Sinai Kamelsafari 2017: 8 Tage Wüste, nochmal

Nachdem wir vor zwei Jahren schon mal eine Woche fernab von zivilisatorischen Nebensächlichkeiten wie Handynetz, Wasserversorgung und andere Infrastruktur verbrachten, warum nochmal in den Sinai und acht Tage auf Kamelen oder eigenen Füßen durch die Wüste ziehen? Zwei von vielen Gründen: es war großartig, und ich glaube, kein anderer Urlaub hat mich so nachhaltig geerdet bisher. Außerdem sieht man sowas wie den Lagerplatz hier wahrscheinlich sonst nie und nirgends.

Lagerplatz von oben, Sinai

Lagerplatz von oben, Sinai

Wie vor zwei Jahren wieder mit mit Cornelia. Eine einzige Station kannten wir schon aus der vergangenen Tour: die Oase, die wir damals am dritten Tag besuchten, war unser erster Zielort. ansonsten kamen wir sieben Tage durch neue Gegenden im Sinai. Genereller Eindruck: „oasenlastiger“ – einige kleinere Wasserstellen mehr, die wir sahen auf der Tour – und allgemein „grüner“. Was daran liegt, dass wir einen Monat später unterwegs waren als 2015, aber auch, dass es in den vergangenen Jahren offenbar deutlich häufiger regnet.

Oasenpanorama, Sinai2017

Oasenpanorama, Sinai2017

Eine weitere Oase, hier wurden früher die Datteln geerntet, bevor die Beduinen dann weiterzogen auf eine Hochebene, wo Mühlsteine hergestellt wurden, mit allem zusammen ging es dann zum Handelsplatz, wo man Mühlsteine verkaufte und Waren für den Winter erwarb. Aber von vorn. Wir brachen auf, und untenstehend unsere beiden Kamele. Dieses Jahr hatte ich das junge, zickige (al’aschgard, „der weiße“, was mir Translate anders auswirft als ich es mir sagen ließ, aber vielleicht ne Dialektsache), und Rapscha, das autonome Kamel der Teuersten.

Aufbruch: unsere beiden Kamele

Aufbruch: unsere beiden Kamele

Der Schein trügt, es schnappt durchaus

Der Schein trügt, es schnappt durchaus

Gefühlt mehr selber gelaufen dieses Mal: etwas bergiger waren wir unterwegs und entsprechend passierten wir einige Bergpfade und Canyons dann zu Fuß, wo die Kamele dann einen anderen Weg geführt wurden.

Reiseverlauf: ziemlich halbe halbe auf dem Kamel vs. zu Fuß

Reiseverlauf: ziemlich halbe halbe auf dem Kamel vs. zu Fuß

Mittags wurde gelagert und gerastet, Küche und Bäckerei aufgebaut, desgleichen abends.

Küche, hier beim Mittagslager

Küche, hier beim Mittagslager

Bäckerei, auch Mittagslager

Bäckerei, auch Mittagslager

Vor- und nachmittags war man entweder per Kamel oder zu Fuß unterwegs, je nach Gelände. Selber hatte ich mit acht Tagen Dauer wohl den längsten, aber nicht wirklich unangenehmen Ohrwurm meines Lebens mit „A Song for the Deaf„, Queens of the Stone Age.

A song for the deaf. That is for you.

A song for the deaf. That is for you.

Der Teufel hat gewürfelt

Der Teufel hat gewürfelt

Die Muskeln des Bergs

Die Muskeln des Bergs

Schlafsack-Morgenpanorama, kein Aufstehen notwendig

Schlafsack-Morgenpanorama, kein Aufstehen notwendig

Die „Unterkünfte“ waren klasse, und dieses mal teils deutlich exponierter (Alternativen gabs, aber wir wollten es so). Nachdem es vor zwei Jahren teils extrem kalt war und mancher Tagesmarsch wirklich grenzwertig, waren wir dieses Mal wetter- und streckenbedingt vergleichsweise vollkommen luxuriös unterwegs. Dann kann man sich auch mal das Bett auf einem Stein in der Ebene aufschlagen und morgens Camel-RealityTV gucken. Wer sich einen Schlafsackausblick in 360° antun will: untenstehend. Man kann auch reinzoomen.

Ansonsten gibts einige neue Rundumblicke auf meinem Maps-Bilderprofil, die sich lohnen. Tipp: mit Cardboard/VR wirds dann richtig wow.

