Ich bin grade nicht recht glycklich…

…mit der Gesamtsituation. Nein, ich mein nicht irgendwelche Dissereien auf dem g:b oder in der Blogosphäre, sondern ein recht unmittelbares um mich rum.

Ich stell meine Frage mal voran und die Geschichte hinterher. An was liegts, dass man sich wo heimisch einrichtet und das Drumrum zu was Passendem zum Innendrin macht? Und wie kriegt man sich dazu?

OK, nun die Geschichte. Die ist wechselvoll, ich hauste im nullachtfuffzehn-Jugendzimmer von Hülsta in meinen Teeniejahren und improvisierte mich zu Studizeiten durch pragmatische Einzelzimmer und WGs. Bis wir dann eine ViererWG gründeten und ich ein wenig „man kanns sich auch gemytlich machen“ beigebracht bekam.

Da kams dann zu nem ziemlichen Entwicklungsprozess, der, wage ich zu behaupten, interessante Ergebnisse zeitigte. Zimmernachbar einer Waldorfschulen- Harmoniebedürftigen, stellte ich einen roten, gelb gepunkteten Tower als WG-Server in den Flur, über den das DSL ins Haus kam. Ich begann, rumzuplakatieren, Kram zu batiken, ne Pflanze aufzustellen und schraubte irgendwann einen Kinderstuhl an die Decke, daneben nagelte ich einen Reclamband Platon und eine leere Schachtel Gauloises. Ich erinnere mich an ein interessantes Gespräch mit einer damaligen Bettgespielin, die meinte, als sie das erste mal reinkam und den Kram sah, fragte „Warum?“ und ich erläuterte, mir gefällt der Gedanke, dass da an der Decke wer rumspringt, den man nicht sieht, aber der gelegentlich Platon liest und Gauloises raucht. Ich liess mir einige Wochen später sagen, dass sie zu dem Zeitpunkt dachte, wenn der Typ völlig durch ist, haut sie zügig ab.

Hinzu kommt noch eine andere Episode. Tübinger Kurzfilmnacht. Ich weiss nicht mehr, was mich scheisse drausbrachte, ich erinnere mich, einen Ex-Mitbewohner getroffen und einige feine Unterhaltungen geführt zu haben, ich muss auf dem Heimweg irgendwie beschissen draufgekommen sein, keine Ahnung warum. Jedenfalls, ich wachte am nächsten Morgen auf und kriegte den paranoiden Anfall, weil alle Wände voll waren mit rot hingepinselten Tricky-Texten von der Nearly God und der Pre-Millennium Tension. MTV moves too fast, i refuse to understand.

Im Folgenden konnte ich nicht behaupten, in der knuddligsten aller Einrichtungen zu wohnen, aber irgendwie hatte das drumrum mit mir zu tun. In der letzten Tuebinger WG hatte das auf ne etwas weniger kaputte Art auch eher gut funktioniert. Seit ich in BO bin, merk ich aber, ich hab mich seitdem nicht mehr „richtig“ eingerichtet. Das Drumrum kommt schon hin, aber es ist zu provisorisch. Zu egales RL. Ich bin unzufrieden. Und ausserdem krieg ich hier keine Dübel vernünftig in die Wand und ist die Hilti teuer.

Was macht einen eine Bude um sich sich selbst gemäß gestalten? Das Ganze unter der Prämisse, dass man wider Erwarten etwas erwachsener geworden ist, trotzdem gelegentlich ein wenig spinnt, das irgendwie abgebildet wissen mag und nicht recht weiss, wie? Und mit wenig Zeit neben dem Netz?

Das sind vier Sachen auf einmal. Das geht nun wirklich nicht.

Kategorie: ich gegen die wirklichkeit. permalink.

7 Responses to Ich bin grade nicht recht glycklich…

  1. madchiq sagt:

    Wenn Du dafuer Gedanken hast, schaust Du nicht oft genug in den Monitor.
    Du brauchst eine Dunkelkammer, wo Du nix siehst, ausser das beruhigende Flimmern vor Dir und nichts von der Umgebung weisst, ausser dass, wenn Du die Leiter hinter Dir hochkletterst, Du direkt ins Hochbett faellst. Ein paar Kisten fuer die Klamotten und gut.
    Was einen kreativ macht ist die Zeit ohne Computer. Oder auch – ich muss es leider zugeben – eine Zeit mit hyperaktiven und multikreativen Frauen in der WG. Oder wenigstens RL-*Besuch*.

