Achtung, Befindlichkeitsposting und mehr Fragen als Antworten. Seit ein paar Tagen geht mir der Gedanke im Kopf rum, dass es nicht damit getan sein kann, zwei Terabyte Tor-Traffic im Monat rumzurouten und zu hoffen, dass es wenigstens ein wenig zum Genervtsein der Arschlöcher beiträgt. Weiter, dass Gewalt selbstredend eine Lösung ist und die Welt im Prinzip eine bessere wäre, wenn sich in manche Köpfe eine Kugel verirrte, aber wie wir wissen, sind das Maßnahmen, die sowohl kurz- wie auch mittelfristig eher kontraproduktiv wirken. Nun stehe ich vor dem Problem, dass mir wenig einfällt. Konkretes Ziel: Sand ins Getriebe. Die ganze Gülle, die eben beschlossen, vorbereitet, verabschiedet wird, sabotieren, idealerweise auf tendenziell trollige Weise. Sprich, die Legalität halte ich für eine zwar flexibel handhabbare Größe, aber der hohe Trollierungsfaktor soll die positive Bezugsgröße sein, das handhabbare Risiko die negative. Nun gibts vielleicht was irgendwo zwischen bewaffnetem Kampf und Zahnpasta in die Kanzleramts-Gegensprechanlage schmieren, idealerweise was netzbasiertes, das mit den Alltagsverpflichtungen eines normalen Wohnbevölkerungsmitglieds vereinbar ist, allein, mir fällt nichts vernünftiges ein.
Das ist die eine Überlegung, die andere folgt eigentlich draus, Ich musste feststellen, dass mich diese Überlegung gerade verfolgt. Dass es mir immer wieder im Kopf rumgeht, wie man dieser Drecksveranstaltung das Dasein schwer macht. Irgendwann kam mir dann der Gedanke, dass das grade ziemlich in die andere Richtung dessen geht, wie ich mir eine gesellschaftliche Weiterentwicklung eigentlich vorstelle, insbesondere eine, die auf dann doch die helleren Köpfe zurückgreifen kann. Und darauf dann der Gedanke, dass mich das gerade kaum noch beschäftigt. Ich mach grade wenig „konstruktives“, und ich bin zum einen gerade einfach ziemlich müde von allem möglichen, aber ich seh grade auch einfach keinen größeren Sinn mehr drin, an sich würde ich lieber das stören, was gerade eingetütet wird in Sachen Präventions- und Überwachungsstaat.
Und dem auf den Fersen das unvermeidliche Ugolsche Gesetz: Bin ich eigentlich der einzige, der… -Nein. Und dann beginne ich mich zum einen selber zu frustrieren, zum anderen frage ich mich, ob das gutgeht/auffällt/überhaupt nur interessiert, wenn sich so eine Haltung verbreitet. Einmal fänd ich das ja prima. Sand reinkippen statt den Laden, wenn auch ungewollt, zu schmieren, und seis damit, dass man nicht stört. Auf der anderen Seite kann ich mir vorstellen, dass die Denke nicht weit weg von der eines beliebigen Schmarotzerarschlochs vom Schlage Michael Schumacher ist, bei dem mich unter dem Gesichtspunkt plötzlich weniger stört, dass er sich halt wie ein asozialer Wichser verhält, sondern dass er das aus den völlig falschen Gründen tut.
Aber, ums nochmal zuzuspitzen: ich beginne, ein schlechtes Gewissen zu bekommen, weil ich mich aus staatlicher Perspektive betrachtet nicht sonderlich störend verhalte. Es ärgert mich, dass mir nichts einfällt, womit das zu ändern wäre, was nicht mich weitaus mehr beeinträchtigt als das Ziel. Und es geht mir nicht in den Kopf, dass das Trollparadies Internet da nicht deutlich effektivere Maßnahmen erfunden hat bislang. Und wenn ich vor der eigenen Tür zu kehren beginne, dann ist irgendwie nichts gescheites zu finden, stattdessen frage ich mich, ob das gerade überhaupt eine Überlegung ist, die sich zu verfolgen lohnt, oder ob die nicht schlussendlich eher zu Verbitterung und Frustration führt, wohingegen das Systemficken doch eigentlich mal als lustvoller Prozess gedacht war, und konsequenterweise auch als solcher geführt werden sollte. Weiss jemand Rat?
Nein, aber ich seh das leider ähnlich.
Grad in letzter Zeit haut fefe mächtig viel Storys raus. Heute morgen war ich wie so oft kurz davor, zu fragen, wie er das eigentlich noch aushält. Mir wirds regelmäßig nur noch schlecht. Man weiß ja gar nicht mehr, wo anfangen. Und dann hat man noch sowas wie ein RL. Und läufts da halt auch ab und an mal unrund, dann drehts einem nur noch den Magen um.
Dann dachte ich mir, guck ich mir wiedermal seine FAQ an, weil die Frage von mir kam ja sicher schon. Dann steht da als Antwort, man möge halt das BILD-CSS nutzen. Nun, das ist immerhin ein wenig schwarzer Humor, mit dem man es nehmen kann. Das hilft aber bestenfalls minimal, es zu überhaupt noch zu ertragen.
