Zur Krankenversicherungskarte mit Bild einige akuelle Nachträge

Es ist schon länger her, dass ich mit meiner Krankenversicherung (AOK) wegen der neuen Krankenversicherungskarte einen Briefwechsel führte: sie wollten ein Passbild für die neue „Gesundheitskarte“, ich sagte, sie brauchen keins und kriegen auch keins, sie antworteten ok, dann halt nicht und ich hab seitdem meine Karte ohne Bild, die bis 2013 gültig ist. Ich bin einigermassen zuversichtlich, dass sie auch anschließend kein Bild von mir brauchen.

Seitdem schauen sich Leute hier immer mal wieder via Google den alten Eintrag an und ich selber verfolg natürlich auch mit einigem Interesse die unterschiedlichen KV-Kontakaufnahmen in Sachen eGK/e-card in meinem Umfeld.

In einem der Fälle (KV: Techniker Krankenkasse TK) gab es nun mehrere Telefonate. Inhalte kurz zusammengefasst:

– man müsse unbedingt das Passbild einsenden, da man sonst keine neue Karte erhalte
– die KVs seien gesetzlich dazu verpflichtet
– Aufschub sei für das kommende Jahr möglich, anschließend laufe man aber Gefahr, dass man von keinem Arzt mehr behandelt werde
– man müsse via KV-Karte identifizierbar sein, denn
– es gehe um die Verhinderung von Kartenmissbrauch mit erheblichen Summen

Sorgen machen müsse man sich aber nicht, denn die Speicherung von Krankheitsdaten sei

noch nicht vorgesehen (Hervorhebung von mir) und der Fall, dass eben der HNO eben noch gucken kann, was der Frauenarzt so in die Akte schrieb, damit hypothetisch.

Das ist natürlich großflächig ungenau, unwahr oder, ums beim Namen zu nennen, schlicht gelogen. Bemerkenswert finde ich das ganze, weil wir hier nicht von einem Anruf und nem Anschreiben reden, sondern von drei entgegengenommenen Anrufen im Verlauf weniger Wochen, zwei Anrufen in Abwesenheit und zwei Anschreiben.

Das deckt sich nun mit den Infos, die der FoeBuD seit einiger Zeit zum Thema bereithält: die KVs üben mehr Druck aus, 2013 wird als angeblich finale Deadline genannt, Angst wird erzeugt durch (unzutreffende) Behauptungen, man werde nicht mehr behandelt und insbesondere wird die Möglichkeit verschwiegen, nach wie vor eine normale Krankenversichertenkarte ohne Passbild zu erhalten. ´Hierzu rät der FoeBuD:

„Fordern Sie von Ihrer Versicherung eine Karte ohne Foto. Die Versicherung ist dazu verpflichtet, Ihnen einen Versicherungsnachweis auszustellen. Auch dafür ist eine gewisse Hartnäckigkeit erforderlich.“

…was ich hier bestätigen kann: es braucht wirklich eine gewisse Hartnäckigkeit. Allein schon deswegen gehört den entsprechend störrischen KVs die Scheisse um die Ohren geschlagen, denn es ist eine Unverschämtheit, den Versicherungsnehmern gesetzlich vorgeschriebene Leistungen vorzuenthalten, ihre Existenz zu leugnen oder sogar auf Nachfrage zu verschweigen.

Widerspruch gegen die eGK einlegen kann man bequem mit dem Flyer-Vordruck vom FoeBuD. Ich rate dazu, selbigen einzulegen. Das „Basis-Rollout“ wird aller Voraussicht nach einmal mehr zeigen, dass IT-Großprojekte dieser Art schlicht nicht funktionieren, aber dennoch gilt es, hier nicht eine neue Idiotie einfach durchgehen zu lassen.

Wer Lust hat, am Telefon Sachbearbeiter zu nerven: Mit dem Hinweis, dass man sich via Ausweis problemlos identifizieren kann, wenn der Doc Missbrauch befürchtet, schafft man schnell Erklärungsnöte, mit der Frage, was die Infrastruktur kostet und wie hoch der finanzielle Schaden dieser behaupteten Missbrauchsfälle im Vergleich seien, kriegt man gegebenenfalls interessante Einsichten in Sachbearbeiterweltbilder mit verschobener Wahrnehmung von Verhältnismäßigkeit. Geäüßerte Summen/Größenordnungen sind wahrscheinlich nicht irgendwie juristisch verwertbar, ich denke aber, die ein wenig zu sammeln, macht deutlich, mit welchen Mitteln und Methoden da ein gläserner Patient und ein allenfalls für die Chipkartenindustrie interessantes Großprojekt mit den üblichen Unsicherheiten durchgehauen werden muss.

Zu guter Letzt: das Ganze betrifft nicht nur die Patienten. Auch und gerade die Ärzte haben für die Geschichte wenig bis nichts übrig, wenn sie die Sache näher angeschaut haben. Auch hier gibts Infomaerial, das man dem eigenen Doc gerne mitbringen kann.

