Wir waren im Sinai. Ein paar Tage zum Ankommen, dann ab in die Wüste und eine Woche auf Kamelen durch. Sprich, so ca. 10 Leute, nochmal 9 Beduinen und für jeden ein Kamel. Das Ganze war organisiert von Cornelia. Tagsüber auf den Kamelen unterwegs, und Mittags eben Rast und abends Nachtlager, wo man eben war, bzw. wo es einen passenden Lagerplatz gab. Und was soll ich sagen, es war gigantisch. Asfur und das Biest, ersteres mein Kamel und das andere das der Teuersten, auf denen brachten wir in den letzten Tagen einige Zeit zu. Wie muss man sich das vorstellen? Folgend ein etwas längerer Bericht mit ner Latte Bilder, Impressionen vom Wüsten- und Kamelreiterdasein und einigen Rahmeninfos über die Situation dort generell (kommt noch) – der Sinai sei ein heißes Pflaster, heißt es, ich kanns nicht unterschrieben. Aber zuerst zur Kamelkiste.
Man muss aufsteigen. Das ist auch beim knienden Kamel nicht trivial. Irgendwann hat man den Trick raus, sich erst halb aufs Gepäck zu knien. Dann ist das nächste das gute, reibungsfreie Sitzen. Man kann sich wehtun dort, wos wehtut, glaubt mir.
Wir waren mit einigen Generationen Beduinen und ihren Kamelen zusammen unterwegs, die Beduinen von Anfang 20 bis hin zu Suleyman mit seinem Handtuch auf dem oberen Bild, der siebzig war, schräg lief und kaum noch hörte. Es gab einen sehr amüsanten Abend mit ein wenig Gesang, wo er nur hörte, dass die anderen sangen, aber nicht wie genau, und er trotzdem mitsang, es war großartig. Daneben wir mit Ibrahim, dem unsere Kamele gehörten, ein höchst feiner Kerl. Die ersten ein, zwei Tage blieb man noch ein bisschen unter sich, ab der zweiten Nacht nach einem sehr frostig-windigen Ritt legte sich das aber sehr schnell. Aber ich greife vor, der erste Tag war windig, aber sonnig, und wir machten den ersten Stopp an einer der wenigen Dünen, die wir in einer eher felsigen Tour im Sinai sahen.
Der Himmel, die Weite, und der Gegensatz einmal der total kargen Landschaft und den fantastischen Formen und Farben, das war so das erste, was mich ziemlich rumholte. Auf dem Kamel gehts nicht sonderlich schnell voran, aber es ist ein ganz anderes Sehen mit der Zeit. Und nach der Nachmittagsstrecke kamen wir bei unserem ersten Lagerplatz an.
Die Höhle war fein, aber hier wurde es zur ersten Nacht hin schon etwas kalt. An sich wollten wir noch Sterne gucken, aber dann ist man doch schon gegen acht bettschwer und in der Regel um 10 eingeschlafen. Zugegeben, es geht morgens auch um sechs raus, und wer denkt, das kann man sich doch nicht geben, denkt an sich wie ich, aber man ist extrem schnell in dem Rhythmus – man braucht schlicht das Tageslicht und abends ist man müde, glaubt mir.
Und am nächsten Tag wars kalt. Also drei Mäntel übereinander-kalt. Gegenwind und eine Landschaft, bei der man an Sam und Frodos Wanderung Richtung Mordor dachte.
Wir mussten die Tour ändern, weil nicht alle fit waren. Das hieß, ein recht heftiger Nachmittagsmarsch, wo es einigen etwas dreckig ging. Wir kamen rechtzeitig zur Dämmerung bei einer kleinen Siedlung mitten in der Einöde an, die war als Touri-Hinreisepunkt gebaut worden, aber nachdem keine Touris kamen, wurde eine Schule für Beduinenkinder draus und nachdem Wochenende war, konnten wir in einem Raum dort nächtigen. Zehn Leute und doch recht klein, aber da lernte man schnell, dass das eine Gute Sache(tm) ist, wenns allen scheisse geht und alle frieren. Ab da gings bergauf, aber ich denke, das war ein Tiefpunkt. Aber ab dem nächsten Tag wurds kontinuierlich besser.
