Sand im Getriebe, und eine generelle große Müdigkeit

Achtung, Befindlichkeitsposting und mehr Fragen als Antworten. Seit ein paar Tagen geht mir der Gedanke im Kopf rum, dass es nicht damit getan sein kann, zwei Terabyte Tor-Traffic im Monat rumzurouten und zu hoffen, dass es wenigstens ein wenig zum Genervtsein der Arschlöcher beiträgt. Weiter, dass Gewalt selbstredend eine Lösung ist und die Welt im Prinzip eine bessere wäre, wenn sich in manche Köpfe eine Kugel verirrte, aber wie wir wissen, sind das Maßnahmen, die sowohl kurz- wie auch mittelfristig eher kontraproduktiv wirken. Nun stehe ich vor dem Problem, dass mir wenig einfällt. Konkretes Ziel: Sand ins Getriebe. Die ganze Gülle, die eben beschlossen, vorbereitet, verabschiedet wird, sabotieren, idealerweise auf tendenziell trollige Weise. Sprich, die Legalität halte ich für eine zwar flexibel handhabbare Größe, aber der hohe Trollierungsfaktor soll die positive Bezugsgröße sein, das handhabbare Risiko die negative. Nun gibts vielleicht was irgendwo zwischen bewaffnetem Kampf und Zahnpasta in die Kanzleramts-Gegensprechanlage schmieren, idealerweise was netzbasiertes, das mit den Alltagsverpflichtungen eines normalen Wohnbevölkerungsmitglieds vereinbar ist, allein, mir fällt nichts vernünftiges ein.

Das ist die eine Überlegung, die andere folgt eigentlich draus, Ich musste feststellen, dass mich diese Überlegung gerade verfolgt. Dass es mir immer wieder im Kopf rumgeht, wie man dieser Drecksveranstaltung das Dasein schwer macht. Irgendwann kam mir dann der Gedanke, dass das grade ziemlich in die andere Richtung dessen geht, wie ich mir eine gesellschaftliche Weiterentwicklung eigentlich vorstelle, insbesondere eine, die auf dann doch die helleren Köpfe zurückgreifen kann. Und darauf dann der Gedanke, dass mich das gerade kaum noch beschäftigt. Weiterlesen

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Krankenversicherungskarte mit Bild: Es geht noch ohne….

….auch wenns langsam etwas mühselig wird. Es geht aktuell offenbar den Gang, wie es inzwischen auch beim FoeBuD beschrieben wird. Sie wollen ein Bild, die aktuelle Karte ist abgelaufen, sie stellen ohne Bild keine neue aus. Nachdem ich nun aber morgenm zum Doc muss, hab ich ein nettes Papier gekriegt, sogar zum Selberausdrucken:

So gehts jedenfalls auch.

So gehts jedenfalls auch.

Was mich aktuell derbst ärgert: beim Doc letzte Woche war ich mit der alten Karte. Die Sprechstundenhilfe rief kurz bei der KK an, ließ sich mein Versichertsein bestätigen (brauchte dazu nebenbei keinen Ausweis) und richtete mir anschließend aus, dass die Kasse eben ein Bild von mir brauche, weil ich sonst meinen Versicherungsschutz verlieren würde. Ich weiss, stille Post, aber das regt mich einfach auf.

Btw., mitgeschickt wurde mir auch eine Info zu den rechtlichen Grundlagen der ganzen Scheiße. Bemerkenswert scheint mir das da:

Inwieweit ist der Versicherte verpflichtet mitzuwirken?