    Allein is Essiq damit. Warum auch… ;)

  2. st. sagt:

    leicht zu lösen: pack einfach mal wieder deinen kram und komm her und ich halte dir einen meinen immer wieder gern gehörten vortrag über real life und all dies. :)

  3. plagiat sagt:

    Jack sits on the toilet, CORDLESS PHONE to his ear, flips
    through an IKEA catalog. There’s a stack of old Playboy
    magazines and other catalogs nearby.

    JACK (V.O.)
    Like everyone else, I had become a
    slave to the IKEA nesting instinct.

    JACK
    (into phone)
    Yes. I’d like to order the Erika
    Pekkari slip covers.

    Jack drops the open catalog on the floor.

    MOVE IN ON CATALOG — ON PHOTO of COFFEETABLE SET…

    JACK (V.O.)
    If I saw something like clever coffee
    table sin the shape of a yin and
    yang, I had to have it.

    Wer will schon so enden?

  4. Syilver sagt:

    Hi Korrupt,
    lange nicht gelesen. Ich war mal wieder ein bisschen im web unterwegs und bin jetzt über Dein Gedöns hier gestolpert. Zuerst hatte ich überlegt ob ich Dir ’ne PN schicke, drüben im Gulli, wo ich mir jetzt doch endlich mal einen Gebrauchsnick zugelegt habe, weil, das was jetzt kommt, das hat so ein bisschen was von gehobenem Zeigefinger. Dann dachte ich mir, was soll’s, das muss er abkönnen und kann es vermutlich auch. Du bist in aller Regel ja nicht zimperlich.

    Okay, also Du postulierst:

    ____________________Zitat__________________

    Was macht einen eine Bude um sich sich selbst gemäß gestalten? Das Ganze unter der Prämisse, dass man wider Erwarten etwas erwachsener geworden ist, trotzdem gelegentlich ein wenig spinnt, das irgendwie abgebildet wissen mag und nicht recht weiss, wie? Und mit wenig Zeit neben dem Netz?

    ___________________________________________

    Ich würde sagen, Dein Zeitmanagement ist scheiße, so einfach ist das. Hinzu kommt irgendwie so etwas Krampfiges, nach dem Motto: ‚Ich muss schon betonen dass ich etwas verrückt bin, denn ich bin spießophob, oder sowas in der Art. Aber wie nur soll ich das machen?‘ Jetzt mal ehrlich, wir kennen uns ja etwas aus den Mails und Du weißt, dass ich alles Andere als normal bin, zumindest wenn man den Maßstab eine 08/15 Lebenslaufs anlegt. Nichtsdestotrotz gehört für mich zum Erwachsenwerden einfach dazu, dass ich mir die Freiheit nehmen kann, so zu sein wie ich eben bin. Kommt dann dabei etwas heraus was wenig verrückt anmutet, sondern womöglich gar spießig, so ist es meine persönliche Errungenschaft an Freiheit, dass ich gepflegt darauf scheißen kann, wie ich mich für andere Menschen darstelle. Erwachsen bedeutet in meinen Augen vor allen Dingen Unabhängigkeit von den Blicken und Urteilen Anderer.

    So, nachdem das geklärt wäre, einige warme Worte zum Thema Einrichtung, Zeitmanagement und Prioritäten. Ich weiß nicht ob Du noch alleine lebst, sollte dem jedoch so sein, so sehe ich einerseits das Dilemma, sich selbst zu motivieren etwas für sich zu tun, was ich von mir selbst kenne. Andererseits ist so etwas jedoch auch eine perfekte Chance, denn Du musst auf Niemanden Rücksicht nehmen und kannst Dich völlig frei austoben. Was dann am Ende dabei herauskommt, das solltest Du in eigenem Interesse erst mal offen lassen. Vergiss die Vorgabe des Verrückten. Einrichten bedeutet in erster Linie Spaß. Ist das nicht so, dann ist da etwas verkehrt. Im Grunde muss es Dir gefallen und Du musst Dich darin wohlfühlen, das ist das Wichtigste. Ob das dann auf einen Folterkeller rausläuft oder auf Omis Anbauwand ist erst einmal völlig Wurscht. Wenn ich Dich jedoch so lese, dann habe ich das Gefühl, dass Du vor Deinem Einrichtungsproblem stehst, wie ein Pennäler vor dem gestrengen Lehrer und Dich fragst was nun erwartet wird. MÖP kann ich da nur sagen, so wird das nichts. Das bringt mich nahtlos zum Thema Zeit. Für etwas Unangenehmes wird man sich nur Zeit nehmen und Motivation aufbringen, wenn es gar nicht anders geht. Das scheint mir Dein Status Quo. Du weißt zwar dass da etwas existiert was Spaß machen könnte und womit Du Dich wohlfühlen würdest, aber dadurch, dass Du Dir direkt tausend Vorgaben draufpackst, wie es denn wirken und sein müsste, kreierst Du Dir aus einem im Grunde simplen Spaßfaktor, ein echtes Problem zusammen. Das liest sich nicht nur bei Deiner Einrichtungsgeschichte so, sondern generell zum Thema RL. Du machst es Dir schwer. Eigentlich habe ich den Impuls Dir zu schreiben ~> Meine Fresse, mach Dich mal locker! ;-)

