Tja, und da ist der diesjährige Congress wieder rum. Ein paar unsortierte Gedanken.
Size does not always matter.
Die Atmosphäre und Stimmung haben mich sehr positiv überrascht. Gefühlt wurde der Congress die letzen Jahre immer freundlicher, inkludierender, vielfältiger und dabei offener. Ich muss zugeben, ich hatte Bedenken ob der nochmal deutlich höheren Gästezahl, ob das skaliert werden kann. Konnte es. Ich bin begeistert.
Zusammengenommen waren wir eine deutlich fünfstellige Zahl von Hackern/Haecksen interessanten und interessierten Menschen, die viel auszutauchen und zu erfahren hatten. Eine riesige „Neugier macht das Leben großartig!“-Party.
Schöne Dinge.
Glados im Chaos West. Es machte mich echt fertig, ich kann mir nicht helfen, sowas seh ich und könnt heulen vor Glück. Solang Leute sowas bauen, ist die Welt irgendwie noch irgendwo in Ordnung. Sogar den Schutzkasten haben sie drumrum, falls es zum Ausstoß tödlicher Neurotoxine kommt.
3D-Drucker und Leuchtdildos. Klar, es geht weiter, aber *wie* es weitergeht, ist heftig. Deutlich weitere Materialauswahl, Auflösung nochmals stark verbessert bei den Teilen, die rumstehen, und allein die schiere Zahl war gelegentlich beeindruckend. Interessant am letzten Tag der Vortrag zu physikalischen Schlössern und der Geschichte, dass man inzwischen so weit ist, dass man einfach mit dem Teleobjektiv den 50 Meter weiter auf dem Cafetisch liegenden Schlüsselbund fotografiert und vom Bild einen 3D-Druck des Schlüssels anfertigt. Komplette Toolchain vom Bildaufbereiten über 3D-Design bis Ausdruck vorhanden.
Und natürlich die Partyzone und eine deutliche Weiterentwicklung des rad1os vom Camp. Ich hatte leider bei mir die zweite LED-Auflötaktion versemmelt, einen Lötpunkt aus dem PCB gerissen und anschließend eben nur eine leuchtende VierfarbLED, aber das Teil selber rennt jetzt mit der neuen Firmware und ich muss demnächst mal das Frequenzspektrum unserer Hausgeräte hier durchmessen. Andere Leute konnten Ambientlight anmachen und sich DJ-Lichtpultgesteuert funkerleuchten lassen.
Interessante Dinge.
Generell: guckt selber Vorträge, die interessieren – es ist erstaunlich schnell schon so ziemlich alles online nachzubetrachten, was in den diversen Tracks referiert und diskutiert wurde.
Alvar musste ich mir natürlich anhören, warum der Jugendschutz nach wie vor inhärent kaputt ist und weiterhin sein eigenes Kaputtsein als neuen Standard gerne weiterverbreiten will. Wir hatten Tags drauf dann auch ein sehr interessantes Gespräch, unter anderem über die nichtvorhandene Nutzung der an sich als anerkannt geltenden Jugendschutzfilter. Kurzfassung: wer mit sowas surft, ruft auf jeder Webseite eine XML-Datei ab, die für die „teilnehmenden“ Seiten entsprechende Altersfreigabeinfos enthält. Der Witz: aufgerufen wird die laut diverser Webserverlogs in einem nullkommanullirgendwas-Promillebereich. Selbst auf richtig fetten Sites nur in ein- bis zweistelliger Zahl. Also so selten, dass die entsprechenden Aufrufe von drei Entwicklern, die das Ding gelegentlich anhaben, generiert werden können. Es ist vollkommen lächerlich. Ich wollte der Tage mal gucken, ob ich von ein paar spannenden größeren Seiten an die Apachelogs rankomme und mal selber stöbere. Alvar erklärt das grundlegende Prinzip und eine Latte Findings zum Thema hier, wenn wer von meinen Pornobekanntschaften da mal den Webalizer anwerfen und ihm auch ein paar Nullen nach dem Komma rüberwerfen will, meinen Dank.
Tor, Zensur und überhaupt gewonnene und verlorene Kriege. ich weiss nicht, am Ende von Tag zwei hatte ich das Gefühl, es ist doch irgendwie ein wenig getrübte Aussicht, es sind doch sehr viele Sachen deprimierend. Das legte sich erstaunlicherweise bis Tag vier wieder, nicht, weil viel Optimismus versprüht wurde in anderen Sessions, Gesprächen, whatever, eher halt grundsätzlich.
„Onion everything“, es hat sich einiges getan in Sachen Tor, das Netz wird zunehmend auch ein Tool zur sicheren Webnutzung. Interessanterweise ist facebook da ganz vorn mit dabei, sehr gedankt wurde für das Betreiben eines Hidden Services, über den Leute aus zensierten Netzen überwachungsfrei auf FB zugreifen können, und insbesondere für die Unterstützung beim Definieren der .onion-TLD als Special Use-TLD via RFC, die dadurch nun auch in Zukunft sicher für die Tor-Nutzung zur Verfügung steht.
Wenn dann anschließend noch ein superbegeisterter Vortrag über den Kampf zum Betreiben von Exit Nodes in US-Bibliotheken gehalten und mit erfolgreichem Abschluss gefeiert wird, dann kann das nur noch getoppt werden von der Gilde der radikal-militanten Bibliothekare.
Vorerst abschließende Dinge.
Ich lass es mal hierbei, morgen hoffentlich noch ein paar weitere Gedanken. Bis dahin: mal bei Enno lesen, das gibt auch ein wenig grundsätzlichen Überblick. A Propos: der lief mir über den Weg und zum mal in Ruhe quatschen kamen wir dann aber nicht. Ich denke, das ist so eine der wenigen negativen Nebenwirkungen der gewachsenen Teilnehmerzahl: man läuft sich halt nicht mehr zuverlässig irgendwann mal über den Weg. Ich muss ihn dann wohl irgendwann anders auf diese Einsortierung meines Twitteraccounts auf diese ominöse Liste der „Leute, die ich mal angeleckt habe“ ansprechen.
3 Responses to 32c3: 32. Chaos Communication Congress, erster Recap