Zu den allgemeinen Eindrücken vom Teil eins noch der Nachtrag: Keine Congressseuche (bis jetzt, aufholzklopf). Ich bin wirklich beeindruckt. Währenddessen weiss man es ja nie so genau: ein grundsätzliches Congressproblem, ist ja, dass der Körper sich nicht vernünftig ausdrückt. Man fragt sich immer, ist man grade nur reizüberflutet, dehydriert, übermüdet, unterzuckert oder überkoffeiniert oder warum sonst fühlt man sich grade irgendwie. Essen, trinken, gelegentlich schlafen, man muss sich eben immer irgendwie dran erinnern und selbiges dann auch wirklich immer mal wieder tun.
Hacking Team Email Metadata Analysis.
Einer der wirklich spannenden Talks war nebenher im Anarchist Village. Das Hacking Team wurde ja gehackt und ein paar Gigabyte Email geleakt. Das Sharelab hat eine Metadatenanalyse der Mails gemacht – nur Headerdaten, Absender, Empfänger und Timestamps – und konnte daraus quasi die komplette Organisationsstruktur des Teams ableiten sowie klar, Geschäftsbeziehungen, Reisen, Urlaube, Krisen/Events bis hin zu konkreten Businessabschlüssen.
Hier rechts oben: ein Deal. Der Chef (blau) mailt viel mit dem potentiellen Kunden, später kurze Einbeziehung anderer Leute (wahrscheinlich Legal oder Buchhaltung) und dann wurde wohl ein Vertrag unterzeichnet, denn plötzlich mailt jemand anderes (braun) viel mehr, wahrscheinlich der Techie, der sich um die Einrichtung kümmert. „Nur“ Metadaten, my ass. Das Paper mit der kompletten Analyse gibts hier (angucken! Sehr cool!), und das zum Visualisieren verwendete Gephi muss ich mir auch mal für andere Anwendungsfälle ansehen, das scheint mir eine recht geile Datenvisualisierungssuite zu sein, offen und kostenlos.
Ebookwarez.
Nebenherbeobachtung. Ich les nebenan bei Lars gelegentlich über Ebookwarez und die mutigen Statements, dass das dem Buchhandel und Verlagswesen potentiell mittelfristig das Genick bricht. Nun lag auf einem der hiesigen FTPs ein kompletter Torboox-Mirror rum und ich schaute mir die Datenmenge mal genauer an.
Ich muss zugeben: das ist schon hefig. klar ist das der Effekt, wenn man auf einmal die komplette Site gemirrort auf einem lokalen Laufwerk sieht, und verdammtnochmal, 28 Gigabyte Textdaten, das ist schon hart. So eben mal über 25.000 Bücher, komplett in ePub. Mein Problem beim objektiv einschätzen ist, dass ich vergleichsweise nerduntypisch hier ein großer Papierfreund bin. Kurze Stichprobe aber: so die Sachen, die ich mir auf eine Amazon-Wunschliste gepackt hätte, liegen halt schon weitgehend dort drin. Und dreißig Gig ziehen ist heute auch nicht mehr die Welt. Es ist spannend, ich enthalte mich mal einer Bewertung.
Brainwaves!
Es sei „eher ein Testsetting zur Konzentrationsübung“, denn der eingesetzte Hirnwellenscanner im Setting hier schaut nur die Aktivitäten der rechten und linken Gehirnhälfte an und je nach Ausgewogenheit bewegt man sich in der angezeigten VR (die Bildergalerie mit Kugel auf dem Monitor). Das Bild kriegt man ruhig, wenn man rechts/links gleiche Hirnstromaktivität hat.
Ich kann mir nicht recht vorstellen, wie man bewusst versuchen soll, rechts- und linkshälftig gleich angestrengt zu denken. Die Versuchsperson vor Ort war gar nicht schlecht, insbesondere wenn man bedenkt, dass nach Erklärung des Prinzips Umstehende regelmäßig versuchten, ihn zu erschrecken.
Mehr schöne Dinge
Klar, abends war Party in der Halle, tagsüber aber auch durchgehendes Programm. Man geht ein wenig rauchen und hat auf einmal entspannten Livejazz im Hintergrund, und ich hasse Jazz, aber hier fand ichs höchst angenehm.
Enno hatte das Spaceballs-Wohnmobil geknipst, ich „nur“ eins der anderen grade webtauglich menschenfrei. Eine Ansammlung teildekonstruierter Wohnwägen und Wohnmobile, zwischen Steampunkk und Postapokalypse, auch eine der Geschichten, wo man dreimal vorbeigehen und gucken musste, um die ganzen kleinen schönen Details zu sehen.
Abschließende Gedanken
Was sag ich immer? Die Veranstaltung, wo man Mut und Zuversicht tankt für das nächste Jahr. Wars auch dieses mal wieder, nachdem die EIndrücke und Gedanken nun wieder nen Tag sacken konnten. Es bleibt tatsächlich die Frage, wies nun zum 33C3 weitergehen soll, nachdem das CCH-Gebäude nun auch durchgespielt und an sich auch schon wieder zu klein ist. Generell bin ich ja der Ansicht, je mehr Leute Congress machen können, desto besser, denn desto größer der Outreach und desto mehr Leute, die wie gesagt Mut und Zuversicht und ein gerüttelt Maß an Inspirationen einerseits und Vorstellungen einer konkreten Version einer besseren Welt andererseits tanken können. Persönlich würde ich dazu tendieren, die Congressgeschichte so weiterlaufen zu lassen, bis der BER fertig ist und sie dann dort zu veranstalten, aber als Überbrückungslösung wäre mein absoluter Favorit einfach ein alljährliches statt allzweijährliches Camp. Das sagt sich leicht, wenn man das nicht organisieren muss, aber wenn ich mir was wünschen dürfte, was realistisch klingen sollte, dann das.
One Response to 32c3 Recap 2: Ebookwarez, HT-Metadata und anderes