Ich bin. Ein Privilegierter. Mein Ekel ist ein Privileg.
Na, woher ists? :) Aber im Ernst: ich versuch mich mal kurz, eine Flughafenabneigung (verbreitet) mit einer gewissen Betriebsblindheit und einem nicht recht greifbaren „Irgendwas ist da, und ich krieg den Finger nicht drauf“ in Worte zu fassen. Rückfahrt von Düsseldorf, ich dachte grade laut über Targetingmöglichkeiten an spezifische Flugroutennutzer nach und kam drauf, dass mich an Flughäfen was stört, was jenseits des üblichen „Argh, Flughäfen!“ liegt. – Ich glaube, es ist ein Stückweit das „völlig fremde/andere Welt“-Gefühl, das ich dort regelmäßig habe, plus das „ich müsste mich da eigentlich wie in meiner Westentasche fühlen“-Marketingmenschendenken.
Wir haben superspezifische Zielgruppenansprachen. Wir haben die Tourismusbranche, mit der ich doch das eine oder andere zu tun hatte, plus Markeninszenierungen und den diversen ordentlichen Sixt-Einsprengseln drin. Wie gesagt, ich müsste mich auskennen, aber fühl mich zum einen fremd und zum andern ist alles so derart zur Kenntlichkeit entstellt, ich sprach über Fluglinien-Zeitschriften und sagte sinngemäß, dass zum einen nicht wisse, wen man da anspricht und dass ich dadrin nicht einmal die Werbung ernstnehmen könnte. Dem auf den Fersen, was ist das denn für eine Denke, wenn man die „redaktionellen“ Inhalte schon selbstverständlich nicht mehr ernstnehmen kann, und das einzig einigermassen glaubwürdige ganz selbstverständlich die Werbung ist, und dem auf den Fersen, dass es an sich vollkommen egal ist, ob man das über die „Wings“ sagt oder die mal wieder großflächig ausliegende CHIP. Der tu ich damit vielleicht ein wenig unrecht, es standen auch einige vernünftige Dinge drin, aber wenn ich dann einen Special-Doppelseiter zur Chip/Freenet-Kooperation für die deutsche Cloud lese (keine Anzeige) und ein verschämtes fundorado.com/CHIP im Werbeteil, das Livecams, Video, Sexchat und alles andere anbietet, irgendwie wirkt letzteres für mich schlicht und ergreifend glaubwürdiger. Himmel, die Chip liegt da ja eh nur rum, damit die „gedruckte Auflage“ für die IWV schöner aussieht. Dann aber der Zweifel, obs an der Werbekiste liegt und nicht vielmehr an der generell auf den Kopf gestellten Wahrnehmung von Wirklich- und Künstlichkeit, dem auf die Spitze getriebenen Resultat eines Prozesses, den man irgendwie auch internalisiert hat, bezogen auf Arbeit, Leben, Beweglichkeit, Mobilität, Wahrnehmung der Welt und überhaupt. Vor dem einen an sich gruselt, das man ob seiner Konsequenz aber irgendwo bewundert.
So spann sich das Hirn vom einen zum anderen und ich fühl mich da dann immer ein wenig wie ein Protagonist bei Murakami, halb rausgefallen und halb in was festhängend, wovon man nicht recht weiss, wozu es gut sein soll, worin man aber durchaus gut ist; wartend auf das Irreale und gleichzeitig so mittendrin, mit einem latenten Gefühl von Schuld, einer großen Ratlosigkeit und einem sehr unterschwelligen Hm, ficken. Und plötzlich fragt man sich, ob man vielleicht doch irgendwo nachvollziehen kann, dass manche Menschen Jazz mögen. Es ist eigenartig.
(Bild unrelatiert)