Es geht um ein Auto, und meine Haltung zu selbigen ist ambivalent. Sagen wir, ich brauch halt eines und hätts lieber anders, aber here we are. Folgend eine Geschichte ohne tiefere Moral, aber vielleicht gefällt sie und außerdem muss ich eine Tradition der „Mir wurde mein Fahrzeug geklaut und hier ists nun wieder“–Geschichten fortsetzen.
Mit dem letzten TÜV wurds amtlich: an dem wirds nicht scheitern, dass Ada die 30 Jahre reißt. Ada nach der Ada, und ich neige eigentlich nicht zu romantischen Vermenschlichungen von Technik, aber sie ist eine respektable und liebenswerte alte Dame mit Eigenschaften. Ziel war seit Erwerb die 30 Jahre und optional eine Lichtsekunde Fahrleistung, bei beidem siehts gut aus. Bestärkt hatte mich ein Zwischenfall letzten Sommer, da lernte ich, wie man ein Auto kurzschließt, Anlass war Adas kleiner Ausflug.
Ich werkelte an der GPA, als mein Telefon klingelte, unbekannte Nummer, ich ging ran. „Nicht erschrecken, Polizei Wuppertal. Nichts schlimmes, aber sind Sie der Halter des KFZ Kennzeichen BO-FH Sowieso?“ „Oh, ja, bin ich.“ „Können Sie den vor der Garage wegfahren, der blockiert eine Ausfahrt.“ „Äh, der steht vor dem Mirker Bahnhof und da gibts keine Garagen. Aber Moment, ich gucke…“ (und stiefle ums Eck). „Fahren nur Sie mit dem Wagen?“ „Ja, aber… hm. Sie haben recht, der ist nicht hier. Wo steht der denn?“ „In Barmen. Aber dann haben Sie ihn da nicht hingefahren?“ „Nein, das scheint mir geklaut, da fährt sonst niemand mit.“ „Oh. Dann muss ich die Kripo einschalten, ich melde mich in einer halben Stunde nochmal.“
Leicht besorgt nach Hause gestiefelt, und dort klingelte dann bald wieder das Handy. Ja, das Auto sei aufgebrochen und weggefahren worden, die Spurensicherung sei unterwegs, und ob/wie ich es holen kommen könne, wäre noch unklar. Nochmal ne halbe Stunde warten, und dann der Bescheid; ja, ich könne wieder in ner weiteren halben Stunde aufschlagen, dann seien die Kollegen fertig. Ich mach mich mit der Teuersten auf nach Barmen, die Kiste zu holen.
Dort noch mit der SpuSi geplauscht, was alles im Auto mir gehöre und was ggf. nicht (kein Fremdmaterial zu finden), und wie ich es überhaupt wegbekäme: Fahrertür- und Zündschloss waren aufgebohrt, Verkabelung hing runter. Wenn ich es kurzgeschlossen bekäme, ob ich dann einfach fahren könnte? Ja klar.
Learning by doing, Autozündung kurzschließen. Mein Eindruck in Sachen „Einschlägige Actionmovies“: alles, was wir dort lernen, ist falsch. Wir haben drei Kabel, davon müssen zwei verbunden werden (Zündung) und ein weiteres drangehalten (Anlasser), letzteren muss man dann wieder weghalten, weil man will nicht, dass der Anlasser dauernd mitläuft. Kabel funken, Kiste läuft. ich sag der Rennleitung, wegen mir sei alles OK, sie sagen, wegen ihnen auch, und wir fahren los (bzw. ich und die Teuerste zur Sicherheit hinterher.
Das war nicht verkehrt, denn nachdem die Kiste einmal ausging und ich sie vorerst wieder ankriegte, gab kurz drauf alles, was irgendwie mit Strom lief, auf einer der größeren Kreuzungen Wuppertals dann doch kollektiv den Geist auf. Die Batterie hatte wohl doch einen schwereren Schlag abbekommen.
Ich schob die Kleine von der Kreuzung auf nen Parkplatz (das geht mit so ner Kiste), wir stiefelten zur Tanke ein paar Meter weiter, packten ein Abschleppseil ein und… scheiterten an der Befestigung. Unter der Klappe ein kleines Loch, aber zu klein zum Karabiner einhaken. OK, Verdammt sei der ADAC, aber soll er halt kommen. Er kam nach ner Stunde, klappte die Plattform runter, rollte sein Zugseil raus und fragte nach der Gewindestange. „Gewindestange?“ „Ja, wenn vorn nur so ein kleines Loch ist, brauchts die Gewindestange, die schraubt man da rein und hakt dann das Seil ein.“ „Oh verdammt.“
Stellt sich raus, Autos ohne Abschleppöse haben die Gewindestange beim Ersatzrad liegen. Ich fluchte noch, dass wir dann die Kiste auch selber hätten abschleppen können und wurde drauf hingewiesen, mitnichten, das dürfe man nur bei akutem Notfall/Kiste muss weg, alles andere sei an sich verboten, müsse professionell gemacht werden wie im vorliegenden Fall, und so sei nun ja auch alles entspannt. Nun dann.