§ 60 Abs. 1 SGB I: „Wer Sozialleistungen beantragt oder erhält, hat
1. alle Tatsachen anzugeben, die für die Leistung erheblich sind, und auf Verlangen des zuständigen Leistungsträgers der Erteilung der erforderlichen Auskünfte durch Dritte zuzustimmen,
2. Änderungen in den Verhältnissen, die für die Leistung erheblich sind oder über die im Zusammenhang mit der Leistung Erklärungen abgegeben worden sind, unverzüglich mitzuteilen,
3. Beweismittel zu bezeichnen und auf Verlangen des zuständigen Leistungsträgers Beweisurkunden vorzulegen oder ihrer Vorlage zuzustimmen. Satz 1 gilt entsprechend für denjenigen, der Leistungen zu erstatten hat.“

Komplett gePDFt hier mal reingestellt (PDF).

Vorgeschichte eins, zwei und drei, vier. Graubrot zu Ähnlichem. Infos vom FoeBuD.

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BSI zu Tor, Datenschutz, Drosselkom: Nichts zu sagen

Spät, aber immerhin, und es liegt mit an mir. Also. Ich schickte dereinst einige Anfragen zu TOR und Friedrichs Datenschutzforderung angesichts Prism etc. ab BSI und BMI, das Innenministerium antwortete so inkompetent, wie man es von einer Behörde erwarten kann, das von einer wandelnden Merkbefreiung geleitet wird, und als das BSI erstmals antwortete, war ich etwas erstaunt. Ich zitiere mal Antwort und meine direkte Gegenantwort:

$grußfrequenzen BSI
nach meinem Kenntnisstand müssten Sie bereits eine Rückmeldung durch das Bundesministerium des Innern erhalten haben. Wir haben Ihre Anfrage, die uns über mehrere Kanäle erreicht hat, dort zentral bearbeitet.

Wäre das so?
$/grußfrequenzen

Im Prinzip ja, aber.

$grußfrequenzen ich
Ich habe in der Tat eine Antwort vom BMI erhalten, aber auf den Gedanken, diese sei mit dem BSI abgestimmt, bin ich beim besten Willen nicht gekommen. Das BSI habe ich bisher als eine durchaus kompetente Anlaufstelle zu verschiedenen securitybezogenen Themen kennengelernt, während die Antwort vom BMI auf mich schlicht vollkommen inkompetent wirkt.

$kommentare wie hier, nur freundlicher

Wie gesagt – ich bin schlicht nicht auf die Idee gekommen, dass diese Antwort so vom BSI mitgetragen wird, denn aus dieser Richtung habe ich bislang schlicht deutlich kompetentere Stellungnahmen gelesen. Ich würde mich freuen, wenn die oben zitierten Aussagen präzisiert und mit zumindest ansatzweise konkretem Inhalt gefüllt werden könnten.
$/grußfrequenzen ich

Und nun also sowas wie eine Antwort, aus der ich allenfalls aber ein „Lassen Sie mal, Thema interessiert uns nicht wirklich grade“ rauslese. Alternativ ein „Wir sagen da nichts zu, sonst heisst nachher noch, wir hätten was dazu gesagt“:

$grußfrequenzen BMI
Nach gründlicher Prüfung Ihrer Ausführungen in Ihrer E-Mail vom 3. September 2013 sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hinsichtlich der möglichen Anwendung der §§ 7 ff. TMG aus rechtliche Gründen leider keine weiteren Ergänzungen liefern kann. Eine individuelle Rechtsberatung darf von unserer Seite aus nicht durchgeführt werden.

Bei De-Mail stehen Nachweisbarkeit, Vertraulichkeit und Vertrauenswürdigkeit der Kommunikation im Vordergrund. Die Verwendung einer zusätzlichen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung des Nachrichteninhalts ist beim De-Mail-Versand nicht vorgeschrieben, wird aber durch die Verwendung eines zentralen Verzeichnisdienstes unterstützt, in dem öffentliche Schlüssel authentisch hinterlegt werden können.
$/grußfrequenzen BMI

Nun dann. Ich kanns dem BSI nicht mal so recht übelnehmen, es ist an sich anderer Leute Job, da ein wenig Klarheit und insbesondere Kompetenz zu schaffen und zu transportieren. Was grade passiert, ist ja trotz des aktuellen Schockiertgetue um Merkelhandy so unglaublich blöde und ermüdend, es fällt mir aktuell schlicht schwer, mich damit zu beschäftigen.

