So, vorweg: nichts von alledem, was folgt, könnte ich coden, aber ich würd gern bei Konzeption und/oder Betextung, Übersetzung, whatever helfen, wenns denn irgendwie der Kritik standhält und sinnvoll erscheint. Kurzgefasst die Idee:
Könnte man mit ein wenig „Teamwettbewerb“ das Anonymisierungsnetz TOR nicht analog zu den SETI- und BOINC-Teams größer machen, mehr Netzwerkkapazität schaffen und dazu noch einen Heidenspass dabei haben, wer und welches Team jetzt den größten Pfropfen in die Lauscherohren gestopft hat?
Es folgt etwas ausführlichere Erklärung des Ganzen, einige mir direkt offensichtliche Knackpunkte und die Frage, was der Rest der Welt davon hält. Im Übrigen: bald ist OHM2013, ich werd dort sein und mich liebend gerne mit Leuten drüber unterhalten.
Was ist TOR?
TOR, „The Onion Router“, ist ein dezentrales Anonymisierungsnetzwerk. Grob gesagt: über TOR kann man anonym surfen, anonym Mailboxen abrufen, anonym Blogs betreiben usw. – Das Funktionsprinzip: alles, was der eigene Rechner rausschickt, geht über drei andere Rechner des Netzwerks, alle Übertragungen sind separat verschlüsselt. Der Rechner am Ende der Kette kennt nicht den Rechner am Anfang der Kette. So kann man einen Webmailer aufrufen, ohne die eigene verräterische IP dort zu hinterlassen, einen Freeblog betreiben, ohne dass herauszufinden ist, wer den Inhalt einfüllt und so weiter. Letztens hatte ich auch diesbezüglich eine „Anonym bloggen-Anleitung“ erstellt, die etwas näher ins Praktische geht. Deutsche Info vom TORProject selber hier.
Das Problem: es ist langsam und braucht viel mehr Traffic. Wenn ich nicht direkt einen Webmailer ansurfe, sondern über TOR, dann verbrate ich mindestens dreimal soviel Bandbreite, da alles über mindestens drei Tor-Nodes wandern müssen. Sprich: TOR braucht Bandbreite. Die haben wir in Zeiten der 50MBit-Leitungen aber in deutlich höherem Maß wie noch vor fünf Jahren. Denn wie ich letztens feststellte…
Wie lässt man einen Tornode dauerhaft laufen und stellt so Bandbreite für Anonymisierung zur Verfügung?
…ist es mit einer 50/10er-Leitung auch bei dem „geringen“ Upload leicht möglich, eben mal so ca. 100 GB/Woche Tor-Kapazität Upstream wie Downstream zur Verfügung zu stellen. Man braucht nur nen Tor-Server, der irgendwo – nach Möglichkeit leise und stromsparend – läuft. In meinem Fall ist das ein für 30 Ocken via eBay geschossener, lüfterloser Büro-Mikrorechner, in den ich noch ne SATA-Karte reingebaut und zwei Tera extern rangehängt hab, damit das Ding auch noch ein wenig Fileserver spielen kann (und derbe cool aussieht dabei. Hey, ich schrieb schon: es muss auch Spass machen!).
Warum machen das nicht viel mehr Leute?
Schließlich sind wir inzwischen ein paar mehr Leute mit etwas dickerem Upstream. Klar, es hat nicht jeder die Servermühle daheimstehen, die eh durchläuft. Klar brauchen manche ihre Bandbreite selber (nu ja… ;) ) und klar, viele wissen es auch gar nicht, dass man relativ einfach einem höchst sinnvollen Anonymisierungsnetzwerk ganz handfest Kapazität liefern kann. (Und ja, es gibt noch die Bedenken wegen Drosselkom und dass man so locker eben mal das halbe Terabyte im Monat macht, aber verfickt nochmal, man zahlt für ne Flatrate.)
Nun erinnere ich mich an die SETIteam-Zeiten auf dem aktuell anderweitig etwas krisengeschüttelten gulli:board, und dass die dortige Gruppe nicht die einzige war, die mit viel Spass an der Sache zuerst der „Suche nach außerirdischer Intelligenz“, dann via BOINC einigen anderen verteilten Rechen- und Forschungsprogrammen Prozessorleistung und Rechenkapazität zur Verfügung gestellt hat. Es ist per se eine Gute Sache(tm), für die die Mühle ackert, und wenn man als User den Board-Buddy überholt bei den verarbeiteten Paketen oder als Gruppe die X Millionen Units-Mauer durchbricht und in den deutschen Top Y ist, dann ist das einfach geil. Nun ja, für manche Menschen ist das geil. Und um die gehts hier. Kann man die so auch für TOR gewinnen?