Der Vollständigkeit halber: mich hat die AOK seit dem verlinkten Briefwechsel (2007) nicht mehr zum Thema kontaktiert.

Noch ein Update bzw. Weiterlesehinweis: Das Graubrot schrob von ähnlichen Erfahrungen.

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9 Responses to Zur Krankenversicherungskarte mit Bild einige akuelle Nachträge

  1. Horst sagt:

    „2013 wird als angeblich finale Deadline genannt“

    ich hab ne Karte die bis 12/2015 gültig is, wurde zwar auch angeschrieben, aber wozu soll ich darauf reagieren bis 11/2015?

  2. Avatar-Foto Korrupt sagt:

    Horst, Zustimmung meinerseits – meines Wissens nach bleibt die Karte auf jeden Fall gültig.
    Die „Frist“ hat auch dahingehend sowas wie einen realitätsnahen Hintergrund, dass das der Punkt der flächendeckenden Einführung der eGK, sprich, ausschliessliche Neuausgabe derselben sein *soll*. Damit machen die KVen halkt Druck und verschweigen wohlweislich, dass die eGK seit ihrer ersten Einführungsdeadline permanent verschoben wurde. Um Wikipedia zu bemühen: „Die ursprünglich zum 1. Januar 2006 vorgesehene Einführung hat sich ohne politische Entscheidung verzögert. Die Testphase wurde mehrfach verlängert… Es gibt keine gültige Planung für die Einführung. Die technischen Anforderungen zur eGK wurden seit Zertifizierung des Vorschlags der gematik GmbH in 2008 bisher nicht überarbeitet, sind mithin gegenüber dem aktuellen Stand der Technik veraltet. Dies gilt allemal, da die international gültige Norm ISO/IEC 15408 zur Nachweisführung ein Jahr jünger ist als die veröffentlichten Zertifikate.“
    Insofern – an sich noch ein schöner Punkt zum Sachbearbeiter ärgern. Hihi, fragen, ob sich die Probleme der Datenschutzkonformität nach Iso-Norme ISO/IEC 15408 schon geklärt haben und wenn ja, dass er es doch bitte mit Beleg in die Wikipedia schreiben soll.

  3. basti sagt:

    Sehr schöner Blogpost. Habe von der TK auch gerade Post bekommen und werde in den Antwort-Briefumschlag statt des Passbilds den Schnippsel des FoeBuD beilegen. :)

  4. damion sagt:

    Hmm muss ich auch mal gucken. Wie isn das mit Privatversicherung. Braucht man da auch ein Bild?

  5. Nightwind sagt:

    habe 3 Anschreiben von der AOK in den letzten Monaten bekommen, da ich die aber nie sofort lese, waren natürlich die knapp gesetzten Deadlines vorbei, mal abgesehen davon dass ich auf solchen Unsinn grundsätzlich ablehnend reagiere, es war schließlich keine gesetzliche Vorlage genannt die mich dazu zwingen würde (anders als bei der Volkszälung letztes Jahr, die mich noch immer aufregt)

    jetzt habe ich eine Karte die bis 03/2018 gültig ist, mal sehen ob es irgendwann Probleme damit geben wird, ausweisen kann ich mich zur Not mit Personalausweis

  6. Livke sagt:

    Finde ich auch alles etwas komisch. Meine Tante ist 86 jahre und wurde nun auch aufgefordert ein Bild einzusenden.Sie lebt im Heim, Pflegebedürftig ganz kleine Rente und soll nun per Taxi hin und zurück zum Fotografen fahren.18/22 Euro die Fotos 14 Euro Taxi und die ganze Aufregung,Toilettengang? Treppe?WER hilft ihr mit dem Rollator ?(.ich wohne 160 km entfernt )Die Fusspflege fällt dann aus kostengründen aus und das bei Diabetis !Livke

  7. Pingback: u1amo01
  8. Gesundheits-ökonom sagt:

    Guten Tag,

    ich empfehle jeden, der Vorbehalte oder Fragen zur eGK hat sich bei den Verbraucherzentralen oder einfach bei seiner Krankenkasse zu informierem. Dort liegt nämlich die Kompetenz auf eine neutrale Antwort.

    Die Antworten der Krankenkassen, welche im obigen Beitrag aufgeführt wurden, sind nämlich alle richtig, wenn Sie in einem entsprechenden Kontext stehen. Die angstschürenden kursiven Zusätze des Autors ausgenommen.

    Um es in der Rhetorik dieser Seite hier auszudrücken: Was auf dieser Seite steht ist wie, die Diagnose und Behandlungsempflehung Ihres Klemptners, der Ihre Patientenakte vom Frauenarzt gelesen hat.

    Grüße
    Ein Gesundheitsökonom

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