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Sven Regener ist ein Arschloch

Nicht wegen seinen vor einiger Zeit etwas umstrittenen Ansichten zum Internet und zum Urheberrecht. Sondern wegen seinem Statement, das ich gerade auf WDR5 im Radio zu hören gezwungen war. Angesprochen auf seine Urheberrechtsstatements und wie er die Situation nun nach den NSA- Überwachungsenthüllungen einschätzte, sagte er sinngemäß, er fände es ja insbesondere beängstigend, was die Unternehmen an Daten sammelten, beispielsweise große amerikanische Suchmaschinen. Und dass das mit den Geheimdiensten doch klar sei, im Netz sei eine Email halt eine Postkarte und es wäre ja auch bescheuert, wenn die Geheimdienste nicht mit der Zeit gehen würden und noch überm Wasserdampf die Briefumschläge öffnen würden.

Ja, das wars. Als ob es ums Coolsein ginge, wenn Geheimdienste eben mal weltweit Menschenrechte und ganz nebenbei sowas wie die demokratische Verfasstheit ihrer Staaten abschaffen. Und so jemand erdreistet sich, Urteile über das Netz und seine Nutzer zu fällen, sich über die Urheberrechtslage im Netz zu echauffieren und dabei offenkundig einen Horizont zu haben, der am Rand der eigenen Brieftasche aufhört. Sowas will ich nicht mehr mit „Er weiss es halt nicht besser und man muss die Leute dort abholen, wo sie sind“ entschuldigen, denn so jemand will sich nicht abolen lassen, so jemand ist dumm, selbstgerecht und bösartig, so jemand nimmt es billigend in Kauf, dass andere mit noch weniger Ahnung als er durch sein wirres Gefasel weiterverblödet werden und so jemand ist ein Arschloch.

Nachgetragen: mp3-Link zur Sendung (Danke, Dirk!)

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Supagolf: Minigolfkunst in Wuppertal

Supagolf Wuppertal: Logo

Supagolf Wuppertal: Logo

Dieses und das kommende Wochenende – also am 31.8., 1.9., 7.9. und 8.9. – ist in der Hebebühne Wuppertal und der Utopiastadt an der Nordbahntrasse Supagolf. Und Supagolf ist eine seit nun drei Jahren permanent ausgebaute „Minigolfinstallation“, die auf mich den Eindruck eines Mitteldings zwischen Funsport, interaktiver Kunst und der angewandten Satire auf Sportveranstaltungshypes macht.

Supagolf: Preise fürs Turnier am Sonntag

Supagolf: Preise fürs Turnier am Sonntag

Supagolf: Kugelbahn, Ende

Supagolf: Kugelbahn, Ende

Gestern betrachtet haben wir nur die Minigolfbahnen in der Hebebühne – von dort werden heute noch ein paar umgesiedelt. Gestern war auch eine – leider verpasste – Pressekonferenz, auf der das Event gebührend vorgestellt wurde. Und die Bahnen, bei denen sich die Themen über Star Wars, Schwebe- und Kegelbahn bis hin zu einer erfreulich spieltriebanregenden Aufzugs- und Kugelbahnen erstrecken.

Supagolf, Schwebebahn bei Nacht

Supagolf, Schwebebahn bei Nacht

Supagolf, Star Wars-Minigolfbahn

Supagolf, Star Wars-Minigolfbahn

Die Macher stellen sich unter Supagolf.de vor, und gestern waren sie auch da und erweckten den Eindruck, a) viel Spass am gerät und b) durchaus auch Interesse an der technologischen Weiterentwicklung der Bahnen zu haben, konkret sprachen wir beim Mate in der Hebebühne über Möglichkeiten, die Wege der Bälle auf den Bahnen via RFID-Chips und NFC nachzuverfolgen. Problem sind die Scanner, die dürften ein nicht unerheblicher Kostenfaktor sein. Weiterlesen

