Ich tu mich schwer mit großen Worten, verzeiht die Überschrift, aber irgendwie gehts mir ein wenig nach. Ich hatte mich mit einer langjährigen Freundin nach etwa 1,5 Jahren Funkstille wieder versöhnt, fuhr von Kassel nach Bochum, und es war natürlich scheisskalt auf dem Mopped, daher an ner Raststätte auf halbem Weg Aufwärmpause. Reingegangen, drin war eigentlich niemand mehr, schon geruhsames Aufräumen und Abspülen war im Gange, ich hab nach einigem Überlegen einen überteuerten Kakao eingepackt und mich mit ner Kippe an nen Tisch gesetzt. Nun hab ich in solchen Ambientes mehr noch als sonstwo dieses Gefühl, das ist ja alles schön, aber so völlig jenseits deiner Welt, aber es ist irgendwie spannend, da so quasi als Tourist, zu Besuch unterwegs zu sein.
Und ne Kippe geraucht, die Hände am Kakao gewärmt, im Hintergrund räumen die Leute Sachen auf, in der Kinderecke läuft Biene Maja auf dem Fernseher, und dann kommt auf einmal „Hymn“ von Barclay James Harvest. Ein grauenhaftes Lied an sich, und dazu noch christlich, pathetisch und hurra!, zwei Griffe!, aber ok. Das Ding lief, und mich beschlich so ein bizarres Gefuehl, dass das alles zusammengehört, Autobahnraststätte, die Nacht draussen, die familienfreundliche Kinderecke, heisser Kakao und romantische, truckerkompatible und familientaugliche Musik, eine Welt, die in sich völlig stimmig war, und ich sitz mittendrin, draußen das tapfere kleine Mopped, das mich bald nach Hause bringt, und kein Mensch da, der das ganze irgendwie wieder real und trivial macht.
Ich hatte mir dann ne zweite Kippe angemacht, obgleich das angesichts kalter Finger eine beschissene Idee war, und das ganze ein wenig weiter auf mich wirken lassen. Während der war dann das Lied aus und danach kam was beklopptes italienisches und alles wurde wieder vertraut fremd. Was irgendwo eine gewisse Erleichterung war.
Das Schöne am Dasein als Sozialwissenschaftler ist die natürliche Distanz zu den Dingen, die man bei Bedarf einnehmen kann. Wenn was langweilig, nervig, ärgerlich oder sonstwie unangenehm wird, kann man auf Beobachtermodus schalten und die Situation als sozialen Sachverhalt betrachten, der einem Aufschluß über die Gesellschaft gibt. Dass die Phänomene, die man so zu sehen kriegt, für die beteiligten Leute irgendwie sinnhaft und richtig sind, ist dann etwas, das irgendwo auf der analytischen Ebene verständlich wird. Ich kann mir nicht helfen, es irritiert mich sehr, wenn ich dann bisweilen feststelle, das könnte tatsächlich auch gefühltermaßen für die Leute so sein.
tja,… gute frueunde kann niemand trennen und du bist eben auch nur ein pathetischer junge! wenn du zum augenblicke sagen kannst: „verweile doch! du bist so schön!“, dann ist es doch eigentlich scheissegal, ob dies in einer der grauenhaftesten manifestationen unserer grenzdebilen gesellschaft oder an einem stillen bergsee geschieht. lasse es einfach wirken. die anderen menschen kommen schon irgendwie klar.
Text gefällt mir. Die Welt ist schon was sonderbares. Grausiger Gedanke, dass auch Distanz letztendlich nix am irgendwie doch Teilsein ändert.