Kamel nimmt ein Bad

Kamel nimmt ein Bad

Nachtlager: Höhle, gemachtes Bett

Nachtlager: Höhle, gemachtes Bett

Und ansonsten eine Natur, die schon irrsinnig ist. Von allem immer einen Tick zu viel: zu heiß, zu kalt, zu sonnig, zu windig, und manchmal in der Pracht oder dem Unerwarteten einfach erschlagend.

Eine Akazie.

Eine Akazie.

Bergritt.

Bergritt.

Acht tolle Tage auf dem Kamel, zu Fuß oder beim Klettern, und zum Abschluss durften unsere Kamele noch Auto fahren.

Canyonklettern in der Wüste

Canyonklettern in der Wüste

Kamelfahrdienst. Sie waren aber auch fleißig.

Kamelfahrdienst. Sie waren aber auch fleißig.

Es war eine gute Idee, nochmal hinzufahren, ich würde mich nicht wundern, wenns in zwei Jahren wieder einen Sinaiblogeintrag gibt. Verglichen mit vor zwei Jahren schien sich an der Sicherheitslage wenig geändert zu haben, es kam mir gefühlt entspannter vor an den Checkpoints. Auch im März ist man in Dahab eher einer von zu wenigen Touris, ich mags ja, wenn wenig los ist, aber den Leuten dort wünsch ich an sich bessere Geschäfte. Machen kann man auch dort viel – wir machten die obligatorische Quad-Tour vor der Wüstenwoche…

Quadfahren. Sollte man dort mal tun.

Quadfahren. Sollte man dort mal tun.

…ich war klettern, wir fanden den irrsinnigsten Upcyclingshop…

Klettern: Granit gibts, aber leicht sandgestrahlt

Klettern: Granit gibts, aber leicht sandgestrahlt

Upcycling-Shop in Dahab, alles leider zu schwer.

Upcycling-Shop in Dahab, alles leider zu schwer.

….den gerocktesten Rennschlitten, den ich je gesehen habe, sowie die zweite Katze nach Felix, die begeistert Gurken frisst. Überhaupt kommt Dahab ein wenig kurz – wenn man in Dahab jetzt nicht grade in einem der paar dort auch existierenden Kettenhotels sitzt (und insbesondere in der Nähe Beduinenviertel unterkommt), dann ist alles sehr angenehm gerockt. Nur machen nachts halt die Hunde Krach, aber ich mag sowas bzw. schlaf eh wie ein Stein.

Straße vor unserem Hotel

Straße vor unserem Hotel

Hotelkatze. Sie frißt auch Gurken.

Hotelkatze. Sie frißt auch Gurken.

Schnorcheln, Presslufttauchen, Klettern, Tagestouren… Schnorcheln mussten wir im Roten Meer natürlich wieder, wir hatten ein großartiges Riff direkt vor der Nase, von der Pressluft ließ ich dieses Jahr die Finger. Aber an sich ist das trotzdem eher das Reinkommen/Runterkommen vor/nach acht Tagen von ganz was anderem.

Man ist im Einklang mit dem Kosmos, ihr Ficker.

Man ist im Einklang mit dem Kosmos, ihr Ficker.

Caveat. Wer geht eine Woche in die Wüste? Richtig, Menschen, die was mit sich rumschleppen. Das ist nichts verkehrtes, im Gegenteil, ich schätze, nirgends anders kann man sich besser über alles Mögliche klar werden und ins Reine kommen. Die Quote esoterik- und glaubensbefallener Personen ist aber regelmäßig hoch. Ich halte mich diesbezüglich für sehr empfindlich, insofern spricht es sehr für die Wüste, dass ich auch dieses Jahr wieder mit erstaunlicher Gelassenheit die gern gepflegte Kernkompetenz des Aushaltens anderer Ansichten praktizieren konnte. Aber auch wenn man hervorragend allem aus dem Weg gehen, einfach hundert Meter weiter gegen den Wind reiten kann usw., um andere Leute Gerede schlicht nicht mitzubekommen: man sitzt natürlich trotz alledem mit zwei handvoll Leuten im gleichen Boot. Das kann angenehmer oder auch schwieriger sein, naturgemäß hängts natürlich an den Leuten, ich schätze aber auch zum sehr erheblichen Teil an einem selber dahingehend, den Geist auch mal ruhen lassen zu können. Ich denk, wenn das für einen verstockten Materialisten und Esoterikhasser wie mich machbar ist, dann scheints eine gangbare Option, aber YMMV.

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