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Landkultur, Kulturwandel und Betrachtungen zum Weinbau in Schwaben

Ganz anderes Thema, es geht mir aber gelegentlich im Kopf rum und mein aktueller Ausflug in die alte Heimat ließen ein paar Gedanken etwas konkreter werden. Es geht im weitesten Sinn um Veränderungen in der Kultur, die Einflüsse, die zu diesen Veränderungen führen und um die Fragen, was vom Wandel als Verlust an Wissen und Kulturtechniken und was anders verstanden werden kann. Ich hab keine konkreten Antworten, aber ein paar sehr konkrete Beispiele.

Neckarschleife bei Kirchheim, Weinberge in Steillagen

Neckarschleife bei Kirchheim, Weinberge in Steillagen

Es war meist zum Thema Ausländerfeindlichkeit und „Überfremdung“, wenn ich meine Landeikeule rauskramte. Wenn sich wer beschwerte, dass das ja die „Kultur zerstöre“, dass das edle Deutschtum mit wahlweise Döner, Hiphop, McDonalds oder Minaretten angegriffen werde, dann erzählte ich, dass ich grade zwar eher einer technik- und medienlastigen Berufung nachgehe, aber eben aus einer Familie stamme, in der man vollkommen selbstverständlich mit der Nebenerwerbslandwirtschaft aufwuchs. Ich könnte bis heute einen Weinberg vom Winterschnitt bis zur Lese pflegen, ich habe noch Jahre nach dem Tod meines Vaters die Edelobstanlage gemacht, die damals für ihre fünf, sechs Tonnen Tafeläpfel und ungefähr nochmal so viel Mostobst gut war, da kann ich neben Ernte nur den Sommerschnitt, aber das bei fünfhundert Bäumen, das war auch regelmäßig ein Act. Ich kanns noch, aber ich weiss nicht, wie lang noch, weil sich das ausschleift. Denn ich bin irgendwann nach Bochum gegangen und da wars dann Sense mit den zwei Wochen, die man im Sommer, und den drei Wochen, die man im Herbst braucht, und der Weinberg ging schon zu Studizeiten nicht mehr, weil da kann (bzw. muss) man das ganze Jahr über was tun.

Kalksteinfelsen - Naturdenkmal Trauf, Neckarschleife Kirchheim

Kalksteinfelsen – Naturdenkmal Trauf, Neckarschleife Kirchheim

Das sind Kulturtechniken, die werde ich persönlich für mich vermutlich fürderhin unangewendet mit ins Grab nehmen. Untergehen werden sie nicht, da machen andere ja noch den Job, aber inzwischen praktisch ausschließlich hauptberuflich, mit schwerem Gerät und den günstigen Erntehelfern aus der EU-Osterweiterung, weil anders gehts nicht mehr. Aber eine der Sachen, die ich von Kind auf gelernt hab und die ich im wahrsten Sinne des Wortes als Kulturtechnik bezeichnen will, kann ich für meinen Teil nicht mehr anwenden. Zum einen, weil es sich nicht mehr lohnt und zum anderen, weil es eben auch nicht mehr geht, weil man dafür viel zu viel damit beschäftigt ist, flexibel zu sein (unnötig der Hinweis, dass mein Bruder zwischenrein auch in mehr oder minder großer Entfernung vom Geburtsort in Lohn und Brot stand und er klar eben auch dahinging, Stückchen hin, Weinberg her, weil anders gehts nicht.

