…ist eine glatte Lüge. In Istanbul hab ich nur in Europa Katzen fotografiert. Die sind da aber überall präsent, und das auf eine Weise, die mich mit Katzen irgendwie mehr als versöhnt. Eine Katze, die in Istanbul überlebt, ist eine feine Katze und ich gönne ihr alles Glück der Welt, selbst wenn ich ein wenig neidisch bin, weil sie dort lebt und ich nicht.
Wir hatten ne Fensterkatze. Ich kam mit Jan auf unser Zimmer, ich schaute zum Fenster raus, fünfter Stock, nette Istanbuler Aussicht auf wilde Gebäude, und eine Katze im Blumenkasten. Und sie, um Helge zu zitieren, maunzte mich an.
Mein Herz weitete sich zu einem saftigen Steak. Dann nahm ich die Kamera und machte dieses Bild und dann bekuschelte ich das liebe Vieh ein wenig. Jan hatte natürlich Angst vor Krankheiten, was ihn nicht dran hinderte, abends damit anzugeben, dass vor unserem Fenster ne Muschi sitzt, die wir, nun ja, wo war ich? Ich nahm mir vor, wenn sie morgen noch da ist, dann nehm ich sie mit runter. Ich sah keine Abstiegsmöglichkeiten, aber irgendwie musste sie ja auch auf den 5. Stock gekommen sein und dann kommt man ja auch runter. Wenn man ne Katze ist, jedenfalls.
Sie saß am naexxten Morgen noch da, und ich hab sie dann glücklich nach unten gebracht.
Bereits die hatte eigentlich schon mein Herz erobert, aber das tut ja an sich fast alles in Istanbul. Um den Cat Content mal abzuhaken, Montag waren wir noch nen Sprung in Fatih, konservativere Viertel gucken, und da sah ich das hier in einem Fenster der Fatih Camii sitzen, das machte auch ein wenig meinen Tag. Das war alles sehr fein. Teile der Fatih Camii werden btw. inzwischen nur noch durch drumgewickelte Stahlbänder zusammengehalten, aber wir wollten uns dagegen engagieren. Als wir Cola Turca orderten, und das ist ja von Ülker, und die unterstützen ja Milli Görüs, kriegten wir leider nur eine Dose, ich hätt auch gern eine gehabt, und was Milli Görüs in der Türkei selber macht, weiß ich nicht, wahrscheinlich geht die Kohle von Ülker eh vor allem ins Ausland. Jedenfalls, Fatih hat nachgelassen.
Die asiatische Seite hab ich diesmal nur einmal zum Abendessen und anschließend gepflegt den Einstieg ins Nachtleben kriegen besucht, da gibts aber auch eine nette Aufnahme, die imo schön zeigt, wie zwei Kulturen aufeinanderprallen, ohne Schaden zu nehmen.
Wir kamen anschließend wieder in Taksim an, bzw. ungefähr 50% von uns, und landeten in nem netten Club mit klasse Musik. Zwischendurch wurde uns gesagt, wir hätten das Zielerreichen-Taxirennen verloren, weil wir das Erreichen eines Zielpunkts nicht per MMS dokumentierten. Wir hatten aber Panteras Cowboys from Hell, und das ist ein Joker, der toppt alles. Wir saßen irgendwo in nem vierten Stock einer Istiklal-Nebengasse in nem Club mit nem bekifften Wirt in vollkommen far outen Möbeln, und es kam lautes RATM, Rammstein und Metallica. Und wir tranken Efes und quatschten über Gott und die Welt und ich hatte das Gefühl, ich bin grade so recht tief im Glück untergetaucht und lass kleine Blasen aufsteigen.
Überhaupt ist Istanbul ein wenig unverklemmter geworden. Ich war wirklich erstaunt, einen recht gut erhaltenen Erotic Shop zu sehen.
Da gabs aber auch einiges freizügiges auf der Istiklal, das hatte mich auch ein wenig überrascht. Wie auch die Abwesenheit von Militär und Mordkopien. LexaT dokumentierte aber einen schönen Koffer mit MS-Produkten, ich hatte wohl nur in die flasche Richtung geguckt manchmal.
Aber überhaupt ist Istanbul halt auch verdammt westlich geworden. In der Hagia Sophia gabs rollstuhlgerechte Rampen und Überwachungskameras, und da dachte ich schon, ok, Wolfgang war auch schon hier.
So richtig überzeugt hatte mich dann aber auch einmal mehr Fatih und die Fatih Camii. Dort sahen wir das hier. Ich weiss grade nicht genau, ob ein paar einschlägige Hardliner das als Grund nehmen sollten, doch den EU-Beitritt der Türkei zu unterstützen oder die völlig platte Anbiederung an den CSU-Kurs als typische Verlogenheit oder Taqiyya zu outen.
Fortsetzung folgt.