Es geht nichts voran mit der digitalen Verwaltung, so höre ich es seit Jahren jammern, und dann hieß es ja immer mal „Aber Autos an- und ummelden geht doch inzwischen!“, nur melde ich selten Autos an oder um. Nachdem es sich nun doch unerwarteterweise ergab: ich habs geschafft, ein Auto online umzumelden. OK, noch sind weder Schein, Brief noch Nummernschilder da, aber es sollte alles auf dem Weg und meine Rechtssicherheit im Straßenverkehr gegeben sein. Vorab: es ist vieles meh, aber manches auch fein, und alles in allem umständlich, zugegeben, ich hätte keine Ahnung, wie man was sinnvoll und sicher besser kriegt.
Jedenfalls, seit einiger Zeit sieht die Terminvergabe des KFZ-Meldeamts in Wuppertal bekanntlich so aus:
Wenn man online Bürgerdienste in Anspruch nehmen will, braucht man einen E-Perso. Ich habe einen E-Perso, und zu dem bekommt man dann per Post noch Unterlagen zur digitalen Verwendung zugeschickt. Unter anderem eine Transport-PIN, mit der man den e-Perso-Zugriff aktivieren kann. Weiter braucht man was, um den Perso überhaupt auszulesen. Einigermaßen moderne Smartphones können das mit NFC und der AusweisApp.
Man startet die App, hält den Ausweis dran und muss dann die Transport-Pin eingeben. Wer wie ich ein verpeilter Idiot ist, macht das dann zweimal erfolglos und kriegt die Warnung, dass beim dritten erfolglosen Versuch alles gesperrt wird. Wer cleverer ist, erinnert sich dran, dass man auch schon direkt auf dem Einwohnermeldeamt eine PIN selber festlegen konnte. Anschließend daran, dass man das damals wohl tat. Dann meldet man sich gleich mit der an und erspart sich ein wenig Schweißausbrüche.
Man hat dann einen E-Perso freigeschaltet und kann zur Online-Meldestelle. Dort wird man nach etwas Eingangsgeplänkel zur Anmeldung per bund-ID verfrachtet.
(Exotischer Einschub: wenn man da eben nicht hinverfrachtet wird, sondern sich einfach dass leere Fenster zu Tode lädt, lag das in meinem Fall dran, dass ich unter meiner IP einen Tor-Middlerelay laufen habe. Was an sich ja absolut nichts über meinen eigenen Traffic aussagt, aber nun. Wer nen Relay am Start hat, wird das Problem von anderen Seiten her kennen und Workarounds haben. Selber hab ich da für Notfälle nen Web-Proxy auf dem Server, mit dem gehts.)
Ich hatte mich mit etwas Mühe dann angemeldet – erst auf dem Smartphone, weil da die Ausweislesefunktion ist. Ich hoffte, dann eine Username/Passwort-Option zu kriegen, um mich damit dann am Desktop in der Zulassungsstrecke anzumelden, ich durfte selbige gar einrichten. Nur: die Option, sich so anzumelden, kam dann nicht. ePErso braucht ein verbundenes Lesegerät, hab ich keines (glaubte ich jedenfalls, siehe gleich). Long story short: nach ein wenig fruchtlosem Rumprobieren meldete ich mich dann einfach mit dem Elster-Zertifikat an, das wird dann einfach auch direkt mitverknüpft. Funktionierte.
(Pragmatischer Einschub: irgendwann las ich ein „AusweisApp am Desktop: hier für Windows, hier Mac“ und hakte das zornerfüllt ab unter „Civ7 auf Linux geht, aber meine digitalen Bürgerrechte wahrnehmen nicht, fickt euch alle“. Stellt euch meine Überraschung vor, als ich lange nach getaner Zulassungsarbeit nochmal rumgoogelte und feststellte, für alle gängigen Linux-Systeme gibts Installationskandidaten. Debianbasiert tuts ein simples
apt-get install ausweisapp2
und es rennt. Selbst das Smartphone pairen und dann einfach als Kartenlesegerät nutzen geht. Ich bin ein wenig begeistert.)
Jedenfalls, jetzt kommen wir in die Richtung „was brauchts für das eigentliche Ziel, die KFZ-Ummeldung“. Das wären
– Ablaufmonat der HU (MMJJJJ)
– HU-Prüfziffer (auf der Bescheinigung, Muster J%FD§5zZ)
– HU-Prüfort-Nummer (auf der Bescheinigung, Muster 00004601334)
Soweit, so einfach lesbar. Ich wollte weiter ein Wunschkennzeichen, in Wuppertal gibts das online und dort kriegt man dann ein Wunschkennzeichen plus Reservierungs-Pin. Die braucht man auch:
– Kennzeichen-Reservierungs-PIN (per Reservierung, Muster 133979, optional).