Das Auto wurde zur Werkstatt gefahren, dort wurde angekündigt, man werde ein paar Ersatzteile bei eBay schießen müssen und weiterhin sei die Batterie in der Tat fratze. Ich für meinen Teil nahm mir zu dem Zeitpunkt vor, Ada muss dreißig werden, kein Auto hat es verdient, mit 27 Jahren geknackt und derart gefleddert zu werden.
Kleiner Exkurs. Ein paar Jahre vorher wurde Ada schon mal aufgebrochen. Ich wollte einkaufen fahren und stellte fest, nicht nur war das Heckklappenschloss aufgebrochen, vielmehr stand auch ein Karton drin, eine Nissan Car-Hifi-Station mit 480×640 LCD-Touchdisplay originalverpackt. Ich war gelinde gesagt verwundert, musste aber einkaufen, fuhr also einkaufen und überließ alles anschließend erst mal sich selber. Werkstatt verständigt, ob sie das Heckklappenschloss reparieren können, Ansage war „Ja, aber kaufs dir selber vorher, bring mit, geht schneller“. Ich schoss mir ein Heckklappenschloss für 95er Polo, das kam dann drei Tage später an, ich stiefelte zur Kiste und… der Karton mit der Nissan Car-HiFi-Station war wieder weg. Prima, eigentlich, manche Probleme erledigen sich von alleine. Ich durchsuchte das Fahrzeug trotzdem nochmal nen Ticken sorgfältiger, ob irgendwo noch ein Pfund Koks zwischengelagert war, aber leider Fehlanzeige.
Jedenfalls, um den Exkurs abzuschließen: ich hatte das Auto seinerzeit mit einem Auto- und einem Tankdeckelschlüssel gekauft, weil der Vorbesitzerin, man ahnt es, mal der Tankdeckel geknackt wurde. Anschließend hatte ich ein Auto mit Auto-, Tankdeckel- und Heckklappenschlüssel.
Nun wurde die Fahrertür und das Zündschloss aufgebohrt und mussten getauscht werden. Ich bin somit stolzer Besitzer eines Fahrzeugs, das tatsächlich und wirklich für jedes einzelne seiner fünf Schlösser einen separaten Schlüssel hat, und der einzig originale ist die Beifahrertür.
Jedenfalls, ne Woche drauf war sie wieder bei mir und seitdem fährt sie tapfer wieder ihre Strecken. Zwei Wochen später telefonierte ich nochmal mit der Kripo, ob in Sachen Spurensicherung was rumgekommen wäre, nein, nichts, und in solchen Fällen seis auch unwahrscheinlich. Und natürlich gabs noch ein Nachspiel zum Happy End.
Einige Wochen drauf – es ging auf den Herbst zu – fuhr ich nach einem etwas anstrengenderen Tagewerk nach Hause und nun, altes Auto, Typ mit schwarzem Hoodie drin, es ist nicht so, dass ich mich zum ersten Mal von der Bullerei beäugt fühlte, als sie am Standstreifen an mir vorbeifuhren (es war stauig). Sie blieben in der Nähe, obgleich ihr Standstreifen naturgemäß frei war, und fünf Minuten später fädelten sie vor mir ein und machten das „Bitte folgen“-Schild an. Mein Gedanke war natürlich, oha, TÜV vergessen? (das passierte dann ein halbes Jahr später). Nein, das wars nicht. Beim nächsten Parkplatz raus, Führerschein, Fahrzeugpapiere.
Eingehende Untersuchung derselben im Polizeifahrzeug, dann kamen sie wieder. Mein Auto sei gestohlen gemeldet und zur Fahndung ausgeschrieben. Ich sagte, das könne damit zu tun haben, dass es vor einigen Wochen gestohlen worden sei, aber nachdem ich das Auto am gleichen Tag von den Kollegen wieder entgegengenommen und heimgefahren hätte, sei ich nicht auf die Idee gekommen, das noch extra rückzumelden. Ja, da sei dann wahrscheinlich was schiefgegangen. Sie melden das nun entsprechend.
Stets bemüht. Aber hey, in der Zeit, wo sie mich wegen sowas rausziehen, richten sie woanders keinen Schaden an. Die Kleine fährt, alles fein.
Scheint eine tolle Gegend zu sein! Hatte da auch schon mal Polizei kommen lassen, weil eine Macke an meinem Auto war.
Die Gegend ist ganz hervorragend, ja. Ich hab nie schöner gewohnt. Wegen ner Macke die Bullen holen wiederum, nun ja. Über Stil kann man streiten.