Ich nächtige grade in einem ehemaligen Außenlager des KZ Mauthausen und musste einer österreichischen Organisation Geld in den Rachen schmeißen, die öffentlich Klimawandelleugnung betreibt, man verzeihe mir die drastische Überschrift. Ansonsten ist der Urlaub hier sehr schön und die Bogenparcoure klasse.
Wir sind heute die Großglocknerstrasse hochgefahren und ja, es ist landschaftlich so ziemlich das, was bei Civ 6 unter „atemberaubend“ läuft. Weiter bin ich einmal mehr etwas fasziniert gewesen, wie es die Österreicher hinbekommen, an jeder verdammten Milchkanne LTE anzubieten und ein immenses Wasserkraftpotential klarzumachen, ohne dafür groß Abstriche in der Landschaft hinnehmen zu müssen, und im übrigen ist alles hier sehr schön, gastlich und entspannt. Nun kommen wir oben an der Großglocknerausstellung an, nachdem wir überraschend einige Ocken Straßengebühr jenseits der Plakette abdrücken durften, aber man machts ja gern, schließlich sind alle möglichen Haltepunkte auf der Route mit kleineren und größeren, allesamt kostenlosen Ausstellungen und Kleinmuseen versehen.
Und grade in der Hauptanlaufstelle am Großglockner gibts eine Infoausstellung zum Gletscher vor Ort und dem seltsamen Phänomen, dass irgendwie überall auf der Welt Temperaturen steigen und Eis abschmilzt. Woran das liegt? Nun ja, da wird schon mal was auch „von Menschen verstärkt“, was aber nur im Rahmen dessen ist, was eh passiert und herrjeh, der Mensch ist ja nur ein Faktor von achso vielen, jedenfalls erfährt man dort noch was über die Präzession der Erdachse, aber der Begriff „Treibhausgase“ fällt kein einziges Mal in einer verdammten „naturwissenschaftlichen“ Dokumentation eines wegschmelzenden Wahrzeichens.
Auf der Rückfahrt auf dem Passheiligtum dann noch die Krönung: da ist die aktuelle Katastrophe offenbar was, was halt gelegentlich mal passiere, das sehe man ja an einer Gletscherzirbe, die man letztens aus dem wegtauenden Eis geholt hatte. Tickt ihr noch ganz sauber? Und so einen Dreck finanziere ich mit der Großglocknermaut? Gottseidank geht der ganze Tourismusverband vor die Hunde, wenn die österreichischen Winter demnächst schneefrei bleiben. Was für Arschlöcher.
Das war auch der Punkt, wo ich dachte, nee, das mit dem KZ-Außenlager, da muss ich noch zwei Wörter drüber verlieren. An sich ungern, denn es ist hier schön und die Leute sind höchst gastfreundlich und angenehm. Ich nehme es trotzdem etwas übel, wenn ich mein erstes 360°-Bild vom Schloss mache und Google Maps mir als Benennung „Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen“ vorschlägt.
Ich dachte erst an einen etwas verrutschten Places-Eintrag oder sowas, checkte die Wikipedia und siehe da, wo ich grade nächtige, hielt sich die SS in den Vierzigern ein paar Zeuginnen Jehovas aus dem KZ Ravensbrück. Und nun hasse ich Zeugen Jehovas durchaus und rechne sie zu dem Schlag Menschen, bei denen generell ein teilweiser Sorgerechtsentzug beim Kinderkriegen angeordnet werden sollte, aber deswegen finde ich es immer noch ziemlich scheiße, eher nebenbei draufgestoßen zu werden, grade an einem Ort zu nächtigen, wo die Nazis gelegentlich ein paar Fundamentalistinnen aus dem nächsten KZ durchgenommen haben. Tote gabs wohl keine, aber wisst ihr was: scheiß drauf. Sowas mag ich an sich an offizieller Stelle lesen, und wenn man da Platz hat über die Inspirationen Coco Chanels durch den Trachtenjanker zu schreiben, dann sollte es für zwei Zeilen zur verdammten Lagergeschichte des Schlosses reichen, statt der üblichen Vierzigerlücke.
Zurück zum Großglockner. Der Effekt, wenn man mich auf Ausstellungstafeln anlügt, ist im Übrigen, dass ich allem anderen auch nicht mehr traue, was man mir erzählt. Ich wär sonst wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, die im Großglocknerstraßenmuseumsbetrieb durchweg hochgepriesenen Franz Rehrl, seines Zeichens Landeshauptmann mit einer beeindruckenden Bauliste, und Franz Wallack, kongenialer Ingenieur, Straßenplaner und nebenbei Erfinder eines modernen Schneepflugsystems, nachzuschlagen. Zwei, die sich getroffen und was großes geleistet haben, und heute zurecht gefeiert werden, mag man meinen. Rehl scheint mir durchzugehen, beim Wunderingenieur muss man nur mal ins Wiki gucken und siehe da, Vaterländische Front, Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps und in die NSDAP wollte er unbedingt eintreten, aber die Nazis wollten ihn nicht haben. Was für ein Wichser, es tut mir direkt leid, auf der Fahrt immer nur die gut gepflegten Toiletten genutzt zu haben und nicht einmal in Gedenken an das Naziarschloch Wallack auf die Großglocknerstraße gepisst zu haben. Ich fahr da nicht mehr hin, aber wer vorbeikommt: Bitte holts für mich nach. Kein Wort über die Zeit, nirgends, in verdammten X Museen und Ausstellungen. Bernhard hatte schon recht, was für ein Drecksland.
Aber ansonsten ists schön und die Bogenparcoure eine reine Freude.
„Ich nächtige grade in einem ehemaligen Außenlager des KZ Mauthausen“
Respektlos oder was hast du dir dabei gedacht?
Wieso schläfst du nicht gleich auf der Bare in der Gedenkstätte?
Man merkt, dass der Hass an dem Ort wohl nach so vielen Jahren geblieben ist.
Gute Nacht!
Du bist dumm und solltest an deinem Leseverständnis arbeiten. Oder generell lesen und denken vor dem Tippen.