so* kann, ohne dass man ihm mit eingebildeten Gedaechtniskuegelchen auf die Spruenge helfen muss? Was spricht dagegen, nem Kind zu erklaeren, wie da die weissen Blutkoerperchen die derbe Schlacht schlagen und reparieren, was da so kaputt ist? Ihnen Respekt vor und Freude über eben ihren Koerper und seine Immunfaehigkeiten zu vermitteln, statt ihnen den Eindruck zu geben, das sei ein hilfloses, kaputtes Ding, das fuer jeden Scheiss ein Pillchen braucht, um lebensfaehig zu sein?
Da habe ich wohl in ein Fettnäpfchen getreten. Vielleicht kenne ich zu viele Juristen, die den Sonntagvormittag in der Kirche verbringen und Betriebswirtschaflter, die sich einen Satz dünner Nadeln ins Ohr stecken lassen, um ihre Wehwehchen zu lindern. Physiker und Biologen habe ich als weniger anfällig für derlei Hokuspokus kennengelernt. Mir ist durchaus klar, daß mein Bekanntenkreis kein repräsentativer Querschnitt ist.
Darum fände ich es sehr spannend, zu erfahren, aus welchen Kreisen der Bevölkerung sich die Homöpathiegläubigen zusammensetzen. Hier wurden junge Akademiker genannt, in der taz las ich heute von jungen Frauen. Einen vernünftigen Überblick habe ich bislang nicht finden können.
Mir ist es egal ob die Leute globuli fressen oder aus hühnereingeweiden lesen: Solange das für irgendwen funktioniert halte ich die finanzierung des unfugs aus via krankenkasse für tragfähig. Wichtig ist der verantwortungsvolle umgang mit den placebos durch die ärzte: natürlich muss klar sein, dass man damit keine lungenentzündung behandeln kann. dass zuckeperlen und ein längeres gespräch mit dem arzt (das im homöopathiebereich teil der leistung ist) gerade bei gestressten menschen mit difusen beschwerden besser helfen kann als manches vielleicht potentes aber evtl. auch gefährliches medikament liegt dabei auf der hand. Ich denke die kassen sollten das entscheiden. nach betrachtung von kosten und erfolg. was da am ende die wahrheit ist, halte ich für völlig unerheblich und für kleinkrämerei. ich würde auch schamanistische trommelmeditation, taufen in offen gewässern oder fallschirmspringen durchwinken, wenn nachfrage, erfolg und kosten dafür sprechen.
###BREAKING NEWS### Homöophobie erreicht neue Ausmaße – 25.000 Globulisierungsgegner demonstrieren gegen den D-20-Gipfel ###BREAKING NEWS###
sorry, musste es hier reinhauen, weil ich mich gerade so unendlich witzig finde…
Gut gesprochen! Ich selbst wurde schon zahlreich mit Pseudo-Medizin konfrontiert (habe ein chronisches Leiden). Aus eigener Erfahrung weiß ich: Es ist alles totaler Quatsch. Das einzige, was dabei rauskommt, ist ein leichterer Geldbeutel. Auch wenn der Therapeut noch so nett lächelt. Was ich schon erlebt habe, glaubt man nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Diese ganzen Eso-/Heilpraktiker-/Alternativ-Herumdoktorer sind zu großer Zahl ein Haufen kühl berechnende, profitoriente Abzocker, die das Spiel der Täuschung perfekt erlernt haben. Es geht denen noch mehr ums Geld, als man es von den achso verrufenen „bösen Schulmedizinern“ hört. Man sollte nicht vergessen, dass der private Gesundheitsmarkt mehr Umsätze macht als die Autoindustrie. Wo es Aas gibt, da gibt es auch Geier.