Am Abend des dritten Tages kamen wir zu einer Oase. Auch hier konnten wir überdacht schlafen, wobei das Dach eben trockene Palmwedel auf einer offenen Konstruktion waren. Die Sensation: dort war die einzige Waschmöglichkeit der Tour. Hier leben noch einige Familien, und mehrere Katzen. Und mindestens eine Gottesanbeterin.
Muss man mögen, man mags aber schnell. Sich anschließend sauber fühlen ist irgendwie eigenartig.
Dort wie auch woanders ist das Leben noch „weitgehend traditionell“ – es werden Tiere gezüchtet und die Leute sind nach wie vor „unterwegs“, sprich, ziehen nicht gerade permanent umher, aber haben mehrere Plätze mit mehr oder weniger festen Unterkünften. Die Oase ist einer davon. Das ganze ist aber kein „gangbarer Lebensentwurf“ mehr, das geht so noch, weil eben auch die Zusatzeinkünfte von den Touris da sind. Aktuell eben eher weniger.
Wir gingen von dort aus zu Fuß zu und durch den White Canyon und kamen davor noch am Restaurant am Ende des Universums der Welt an. Auch Dächer aus Palmwedeln, wo irgendwann mal ein Rastpunkt für Jeeptouren geplant war, jetzt eben ein Dach mit zugewehten Decken drunter irgendwo im Nirgendwo. Etwas endzeitlich, wobei da auch heute noch die Jeeps hinkommen, aber eben wenige. Man sieht ein paar Reifenspuren.
Der White Canyon ist weiß. Zermahlene Kreidefelsen, wenn mich nicht alles täuscht. Hier geht es erst mal deutlich steil nach unten, die einzige Stelle der Tour, wo Sicherungsseile angebracht (und notwendig) waren.
Einige weitere Stellen waren auch eine ziemliche Kletterei, aber an sich kam man zurecht.
Durch, und raus, war einer der langen Fußmärsche, die wir machten. An dem Tag ritten wir nicht weiter, es waren auch nicht alle voll auf dem Dampfer.
Am Tag drauf gings weiter. Wir ritten und hatten noch einen Canyon, der nochmal ein paar spannendere Stellen aufwies. Hier nochmal eine Stelle im weißen und eine im farbigen Canyon – unter dem Stein ging der Weg lang.
Wir nächtigten für den Rest der Tour wieder „richtig“ draußen. Das hieß in der Regel ein insbesondere windgeschützter Platz. Dann wurden Nachtlager aufgeschlagen und Küche sowie Bäckerei aufgebaut.
Widrigkeiten: Wind und die Kälte nachts. Bergpässe, über die die Kamele geführt werden mussten. Ich hatte am zweiten Pass auf einmal mein Kamel am Seil und dachte, nun ja, er vertraut vielleicht nicht mir, aber eben dem Kamel. Bis ich merkte, da muss man schon achtgeben, dass es um die engen Kurven kommt. Man läuft dann eine Armlänge hinter dem Kamel vor einem, sonst verpasst man bei Biegungen vielleicht, wie das Kamel vor einem lief, und wenn man das falsche Stück Pfad nimmt, kann sein, dass es zu steil wird, das Kamel nicht weiter will und nicht umdrehen kann. Und wenn man mal ein Kamel austreten sah (passiert selten, aber passiert) ist das… spannend.
Beim zweiten Pass, wo ich dann führte, sträübte sich Asfur dann an ner Stelle, wo die beiden vor ihm locker drüber sind. Zappelte, kackte und rutschte ab auf die Serpentine drunter. Danach war ich ein wenig mit den Nerven fertig.
Kann ich an sich noch ne Weile weitermachen, aber das mal an Impressionen, es kommen noch ein, zwei speziellere Betrachtungen separat nach.
Am siebten Tag war dann Ankunft. Großes Abschiednehmen, und noch ein paar Tage Meer, Schnorcheln und auch mal Presslufttauchen zum Riff, zum Runterkommen. Es war einerseits klasse, andererseits hochinteressant, und ich hab die eine oder andere Sache über mich und die Welt gelernt, und ich weiss nicht, wann mir das bei nem Urlaub in der Form und dem Ausmaß passiert ist, Wobei, wann hab ich schon groß Urlaub gemacht.
Wie gesagt, es fehlen noch ein paar allgemeinere Gedanken und Betrachtungen, aber kommt Zeit, kommt Vollbart. Das Drumherum war jedenfalls gigantisch, man siehts ein paar Bildern wahrscheinlich hoffentlich an.
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