Dann Versicherung. Selber bin ich bei der HUK und nahm an, da kann man irgendwie was online klarmachen. Stellt sich raus, man kann, aber dafür brauchts die NECT App. Die lädt man sich auch einfach aufs Smartphone, gegen die identifiziert man sich dann auch mit dem Perso, nur nicht via E-Perso-Funktion, sondern über das Abfilmen unter verschiedenen Winkeln von Vorder- und Rückseite und anschließendem Selfie-Cam-Abgleich. Ich sag mal „spannend“ und ein „Hier hats funktioniert.“ Es folgte eine Komplettverknüpfung mit meinem aktuellen Versicherungsportfolio, eine vorläufige Anmeldung der neueren Kleinen und der Hinweis, die benötigte eVB-Nummer folge zeitnah. Sie folgte per Mail tags darauf.
– eVB (Muster FRG&EE9)
Nun wirds spannend. Der Fahrzeugschein sollte nicht vor 1.1.2015, der Brief nicht vor 1.1.2018 ausgestellt sein, in beiden Fällen finden sich dann amtlich aussehende Klebeelemente auf denselben. Die kommen in zwei Varianten:
– zum Freikratzen
– zum Abziehen
und man sollte im Unterschied zu mir erst prüfen, welche Variante man hat. Denn wenn man die zum Abziehen versucht freizukratzen, kratzt man (für euch getestet!) den Code drunter auch gleich mit ab.
Also: erst versuchen, an einer Kante zu lösen und abzuziehen. ich hatte hier mit einem scharfen Stechbeitel ein schönes Erfolgserlebnis. Denn stellte sich raus, dass es außer dem (hier weggekratzten) Code auch noch einen kleinen QR-Code DataMatrix-Code gab. Meiner war natürlich auch etwas zerkratzt, aber nach ein wenig GIMP-Retusche quasi wie neu. Smartphone und zwei Online-Reader versagten trotzdem, der dritte Kandidat bot explizite „Data Matrix“-Vorauswahl für den Codetyp an und dechiffrierte anstandslos.
– Sicherheitscode Fahrzeugschein (Muster: a7231773)
Dasselbe für den Fahrzeugbrief:
– Sicherheitscode Fahrzeugbrief (Muster: HGf5mPKQgz72)
…und dann gibts das auch noch auf den Nummernschildern. Man zieht auch vorsichtig (Stechbeitel) die Schutzfolie vom Landeswappen ab und dahinter ist ein dreistelliger Code sowie ein Matrixcode für die Grobmotoriker, die die Zahl beim Abkratzen verkratzten.
– Sicherheitscode hinteres Nummernschild (Muster f42)
So gerüstet machte ich mich an die erneute Anmeldung bei der Online-KFZ-Ummeldung und gab Daten ein. Zwischenrein fluchen, aufspringen, runterrennen und eine vergessene Datenerhebung nachholen:
– Sicherheitscode vorderes Nummernschild (Muster 650)
Für euch getestet: wenn man zu blöd war, an die Zulassungsplaketten *beider* Nummernschilder zu denken, macht man was gutes für die Beinmuskulatur, weiter wird man wegen der fünf Minuten, die das dauert, *nicht* aus dem Prozess ausgeloggt.
Es braucht weiter noch eine
– Bankverbindung (BIC und IBAN)
und dann muss man bezahlen. Das passierte in meinem Fall mit
– Paypal (optional: Visa)
Das war jetzt alles ein wenig viel kleinteiliger Scheiß, aber dann kriegt man tatsächlich ein PDF zum Downloaden/Ausdrucken und eine Info über die bald eintreffenden Dokumente und Prüfplaketten.
Ich als eher unbedarfter Mensch hätte mir gewünscht:
– Vorab-Info über die Bezahlmethoden (ich glaube, wer am Ende der Geschichte mit einer Mastercard vor dem Rechner sitzt, wird alles anzünden.)
Ansonsten, und auch wenn ich kein Freund von Papierkram und „alles zu ner Checklistenquest machen“ bin: sowas wie eine Papiercheckliste zum Ausdrucken. Da stehen dann die unterschiedlichen Datenquellen drauf, Tipps dazu („Erst abziehen versuchen, dann freirubbeln“), und weitere freundliche Hinweise a la „Sie dürfen sich Ihre Kennzeichen nun drucken lassen.“
Falls es wem Ärger spart… wie eingangs geschrieben, ich bin eher teils amüsiert, teils positiv überrascht (AusweisApp auf Linux, wohoo!) und hab meinen Kram geregelt bekommen.
Spannend, was 2025 alles möglich ist. 😉
Ich hab den ePerso bisher nur für Auskünfte (Rente, KBA) genutzt, wobei, ich habe auch mal ein Fahrzeug online abgemeldet, das ging, aber an oder ummelden nicht, weil es ein 125er Krad war und es da keine Zulassungsbescheinigung Teil II gibt.
Ich hab auch tatsächlich ein Kartenlesegerät am Rechner, die App-Variante als Leser zu koppeln, hatte ich bei bei und für meine Mutter aber mal eingesetzt.