Also überlegte ich, was er so empfiehlt. Tut er ja durchaus. Da heißts dann „wählt was anderes“, „informiert die Leute“, „nutzt die und die Software“, „kauft irgendwelche Produkte nicht“ und „arbeitet nicht für die Arschlöcher“. Das ist alles prima, aber das klappt alles nur bedingt, weil man es halt mit zu viel blöden oder uninteressierten Menschen zu tun hat, oder die haben halt keine Zeit oder Nerven oder blicken das Problem sowieso nicht, trotz hundert Erklärungen. Geht mir auch oft so, das mit der Zeit. Und dann gibts ja noch nen riesen Rest, der sich halt fettverdient an dem ganzen Dreck.
Ich frag mich immer, irgendwo muß doch da ne Schnittmenge sein, oder ein Rand, wo die eine Gruppe mit der anderen zu tun hat im Bekanntenkreis. Oder leben die echt so unter sich? Da gibts doch diese These, daß jeder jeden kennt, über maximal sechs Verbindungen glaub. Also irgendwo müssen die doch beeinflussbar sein und ein „Normaler“ muß einen „Gestörten“ kennen und dem mal die Meinung sagen oder ihm eine klatschen zur Not. Aber das scheint auch nicht zu gehen.
Kurz: Ich bin da auch grad (mal wieder) an einem Punkt, an dem ich nur jammern kann und halt wie oft probiere, zu informieren. Da freuen mich dann auch so kleine Erfolge, wie wenn ein politisch uninteressierter Mensch mich neulich auf die Gysi-Rede vor ein paar Tagen hinwies (klar, kannte ich schon, aber war cool, daß mir das dann so einer nun erzählen will, dens davor rein gar nicht interessierte).
Aber das ist auch alles zu wenig und scheiße. Also sinniere ich weiter drüber nach und les halt hier und dort, was andere so denken und ob mir was neues einfällt. Nur, es fällt niemandem so wirklich was ein.
Das war jetzt leider auch nur ne Ansicht, dazu Gejammer und keine Hilfe. Aber vielleicht hilfts immerhin soweit, daß man sieht, man ist nicht allein deprimiert und etwas arg ratlos. ;-)
Nachtrag:
Das ist alles nicht so einfach. Da könnte man eh schier endlos drüber schreiben. Etwas philosophisch ausgedrückt fällt mir da immer ein – und ich halte das auch als nicht gläubiger Mensch für ziemlich das schlaueste, was es gibt -, könnte man sagen: Man möge sich an das zweite Gebot halten, sprich „Benehmts euch anständig“. Dazu noch „Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“, finde ich auch saugeil. Und da kommt dann für mich wieder die Eigenkritik, daß man ja doch selbst auch, wenn auch oft nur im Kleinen, immer wieder (leider oft mehr oder weniger gezwungenermaßen) eine Menge Scheiße zumindest unterstützt. Ich nutze noch immer Windows und kauf beim Discounter ein, der nächste arbeitet für nen Apple-Freak, der Kollege war beim Bund, der übernächste muß als Leiharbeiter bei Amazon arbeiten, usw. Also so ziemlich jeder trägt auch seinen Teil dazu bei, daß es funkioniert und sich nicht viel ändert. Und in der Summe bleiben die Gewalten genauso verteilt wie gestern und vorgestern.
Vielleicht sollte man sich auch von dem Gedanken verabschieden, daß man die ganze Welt allein zu retten hat und das am besten heute noch. Das geht schier nicht. Ich überleg da seit Jahren, wie man das machen könnte, weil ansich wäre ja für alle von allem genug da. Aber klappt halt nicht.
Vielleicht ist das alles also einfach nur „Evolution“ und die braucht ihre Zeit, trotz der kleinen und großen Revolutionen, die es ja durchaus gab und gibt.
Endloses Thema oder eigentlch doch ganz einfach? ;-)
Hoi, Flo,
nein, ich glaub, da denken wir ja auch ganz ähnlich. Klar schaut man, dass man bei dem, was man generell so macht, sich a) treu bleibt und b) ein wneig drauf achtet, dass das einfach in Ordnung ist bzw. so dem genügt, was man so an Ansprüchen an eine bessere Welt hat. Das ist aber eben häufig das rein symbolische, bzw., dieses Gewissenskonsum- oder allgemeine Verhaltensscheisse. Und mitnichten hab ich da jetzt den Anspruch, alleine die Welt retten zu wollen, aber ich denke eben, es wird nicht nennenswert anders, nur wenn jetzt alle Milch vom Biobauern kaufen. Das mit dem eigenen Kleinkram und der eigenen Verantwortung im eigenen Verhalten, geschenkt. Nur sollte ein wenig was drüber raus auch gehen, weil die „größeren Strukturen“ auch jenseits dieser eigenen „kleinen“ Dinge wirkmächtig werden.
Ich will da auf keinen Fall diese hier so genannten „Kleinigkeiten“ schlechtreden, die sind fein und wichtig, sie sind aber eben nicht alles und vor allem sind auch sie in der Regel systemstabilisierend. Eben deswegen denk ich manchmal, man sollte an sich mehr Mut zum Destruktiven haben.
Aber grundsätzlich aml: es ist schön, das mit dem „Ich bin nicht der einzige, der…“ in Echt wieder mitzubekommen. Danke :)
Bomben baun, Waffen klaun,
den Bull´n auf die Fresse haun!