So, das Gender-Unbehagen hatte ich ja schon, nun mal zu einigen inhaltlichen Eindrücken (und ein paar teilweise auch recht sozialwissenschaftlich geprägten Gedanken dazu). Be warned, das ist teilweise reichlich unsortiert und einfach mal Gedanken ausprobiert.
Big Data
Daten, Daten, Daten. Entweder überhaupt große Datenmengen analysieren und gezielt nutzen/aktivieren (siehe Obama-Wahlkampf), im Vorfeld der eigenen Site alles analysieren, auswerten, evaluieren, was geht (Customer Journey) oder nach dem Besuch oder Sale dasselbe (Retargeting, Real Time Bidding und natürlich CRM). Wenn man diese Daten nicht hat, dann sollte man sie so schnell wie möglich generieren – anfangs eben etwas ungezielter vorgehen, und umso mehr „targeted“ auf allen Ebenen von der Werbemittelerstellung über die Channel-Analyse und -optimierung bis hin eben zum CRM machen, je mehr Daten man dann sukkzessive kriegt.
Die Faszination dessen kann ich hervorragend nachvollziehen – einmal ist da der bereits erwähnte Aspekt, dass es immer gut ist, wenn die Leute das finden, was sie auch tatsächlich interessiert – und die Klickraten sprechen in der Regel für sich. In der Praxis ist mein Eindruck von allem, was mit Retargeting und Profiling zu tun hat, ein wenig durchwachsener – redet man mit den Leuten, dann fallen oft die Sprüche von den „verfolgenden“ Anzeigen oder der „Gruseligkeit“ dessen, was da offenbar von verschiedenen Stellen offenbar gewusst wird. Es liegt in der Natur der Sache, dass die „Gründe für Misserfolge“ schlicht wenig interessieren und es im Endeffekt vollkommen wurst ist, wenn bei 8% Klickrate von den 92% Nichtklickern noch ein gewisser Anteil Gruseln empfindet oder sich verfolgt fühlt. Wer weiß, vielleicht wirds irgendwann wirklich auch überwiegend als nützlich und sinnvoll gesehen. Und wenn man statt 0,2% nun auf einmal 8% der Leute mit etwas sie offenbar interessierenden erreicht, dann ist der Preis vielleicht auch gerne bezahlt.
Zwei Sachen dazu. Einmal brauchts in der Regel wirklich „Big Data“ und große Zielgruppen. Das ist trivial. Das andere klang im vorigen Text schon an: mir gruselt ein wenig davor, dass mit diesen Mitteln (nicht zwingend, aber oft genug) trotz allem „Individualisieren“ eben nach wie vor und zwangsläufig Stereotype angesprochen, erschaffen, reproduziert werden. Ist Single auf Facebook, kriegt die Flirtportale reingeschmissen. Ist weiblich, kriegt Mode. Ist vierzehn, kriegt Lady Gaga, und ist egal was, kriegt Schlankheitsstrategien. Auf was will ich raus? Auch hier a) vages Unbehagen einerseits, b) die Frage, ob nach der überfälligen Kritik am Menschenbildgestalten der Printwerbung und dem notwendigen Überdenken beispielsweise von transportierten Schönheitsidealen eine ähnliche Bewusstseinsschaffung auch mal im Onlinebereich notwendig ist (ich denke, ja), und b) ob es analog zur (vermutlich überbewerteten „Filterbubblethese“ in Sachen Social Networks und personalized search auch eine analoge Abschätzung von Situation und Aussichten im Werbebereich nicht sinnvoll wäre.
Content und Context
Der schöne Satz von „Context is King“ spielte ja schon oben mit rein. Hier wirds auch schon wieder spannender, weil die Überlegung, weitaus stärker einfach in die Bereiche zu gehen, die die Leute inhaltlich interessieren und diese allenfalls noch zu branden, der ist an sich spannend und gefällt mir einfach auch vom „Geben und Nehmen“ Prinzip her gut. Da kann man dann natürlich a la Pepsi eine Wall machen, die an sich nur noch aus den Statements der User besteht und per se inhaltlich gar nichts mehr mit Pepsi zu tun hat, man kann auch die „Ansätze“ dessen in der ganz platten Displaywerbung sehen, die eben den eigentlichen Kontext „sponsort“ und sich ansonsten nicht einmischt, und die Bandbreite dazwischen kann ja nach Belieben aufgefüllt werden. Weiterlesen