Dass diese Kulturtechnik in unserer Familie keine Anwendung mehr findet und im Wortsinn Kultur und kulturelles Praxiswissen verlorengeht, da kann keine Dönerbude und kein Thailokal was für, das haben weder der Hiphop noch Ronald McDonald verbrochen, das ist schlichtes Resultat einer massiven Flexibilisierung des Arbeitslebens, das zur Normalität wurde und solche Nebenerwerbsmodelle nicht mehr zulässt. Abgesehen davon, dass man irgendwann tatsächlich nur noch dafür arbeitet, damit man abends müde ist, denn die Preise fürs Tafelobst fallen und die für Pflege und Bewirtschaftung steigen, und da muss man knapp kalkulieren, wenn man auch noch ein paar Euro sehen will für einige Wochen Knochenarbeit. Es geht nicht mehr, die Zeiten sind rum. Kultur geht verloren, als ganz normale Kapitalismus-Nebenwirkung und ohne jegliches Zutun durch angeblich „überfremdende“ Bevölkerungsgruppen.

Weinbergstaffel neben ungepflegtem Weinberg, Kirchheim

Weinbergstaffel neben ungepflegtem Weinberg, Kirchheim

Wir spazierten heute den Neckar runter, und mehr oder weniger bei mir ums Eck sieht der tatsächlich so aus, man muss nichts bearbeiten und nichts mit den Superkameras HDR-technisch aufmotzen, es reicht, ein iPhone aus der Tasche zu ziehen und draufloszuknipsen, dann sieht das so hübsch aus. Hübsch im ästhetischen Sinn, denn einen der Weinberge, die man hier sieht, will ich nicht geschenkt haben, und das sage ich mit Vorwissen dahingehend, dass ich schon in einigen davon gearbeitet habe. Es ist anstrengend, es ist gefährlich, und wer mal mit einer größeren Menge Trauben auf dem Rücken eine dieser Staffeln rauf oder runter ist und das nicht zwei, dreimal, sondern etwas öfter, der weiß, was ich meine. Und zu guter Letzt: die wunderhübschen Trockenmauern, die neben der Bewirtschaftung und einem optimalen Mikroklima auch gut als Biotop nicht nur für hier fotografiertes Kleinvieh sind, haben eine dumme Angewohnheit: sie kommen gelegentlich runter. Das sieht dann wie auch hier abgebildet aus. Weiterlesen

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LED-Dominoralley von der OHM2013

Kurz reingebloggt, weils so schön ist: auf der OHM2013 gabs die Dominoes, Dominoux, wie auch immer, ich hab den Beipackzettel nicht mehr, eine Art Dominoralley mit handgelöteten Ameisen. Da sind nun ein paar fertiggestellt worden und konnten sowohl in Reihe als auch im Kringel blinken.

Ameisenarmee, schräg von oben

Ameisenarmee, schräg von oben

Prinzip ist vergleichsweise einfach: man lötet eine vergleichsweise einfache Schaltung, die im Großen und Ganzen aus einer Batterie, einer LED vorn, einem lichtempfindlichen Sensor hinten und einem einfachen IC besteht, der das ganze steuert. Steuern dahingehend, dass alles, was die Ameise kann darin besteht, vorn zu blinken, wenn sie hinten angeblinkt wird. Weiterlesen

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Beängstigend: Die Kunst des klaren Denkens, von Rolf Dobelli

Dobelli zu Irrtümern. Lieder nicht zu denen seiner Klappentextschreiber.

Dobelli zu Irrtümern. Lieder nicht zu denen seiner Klappentextschreiber.

Ich les an sich keine Ratgeberliteratur, auch (bzw. schon gar) nicht solche „für Manager“ oder ähnliche Flughafenlektüre. Rolf Dobellis „Die Kunst des klaren Denkens. 52 Denkfehler, die Sie besser anderen überlassen.“ will ich an der Stelle auch nicht ernsthaft rezensieren oder gar empfehlen, dafür ist das Büchlein einfach zu flach. Wer auf leicht fortgeschrittene Küchenpsychologie und ein paar elementare Basics in Statistik und Stochastik steht, ja nun. Bei Muttern lags rum, und ich dachte, schau dir den Kram mal an, kannste mitreden. Die 52 beschriebenen Denkfehler erschienen wohl in der FAZ und der Schweizer Sonntagszeitung, und für ein bisschen Wirtschaftsfeuilleton werden sie es auch getan haben.

Beschrieben werden psychologische, statistische, stochastische und soziale Prozesse, die regelmäßig zu Fehleinschätzungen führen. Lineare Trends setzen sich nicht fort, exponentielle schon gar nicht, korrellierende Phänomene sind nicht notwendigerweise kausal, Aufmerksamkeit richtet sich auf Gewinner und herausragende Phänomene und nicht auf die überwiegende Masse des Mittelmaßes und der Verlierer, in Gruppen wird Verantwortung und Arbeit diffundiert, und gibt man einer Horde Schimpansen Schreibmaschinen und ausreichend Zeit, dann schreibt einer davon Hamlet. Und so weiter, das ganze gespickt mit einer Latte Warren Buffet-Zitaten („Wir beschäftigen 60.000 Ökonomen, deren Job es ist, Zinsschwankungen und Rezessionen zu prognostizieren, und wenn es einer von ihnen zweimal nacheinander korrekt hinbekäme, wäre er Millionär. Soweit ich weiss, sind alle noch Angestellte, und ich glaube, das sollte uns etwas sagen.“) und fertig ist das kompakte Managerbüchlein, das wahrscheinlich eben die eine oder andere Warterei in der Airportlounge mit einem gewissen Selbstbildungsgefühl versüßen soll. Weiterlesen

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BMI zu TOR, Datenschutz und Drosselkom: Antwort vom Innenministerium

Ich hätte erst aufs BSI getippt, da sich das BMI ja zunächst zierte, auf meine Anfrage zu TOR und Friedrichs Datenschutzforderung angesichts Prism etc. letztens eine Antwort zu geben. Ich wurde heute zuerst vom Empfang einer Mail vom Innenministerium überrascht und anschließend von seinem Inhalt. Das mag ich gerne mit der werten Leserschaft teilen.

Ich zitiere die komplette Mail, plus ggf. Kommentare meinerseits. Auf manches geh ich nicht allzu intensiv ein, da ich mich noch einlesen müsste, aber gern auch Hinweise, Statements in die Kommentare.

$betreff/AZ, $grussfloskel,

Das von Ihnen erwähnte TOR-Netzwerk dient der Anonymisierung von Verbindungsdaten.

Bis hierher richtig und sinnig.

In dem von Ihnen zitierten Interview bezog sich Herr Minister Dr. Friedrich vornehmlich auf Verschlüsselungsmöglichkeiten wie z.B. bei der Nutzung von De-Mail. Der Vorteil bei De-Mail-Nutzung besteht darin, dass die Kommunikation über De-Mail von einem Zugriff bei der Überwachung zentraler Knotenpunkte des Internets in der Weise geschützt ist, dass De-Mail die Nachrichten auf ihrem Weg durch das Internet über einen verschlüsselten Transportkanal (wie z.B. auch beim Online-Banking) übermittelt.

Hier breche ich bereits zusammen. DE-Mail ist eine Bauchlandung sondergleichen, da sie keine End-to-End-Verschlüsselung bietet und eben diesen „verschlüsselten Transportkanal“ nicht nutzt. Die Nachricht ist auf dem Weg von meinem Rechner zum DE-Mail-Server meinetwegen SSL-verschlüsselt, auf dem Server wird sie aber *entschlüsselt* (und ist damit dem potentiellen Zugriff von Diensten etc. ausgeliefert), explizit zugegeben wird ohnehin, dass der Inhalt dort geprüft wird (Viren-, Malware- und Spam-Schutz). Angesichts der Kooperation deutscher und ausländischer Dienste überlasse ich die entstehenden Sicherheits- und Vertrauensprobleme dem Leser zur Übung.