    Wenn die Kohle nicht so locker sitzt im Moment, dann mach aus Deiner Einrichtungsgeschichte ein Spiel, eine Art Schnitzeljagd nach geilem Gedöns. Heb den Hintern und besuche Flohmärkte oder, so Du den kuschligen Rechnersessel nicht verlassen willst, suche im Netz. Trage das Zeug Stück für Stück zusammen. Schau, – und wenn es innerlich ‚Klick‘ macht, dann kauf es. Am Ende hast Du dann entweder ein Gesamtkunstwerk oder eine Rumpelkammer. Aber egal, Hauptsache das bist Du und damit geht es Dir gut. Ähnlich im gesamten Leben….

    So, das reicht erst mal. Wenn Du mehr willst, meine Addy hast Du ja. Bis denne; und hör auf Dich zu bedauern. Du bist nicht arm und überfordert, ganz und gar nicht! ;-)

    Grüßlies
    Syilver

  5. Korrupt sagt:

    Für unser Selbstmitleid
    haben sie keine Zeit

    …aber ich mag eben festhalten, mir gings mitnichten ums mich bedauern, ich tu das auch gerne und ausgiebig, aber ich sagte schon mit Absicht, dass ich diesbezueglich *unzufrieden* bin. Das triffts auch ganz gut. Besser als Bedauern auf jeden, und auch besser wie ein „Einrichtuingsproblem“, ich empfinde keines, sondern einfach eine gewisse Unzufriedenheit. Aber die Sichtweise, das mal als Lustgewinn zu betrachten und entsprechend vorzugehen, hat was. Danke dafuer.

  6. rene sagt:

    Mit der Unzufriedenheits ists so eine sache, bei der ich nicht nur gut mitreden kann, auch das thema – Wohnungseinrichtung – gehe und ging ich immer an, wenns mir seelisch gut ging und ich vom drumherum angeöder oder was auch immer war. So dann sei angemerkt und du hast sie ja schon kennengelernt, das ich nach einem knappen dreiviertel Jahr aus Umzugskarton leben nun eine Komplettrenovierung schon immerhin zu 50% fertig gestellt hab. Das da eine Frau eine Rolle spielt, wollt ich damit gesagt haben. ;-)

    Ich reflektiere also von mir einfach mal auf Dich und behaupte, du brauchst ne Frau. Dann klappts auch mit der Wohnung. *überzeugt_nickt*

    bye Rene

  7. Syilver sagt:

    Huhu Renè, Dich gibts also auch noch! Fein wenn’s mit der Liebe mal wieder hinhaut. Na ja, es stimmt schon, und ich hatte es ja auch getippselt, dass es immer etwas schwieriger ist, sich ’nur für sich selbst‘ zu motivieren, da hilft ein Partner sowieso. Wie gesagt, meinen Glückwunsch, ich hoffe es wird laaaang und glücklich! ;-)

    ****

    Korrupt,-
    ich wollte Dir auch nicht unterstellen dass Du eine Heulsuse wärest. ;-) Ich kenne dieses diffuse Unzufriedenheitsgefühl von mir selbst. Früher beschrieb ich es als so eine Art Druckgefühl, innerlich. Ähnlich einem Luftballon kurz vor dem Platzen. Andere nennen es Hummeln im Hintern. Man will etwas ändern, weil das Bestehende einen unterschwellig nervt, ist aber wenig zielgerichtet und so versacken die kurzen Motivationsschübe immer wieder. Es staut sich dann mehr und mehr an, meint, die Unzufriedenheit und der innere Druck steigern sich. Das ist ein ziemlich ätzender Zustand, zumindest auf Dauer. Ich wollte mit meinem letzten Satz, bezüglich des sich selbst Bedauerns, auch vor allen Dingen eines ausdrücken, nämlich dass ich Dir durchaus zutraue damit ohne größeren Aufwand Schluss zu machen und den Hintern hochzubekommen. ;-)

    Im Übrigen ist es im Grunde immer ein Genuß für sich zu sorgen, alles eine Frage der Sichtweise. Nichts zu danken! Einen lieben Gruß, Kopf hoch und einen schönen Tag Dir!

    Grüßlies
    Syilver

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert