Die Phrase, sie sei keine, ist im übrigen dümmstmöglich, schließlich ist die Gewalt als Mittel so wichtig und bedeutsam, dass der Staat sich ein Monopol auf selbige einräumt (und durchaus beherzt nutzt, wenn sie „eine Lösung“ zu sein scheint). Nun hat sich SpoOn entblödet, den Satz „Gewalt ist keine Lösung“ in eine Kolumne Jakob Augsteins ungefragt reinzuredigieren, und das ist, denke ich, Anlass genug, mal wieder eine Lanze für die Gewalt zu brechen, die ist nicht nur des öfteren eine Lösung, sondern praktisch permanent.
Denn Gewalt ist immer die letzte Konsequenz, wenn die Disziplinierung durch die bestehende Herrschaftsstruktur nicht anders durchgesetzt werden kann. Wenn die besehende Herrschaftsstruktur vorsieht, dass Menschen ab bestimmen Armutsschwellen eine bestimmte Wohnungsgröße nicht mehr zuseht, dann wird eine Räumung in letzter Konsequenz auch mit Gewalt durchgesetzt. Wenn sich die herrschende Klasse ihr Stelldichein gibt und nicht vom Pöbel beim Tagen belästigt werden will, wird mit Gewalt geräumt. Wenn sich Menschen gegen die staatlich legitimierte Abkipperei von Atommüll vor ihrer Haustür wehren, dann wird der Antransport des Mülls mit Gewalt durchgesetzt und abgesichert. Und wer mit zuviel Dope im Kofferraum erwischt wird, wird das Zeug anschließend los sein, und wer hier einseitig die bestehende Rechtsordnung aufkündigt, wird gelegentlich auch mit körperlichen Einsatz von seinem Spaßkraut getrennt.
Alle wissen, dass die bestehende Ordnung im Zweifelsfall mit Gewalt gegen sie durchgesetzt werden wird, wenn sie sie aufkündigen wollen. Alle, nur nicht das berühmte 1% der Nutznießer dieser Ordnung. Dass ein überführter Betrüger wie Guttenberg ohne Vorstrafe davonkommt, ist eins der anschaulichen Beispiele, mit dem ganzen Whitecollar-Verbrechern und Aufkündigern jeglicher gesellschaftlichen Solidarität in Banken und Wirtschaft will ich gar nicht groß anfangen. Allen diesen Akteuren ist bis heute vollkommen klar, dass ihr Handeln eben nicht in letzter Konsequenz ähnlich drastisch sanktioniert wird, wie das bei allen anderen eben der Fall ist. Und das ist eine Ungleichheit, die aufgehoben werden muss.
Zusammenfassend: Spalterei über die Gewaltfrage darf nicht funktionieren. Gewalt ist ein alltäglich eingesetztes und insbesondere ein permanent zur Disziplinierung der Bürger verfügbares Mittel. Ebenso, wie zur Durchsetzung der herrschenden Verhältnisse jederzeit Gewalt als letzte (oder auch zügiger wahrgenommene) Option zur Verfügung steht, muss den so Beherrschten die Gewalt als letzte Option zur Verfügung stehen. Ich gehe soweit zu sagen, dass es wünschenswert wäre, dass wirklich gleichermaßen Herrschende und Beherrschte dieselbe Gewissheit verspüren, dass ihnen in letzter Konsequenz Gewalt angetan wird, wenn von ihnen die grundlegenden Regeln des Zusammenlebens aufgekündigt werden.
Die Regeln des Zusammenlebens wurden von den Herrschenden bereits aufgekündigt, als sie diese verfassten.
Ein Leben in Freiheit mit sozialer Verantwortung wäre doch eine schöne Lebensform!
Einer der Grundübel ist doch, dass alle zuschauen konnten, wie das Wahlrecht immer mehr verwässert wurde. Darum: Abschaffung der Listenplätze und mehr direkte Demokratie, z.B. Volksbegehren oder Volksentscheid, was im übrigen von der Verfassung nicht ausgeschlossen wird. Die 1 Prozent schöpfen nur aus einem Fundus, den man Ihnen zur Verfügung gestellt hat. Darum mehr Demokratie an den Souverän. Nur er kann diese illegitim usurpierte Macht den „Herrschenden“ wieder entreißen.
Joh… so drasrtisch würd ich das nicht mal unterschreiben, Berni – es stehen ja durchaus bemerkenswerte Sätze in der niedergelegten Fassung dieser Regeln, beispielsweise, dass Eigentum verpflichte. Das ist ja der Witz bzw. das Zynische an der ganzen Sache: dass man zugesicherte und anerkannte Grundrechte mit einer Energie verteidigen muss, die für mich in der Form noch selten so drastisch vonnöten war. Wobei ich noch nicht vor den Pershingtransporten gesessen bin, weil zu jung.
Aber wenn selbst ein Landesinnenminister davon faseln kann, dass man den Staat vor den Bürgern schützen müsse, ohne direkt schandhaft entlassen zu werden, dann ists irgendwo schon komplett im Eimer und, um ausgerechnet die Hosen zu zitieren, „mit Prügeln alleine nicht mehr zu korrigieren“.
Du zitierst nicht die Hosen, sondern Gerhard Polt (auf einem Hosen-album)
Oh. Sorry :)
gewalt ist eine antwort, eine lösung ist sie nur für den der davon ausgehen kann auf dauer der stärkere zu sein.
in nordirland und palästina ist gewalt die traditionelle antwort die im ausgeübten ausmaß aber zu keiner lösung führt, sondern sich nur selbst iteriert.
genauso kann ein staat zwar theoretisch gewalt in fast unbegrenztem maße gegen seine bürger anwenden, aber auf dauer kann man keinen staat machen der nur auf gewalt gegenüber der überwiegenden mehrheit fußt ohne das wenigstens eine große zahl der bürger diese herrschaft für legitim hielte. auch wenn es ein paar jahrzehnte gehen mag.