Das Internet ist eine wunderbare Sache, und anlässlich der „Online Marketing Natives“ war ich letztens am Stöbern in alten Zeiten Daten. Und dabei lief mir mein erstes aktives und dokumentiertes Lebenszeilchen im Internetz wieder über den Weg, das seinerzeit mit Pine (haha, Pine!) von einer HP-Pizzaschachtel abgesetzt wurde und noch heute zu meinem Amüsement beiträgt anlässlich seines fragwürdigen urheberrechtlichen Status. Mai ’96 fragte ein junger tübinger Student nach den Solo-Tabs von Jonathan Richmans „Ice Cream Man“. Damals hatte ich recht frisch den Switch vom E-Bass zur Akustikklampfe gemacht und tapfer ein A F#m D E aus einer Liveversion rausgehört, die, ich schwöre, identisch ist mit der, die ich nun auf Youtube fand. Es lohnt durchaus, bis zum Ende dranzubleiben, auch wenn sich am Song zugegebenermaßen wenig ändert. So ab Minute 1.40 kommt ein…Ukulele? -Solo, und ich hatte es seinerzeit einfach nicht rausgekriegt. Ich glaube, es sollte mir peinlich sein, aber gottseidank muss mir inzwischen nichts mehr peinlich sein.
Nochmal, das Internet ist eine wunderbare Sache. Anno ’96 bekam ich im Usenet die Antwort von einem Joe H., es sei Richman und damit könne es so schwer nicht sein (autsch), aber wenn der CD-Berg vom Plattenspieler abgeräumt ist, wolle man sich mal ans Solo-Tabben machen. Was folgte? Nix. Jahre musste das Netz ohne Ice Cream Man-Tabs darben. Ich nehms Joe nicht übel, wer Zappa in seiner Mailsignatur hat, kann so verkehrt nicht sein und wer weiß, vielleicht stapeln sich die CDs einfach seitdem immer noch auf dem Plattenspieler.
Das Netz darbte indessen tatsächlich, zu der Zeit war OLGA (OnLine Guitar Archive) die Tabquelle der Wahl und das wurde aus Urheberrechtsgründen sukzessive dichtgemacht, ich erinnere mich, wie ich die Server switchen musste, weil man OLGA erst auf den deutschen, dann europäischen und schließlich südafrikanischen Mirrors nicht mehr abrufen konnte und dann wars irgendwann Geschichte. Mit den Webwarez kamen dann aber auch wieder die Tabseiten, und inzwischen scheinen sie mir eine irgendwie geartete Legalität zugestanden bekommen zu haben. 12 Jahre später – 2008 – landete der Track bei Ultimateguitar. A, F#m D E und …kein Solo.
Wir haben 2016! Ich hab noch ein wenig weitergeguckt und musste mich erst ziemlich ärgern, als ich mit jojochords eine ernstzunehmende, ich korrigiere, eine strengst verfickt ernstzunehmende, wenn nicht geradezu obsessiv alles wegregelnde Fan-Tab-Seite fand, die nicht nur aus den 90ern ist, sondern auch so aussieht und ein Changelog hat, aus dem hervorgeht, dass schon ’99 die Tabs da waren. Dort finden sich Chord/Lyrics-Versionen von Ice Cream Man von gefühlt jedem Album/Bootleg, das Richman je aufgenommen hat, ungelogen 29, 29, NEUNUNDZWANZIG Versionen! und … kein Solo.
Halten wir fest, nach zwanzig Jahren hat das Netz immerhin Chords, Ukulele-Chords und 29 Lyrics-Versionen von Ice Cream Man unter die Leute gebracht, dazu ausgerechnet und genau die geilste Liveversion auf YouTube, die es von dem Track geben dürfte. Außerdem eine Latte weiterer Versionen/Aufnahmen, yeah, spanisches Fernsehen von 1986, mit UNTERTITELN!
Das Internet ist eine wunderbare Sache, ich erwähnte es bereits, und gebe hiermit der Hoffnung Ausdruck, dass bis in zwanzig Jahren das getabbte Solo irgendwann noch irgendwo auftaucht. Dann bin ich über sechzig und verkrafte keine Enttäuschungen mehr. Also, Netz, gib dir Mühe, ich glaub an dich.
Ruppsel erzählt von früher, als es noch kein YouTube gab. https://t.co/krq2EdQJWS
I am up to 49 versions now …. (nice article, I enjoyed reading it)
Thanks! The site is down from here, i’m afraid to say… https gives security warning, http with www some XML and non-www throws the DNS hosters parking page…