Die Idee: Eine Art Boincstats für TOR
Als einzelne oder als Team kann man bei einer TOR-Trafficstats-Competition mitmachen. Wer am meisten Bandbreite für TOR bereitstellt, liegt vorne, für Exitnode-Traffic gibts doppelt Punkte. Oder wie auch immer. Und wenn man das erste Petabyte anonymen Traffic durchgeroutet hat, trifft man sich in #torstats und tippt laut gemeinsam „FICK DICH NSA!“. Das stelle ich mir wie eine sehr angenehme Verrichtung vor, auf die ich durchaus Lust hätte. Und Ugols Law besagt, dass die Antwort auf Fragen, die mit „Bin ich eigentlich der/die einzige…“ anfangen, immer „Nein“ lautet. Entsprechend wollen das noch ein paar Leute mehr mit mir tippen. An sich fehlt also nur ein Torstats-Dienst, entsprechende Torstats-Clients und das besagte Petabyte Traffic.
Was gibts bisher?
TOR Metrics sammelt Stats zur gesamten Netzwerkauslastung. Atlas ist schon weitgehend in der richtigen Richtung und lässt einen Tornodes nach Nick im Netz suchen. Ich find mich da auch mit nem „Fast“-Flag, ha! Es funktioniert! Auf Blutmagie wird die ganze Geschichte auch verarbeitet/dargestellt. Hier wie dort sind auch Trafficauslastungen abrufbar. An sich sind die Basisdaten vorhanden.
Die Haken, soweit für mich erkennbar
Zuerst dachte ich, man bräuchte möglicherweise ein separates Plugin für den eigenen Tornode, der die faktisch durchgeschobenen Trafficmengen zählt und übermittelt. Das wäre bei einem sicherheits- und anonymitätsbasierten, auf multiplen Plattformen laufenden Dienst nicht ganz trivial. Nun, da die Stats aber bereits übers Netzwerk gesammelt und verteilt werden, müsste man an sich eigentlich „nur“ eine entsprechende Gruppenplattform einrichten, die eben diese Daten sammelt und nick- und gruppenbezogen aufarbeitet und verrechnet.
Wie gesagt, diese technische Möglichkeit, die Stats weitgehend unfakebar einzusammeln, schien mir eigentlich das Hauptproblem – das scheint mir bereits gelöst, und wenn es da doch eines gibt, dann wüsste ich nichts davon (das ist nebenbei keine Feststellung, sondern eine Nachfrage, ob ich hier grade richtig vermute oder große Scheiße rede). Nach dem wäre der andere Hauptpunkt eigentlich nur, ob es wirklich sinnvoll ist, sowas bei einem Projekt/Netzwerk loszutreten, das nach wie vor insbesondere technische Pflege, mehr, bessere Anleitungen, Clients, whatever braucht. Was zum Fick brauchts da ne Gamification, damit die Kiddies ihre Trafficpenisse vergleichen können?
Und warum? Für den Kick? Nur für den Augenblick?
Ich weiss nicht, ich glaub schon, und nicht nur deswegen. Ich denke, das sind so Geschichten, mit denen man eben auch Leute kriegt, die dann ganz von alleine die Anleitungen tippern und die Kumpels überzeugen, noch nen Node zu machen, weil dann der eigene Traffic schneller wächst als der des Nächstplatzierten. Hey, es ist eine Sache, für sich die Kiste und die Leitung glühen zu lassen und sich drüber zu freuen, dass das die genau richtigen Leute auf der einen Seite massiv ankotzt und genau den richtigen Leuten auf der anderen Seite hilft. Es ist noch ne andere, das zusammen mit anderen zu tun. Und ich glaube, anlässlich des ersten gemeinsamen Petabytes zusammen mit ein paar guten Netzbuddies laut „FICK DICH NSA“ in #torstats zu tippen, das ist schlicht und ergreifend scheiße fickend geil. Jedenfalls würd ichs gern mal ausprobieren und gucken, wie es sich anfühlt.
Wem muss ich dafür auf der OHM2013 dafür Mate ausgeben?
4 Responses to TOR: Anonymes Surfen und Team/Gamification a la BOINC/SETI?