Premiere: Eine Rezi über ein Buch, das ich noch nicht durch hab. „Puder“ ist ein ungerechtes Buch, weil das kriegt man nur mit iPhone/iPod Touch vom Verlag geschenkt. Ich hab nebenan schon mal ein paar Worte drüber verloren und muss mich im Nachhinein für meine Screenshot-Auswahl loben, das Kapitelzitat ist ganz vortrefflich gewählt, tote Fische, in ungarische Zeitungen eingepackt, wunderschön.
Eine „gelungene Mischung aus Flann O’Brien und Douglas Adams“ schreibts beim Verlag und ich neige, wie die Überschrift schon sagt, eher zu einem Shadowrun meets Huxley. Zwei Vorbehalte:
1. Ich bin noch nicht durch. Das liegt nicht dran, dass das Buch keines der Bücher wäre, die ich mit Begeisterung lese und die daher leider nach einem verlesenen Abend ins Regal wandern. Das dem trotz großem Gefallen nicht so ist, liegt direkt an Vorbehalt Nummer
2. Ich les das Buch auf meinem iPhone, daher naturgemäß kapitelweise, wenn ich grade mit dem ÖPNV unterwegs bin. Das verstärkt das postmoderne Element beträchtlich, fürchte ich. Das Buch selber ist schon surreal genug, wenn man mit einem iPhone in einer videogeschützten Bochumer Straßenbahnhaltestelle sitzt und per Fingerscrollen drin liest, fühlt man sich irgendwie komisch. Nun, fühle ich mich komisch, jedenfalls. Aber zum Buch passend komisch.
„Puder“ hat eine/n angenehm durchgeknallte/n Protagonisten/in, der/die sich in einer erstaunlich dezent versciencefictionalisierten Welt mit einer gut bemessenen Prise Irrsinn durchschlägt, und dann passieren viele seltsame Sachen, die mit Klonen, Außerirdischen, einer Verschwörung (glaube ich), einer Retro-Vergnügungsparkwelt und Schweinen zu tun haben. Die Geschichte müßt ihr selber lesen, ich hab sie ja selber auch noch nicht durch, vielleicht enttäuschts mich dann zum Ende auch, ich glaubs aber nicht.
Die Sprache ist herrlich unaufgeregt, ich mag es, wenn eben SF-Elemente beiläufig, ungezwungen, ungekünstelt in einer SF-Story drinstecken, nicht mit diesem „Wow, guckt mal, so leben wir im Jahr 2000“ oder diesem „Autor erschrickt selber davor, was irgendwann wohl mal möglich ist und was wir daraus machen“-Effekt. Am Anfang tauchen selten, später etwas häufiger englische Redewendungen auf, die mich ein wenig stören und das einzige Stilmittel sind, das mir ein wenig bemüht vorkommt. Kann aber auch an der Übersetzung liegen, die fühlt sich ansonsten aber auch prima an. Eine schöne, klare, gelegentlich lakonische Sprache, die aber mit einer Latte schöner Bilder und Begriffe aufwartet, das mag ich. Eine Story, die sich für meinen Geschmack sicher zwischen Alltagswahnsinn, Spannung und Surrealität bewegt. Witziges Detail, das mir beim gelegentlichen, versehentlichen Verblättern/Weiterlesepunktnichtfinden auf dem iPhone auffiel: Die Kapitel kann man in der richtigen Reihenfolge nacheinander weglesen, meinem Eindruck nach funktionieren sie auch irgendwie meist für sich selber.
Von daher: Ich finds prima und empfehls weiter. Angesichts der 256 Seiten Hardcover für 18,90 wär mir grade ein „Im Zweifelsfall als Taschenbuch“ auf den Fingern gelegen, aber dann fiel mir ein, dass gulli wars(tm) ja bei gleicher Seitenzahl auch 20 Tacken kostete und trotzdem kaum was verdient ist dabei. Komisch, sich zu ertappen.
Zu guter Letzt: Irgendwann kommt der Begriff „gedämpfte Deprimucke“ drin vor. Das könnt von mir sein. Ich mag das Buch.
HeyHo! Klasse Tipp, danke! Seh‘ ich mir mal an. Ohne jetzt wild zu suchen: Kennste den Cyberpunk-Podcast? (MentalEscher) ..gibts auch bei iTunes.
Falls du mal nicht wie doof rumsrollen willst ;)
Noeh, aber nach nem Blick auf deinen Blog muss ich mir den wohl mal angucken :) Ich komm grade nur so wenig zum lesen bzw. Podcast-hoeren… es ist ein Elend. :o)
Das Scrollen halt ich, wie gesagt, eigentlich schon auch fuer ein „passendes feature“, auch wenn ich mir heute hab sagen lassen von einem hier zum mal zum Anlesen inspirierten Kollegen, dass das ein ziemlicher Schmerz im Hintern sei. Ich muss zugeben, die fehlende Eselsohrfunktion ist aber das einzige, was mich da stoert.