Menschen sind oftmals eher umstritten. Kaffee hingegen ist ein Segen, ein Beweis für die Nichtgleichgültigkeit des Universums gegenüber des Lebens, ein Lichtblick der Freundlichkeit in einem ansonsten an Menschen desinteressierten Kosmos. Während beide Sätze an sich wahr und richtig scheinen, sind sie dennoch mindestens verkürzt. Eine kleine Lobpreisung der Menschen und ihrer Geschichte.
Der Kaffee spielt ja in der historischen Liga einiger Jahrhunderte, dass man draufkam, dass damit was anzufangen ist. Ich finde es ja generell bewundernswert, wie die Menschheit auf die ganzen Nahrungs- und Genussmittel gekommen ist, die man heute so verkonsumiert, und diese eher weniger naheliegende Zubereitung des Kaffees (Bohnen trocknen, rösten, mahlen, aufbrühen) deutet mir darauf hin, dass da einige andere Verfahren zur Geniessbarmachung bzw. andere Versuche der Brühgetränkezubereitung ausprobiert werden mussten, bis man den Kaffee und seine segensreiche Kraft entdeckte. Mein Dank gilt allen, die damals Bauchschmerzen ob der nicht überlieferten Kaffeealternativen hatten.
Es soll sich eher in der Liga 10.000 wie weniger Jahre bewegen, dass die Leute draufkamen, dass ein gewisses Säugetier der Gattion Bovinae eine Milch absondert, die für den Menschen durchaus trinkbar ist. Dass man die auch in den Kaffee kippen kann, wird man naturgemäß erst einige tausend Jahre später bemerkt haben, aber auch da musste man erst mal draufkommen. Und zu guter Lezt: ich bin kein Freund des Zuckers im Kaffee, aber auch hier haben sich Leute erhebliche Mühe gemacht, denselben vom raren Luxusgut zum Grundnahrungsmittel werden zu lassen, dessen Rohstoffe eben nicht mehr aus Übersee eingeschippert werden müssen, sondern beim Rübenbauern auf dem Acker wachsen.
Was da alles zusammenkommen musste, damit man sich morgens eine Tasse Kaffee nebens Bett stellen kann, ist einem selten bewusst. Und zugegeben: der Kaffee am Morgen ist ja auch per se schon ein derart wundersames, glücklich und milde stimmendes Ding, dass es der näheren Erörterung eigentlich nicht unbedingt bedarf, aber wie sagte schon Brecht? Zerpflücke eine Rose, und jedes Blatt ist schön. Ich denke, dasselbe kann man über das Entdecken und Zustandekommen der verschiedenen Kaffeeingredienzien über den Lauf der Menschheitsgeschiche hinweg ebenfalls sagen. Jedem einzelnen Pflücker der metapohorischen Rosenblätter mag ich meinen Dank sagen und anmerken, dass sie dazu beitrugen, dass ich den Glauben in die Menschheit als solche einfach nicht so recht verlieren mag. Ich denke, es macht einen für den Tag durchaus zuversichtlicher, wenn man weiss, dass die Menschheit über einige Jahrtausende hinweg immerhin diesen Kaffee hier zustandegebracht hat. Dann werden wir der Rest, der heutzutage ansteht, irgendwie auch gebacken bekommen.
Es wundert mich gerade ein wenig, dass du den „Kopi Luwak“ hier nicht erwähnst. Denn gerade hier haben doch offensichtliche Menschen einiges über sich ergehen lassen um an guten Kaffee zu kommen ;)
Schöner Text :)
Wah, ich dachte grade, da war was, ja, aber musste auch erst googeln. Da fehlen mir Erfahrungswerte, insofern, ich glaub, das ist ganz in Ordnung, dass der erst in den Kommentaren Erwähnung findet :)
Ich denke auch, dass man da eher in Richtunbg des tatsächlichen kaffeetechnischen Fortschreitens der Menschheit denken sollte, der konsequente nächste Würdigungsschritt wäre imo weniger der kopi luwak, sondern der Kaffeevollautomat.
Wo ich schonmal hier bin: Ein Meisterwerk der Kaffeehuldigung, ich las es gerade bei einer Tasse schwarzem (mehr braucht’s nicht!). Bravo!
Schleichkatzenkacke kommt mir nicht in die Filtertüte!
Dass der nächste konsequente Würdigungsschritt der Vollautomat wäre, halte ich für ein Gerücht. Guter Filterkaffee, abends schonmal vorbereitet, dank zeitschaltbarer Steckdose mit dem morgendlichen Wecker gesynct, das ist der Shit, aus dem meine Kaffeeträume sind :)
Eine schöne Huldigung für dieses herrliche Getränk! Seit kurzem ist sogar bekannt, dass der Kaffee gegen Depressionen und Burnout vorbeugen kann – ein weiterer Grund, mehr Kaffee zu trinken…