…und das ist wohl eines dieser Phänomene unserer komplizierten Zeit, dass einem sowas passiert. Es ist alles ganz schrecklich. Schuld dran ist Peter Kusenberg, der ansonsten recht sympathisch wirkt, aber in der aktuellen Konkret einen Artikel schreibt, der einerseits Unsinn ist, um den ich ihn andererseits ein wenig beneide. Denn mit einem Titel wie „Digitaltampons und feuchte Hosen“ würde ich auch gelegentlich gerne Texte überschreiben, aber für Macnotes ist das ein wenig zu drastisch. Auch jenseits der Überschrift hatte ich mich zum gleichen Thema nebenan vergleichsweise milde ausgedrückt, was damit zu tun hat, dass das beschriebene Problem ein wenig komplexer ist als Apple böse, Google gut.
Jedenfalls, seine Thesen in ganz kurz: Apple schafft ne DRM-verseuchte Plattform, auf der alles wieder Geld kostet, was man bisher für lau im Netz kriegte. So weit, so ack. Ausgerechnet der „Datenkrake Google“ zeigt seiner Ansicht nach aber, wie es anders geht und macht lauter schöne, freie und offene Sachen im Netz wie auch auf ihren Smartphones. Soweit, so nack, weil bei Google zahlt man a) anders und b) begibt man sich eben in eine andere Form der Abhängigkeit, die genau wie bei Apple auch eine Vorselektion durch Bequemlichkeit schafft. Hier gekauft, dort frei Haus im „Google-Internet“ geliefert, und in beiden Fällen vom Interface mit sanftem Nachdruck gefördert. Ergebnis: dasselbe.
Trotzdem, der Apple-Bash trifft natürlich durchaus ein Stück weit zu, und sein Grauen vor der verbesserten Aufmerksamkeitsförderung für sträflich vernachlässigte „Nischenthemen wie ‚Avatar‘, ‚Twilight‘ und ‚Deutschland sucht den Supergau'“ kann ich vollkommen teilen. Im Grunde genommen hat er ja auch durchaus recht, wir haben grade einen fetten Rollback, und die Akteure hat er auch in weiten Teilen benannt, nur hörts damit halt nicht auf. Wie gesagt, nebenan hatte ich das ein wenig weiter aufgedröselt.
Interessanter finde ich ironischerweise mit der Zeit immer mehr die Überlegung, inwieweit die Erweiterung der Netzmetapher (unter anderem vorangetrieben mit eBooks, Augmented Reality, Apps allgemein usw.) und das verstärkte „Abholen der Leute“ dort, wo sie eben was mit anfangen können, mittelfristig nicht mehr Leute in eben dieses Netz jenseits der Bild-Apps und Avatar-iTunes-Ausleih-HD-Videos bringt. Dazu wird auch Google mit dem Chrome-Tablet beitragen, das tut Apple bereits jetzt, und obs zum besseren oder schlechteren ist, das wird sich weisen, aber ich fürchte, das Problem wird dann wie schon heute einfach die allgemeine Blödheit sein und nicht das DRM auf der BILD-App in Tablet-Edition.
Eine schöne Pointe zum Schluss kann ich leider nicht wirklich zünden. Dass in der Welt des Internet die Schwarzkopierer „die Regel“ sind, konstatiert Kusenberg zwischenrein angenehm unaufgeregt bis erfreut, um die Medienkonzerne zu bashen für ihre Versuche, die Uhr mit DRM-geschützten Inhalten auf einer neuen hippen Plattform ins digitalkopiefreie Neolithikum zurückzudrehen. Selbigen Dinosauriervorwurf in einem Artikel zu bringen, der nur in der Printausgabe der Konkret erscheint, ist, nun, reizvoll. Nun ist totes Holz ja auch nicht unbedingt der effizienteste Kopierschutz, aber in welcher Form und auf welchem Medium ich Kusenbergs Polemik schlussendlich begegnet bin, das mag ich dann doch lieber im Bereich meiner Privatsphäre lassen.
Dein Vergleich zu Google hängt etwas arg. Google wird im Artikel (nur) in Verbindung mit dem quelloffenen Android bzw. Chrome OS gebracht und nicht im Vergleich gut/ böse.
Ein Satz wie:
klingt aus dem Kontext gerissen erst mal etwas komisch, bzw. kann man sich den nach Gusto interpretieren. Im Zusammenhang mit
wird die Richtung aber klar.
Zu kritisieren ist hier aus meiner Sicht höchstens, dass nicht explizit erwähnt wird, dass es mobile relativ freie Systeme (und ja, da zähle ich Windows Mobile dazu) schon gab, als von Android und Iphone noch nicht mal zu träumen war.
Die Richtung ist klar, nur habe ich meine Zweifel, dass Google auch mit Android und/oder Chrome als positives Gegenbeispiel fuer die verderblichen Wirkungen der Appisierung taugt.