DE-Mail in diesem Kontext anzuführen, ist aber auch jenseits dessen, dass DE-Mail per se ein Fuckup by Design ist, vollkommener Schwachsinn. DE-Mail soll Zustellungssicherheit bieten, sprich, es muss rechtssicher nachgewiesen werden, dass eine Sendung den Empfänger erreicht hat. Damit werden exakt die Metadaten nicht nur erhoben, über deren Erfassung sich man bei Prism und Konsorten aufregt, nein, dass sie erhoben und dauerhaft gespeichert werden, ist genau das *Feature* dass den Mehrwert von DE-Mail ausmachen soll. In diesem Kontext DE-Mail als Datenschutzinstrument heranzuziehen ist zwar vollkommen schwachsinnig, entspricht damit aber exakt der intellektuellen Kapazität, die ich dem Herrn IM Friedrich so zutraue.

Zur Haftung von Internet-Service-Providern, die Sie im Zusammenhang mit der Nutzung von Anonymisierungs-Tools erwähnen, möchte ich Ihnen die derzeitige Rechtslage und die Aktivitäten der Bundesregierung erläutern:

Das Telemediengesetz (TMG), mit dem die Richtlinie 2000/31/EG vom 8. Juni 2000 (sog. E-Commerce-RL) und damit auch die Regelungen des Abschnitts 4 zur Verantwortlichkeit der Vermittler in Deutschland umgesetzt wurde, sieht vor, dass gemäß § 7 Abs. 2 TMG Diensteanbieter im Sinne der §§8 bis 10 nicht verpflichtet sind, die von ihnen übermittelten oder gespeicherten Informationen zu überwachen oder nach Umständen zu forschen, die auf eine rechtswidrige Tätigkeit hinweisen.

§ 8 TMG regelt die Verantwortlichkeit von Internet Service Provider bei der Durchleitung von Informationen, § 9 TMG diejenige bei der Zwischenspeicherung zur beschleunigten Übermittlung von Informationen und § 10 TMG bei der Speicherung fremder Informationen für einen Nutzer. In Erwägungsgrund 43 der E-Commerce-RL wird ausgeführt, dass ein Diensteanbieter die Ausnahmeregelungen in Anspruch nehmen kann, wenn er die von ihm übermittelte Information nicht verändert. Unter diese Anforderung fallen nicht Eingriffe technischer Art im Verlauf der Übermittlung, da sie die Integrität der übermittelten Informationen nicht verändern.

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Stefan Recht zu Kinderporno und TOR: Gulli:news goes FBI-Postille

Schlimmer geht immer, ich hätte es nach meiner ersten Skepsis zur gulli-Übernahme wissen müssen. Dass es so schlimm kommt, nun ja.

Gamigo hat offenbar nun auch einen Mann für die News, und dieser heißt Stefan Recht. Schaut man sich sein Xing-Profil so an, scheint Stefan Recht, aka vyndariel, ordentliche Kenntnisse im Bereich MMORG zu haben und über selbige auch zu schreiben, und ich wünsche ihm bei dieser Betätigung allen Erfolg der Welt, denn dann braucht er keine unsäglichen Texte in Bereichen zu verfassen, in denen sich seine Kompetenz meines Erachtens nach in überschaubaren Grenzen bewegt.

„Da hat das FBI mal etwas richtig gemacht: Teile vom Tor-Netzwerk offline!“ lautet die Überschrift so schlimm wie falsch, und wer sich für eine kompetentere Sicht auf die Dinge interessiert, dem will ich die Betrachtung von Torsten ans Herz legen. Hier geht es mir um was anderes: dass jemand offenbar unbelastet von tiefergehendem Wissen um die eigentliche Problematik versucht, einen auf gute Nachrichten ausgerechnet von einem der Internetüberwachungsakteure schlechthin zu machen. Dabei einen Sieg gegen „…eines der schlimmsten Verbrechen“ feiert und übersieht, dass es durchaus schlimmeres gibt, als Bildmaterial von Kindesmissbrauch zu verbreiten. Beispielsweise: Kinder zu missbrauchen. Weiterlesen

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