Lem und die Geschlechterverhältnisse, unsortierte Ergänzungen

Nebenan schreibt der Gurkenkaiser über Lem und Geschlechterrollen und macht das mit einem in meinen Augen vollkommen unzureichenden Ausschnitt aus dem Lemschen Oevre. Ich hab mich nun doch ein wenig länger ins Thema getippt und klopp das mal hier rein, nachdem ich ja durchaus öfter über Lem tickere. Also. Bitte erst hier gucken und dann weiterlesen.

Mir erscheint nebenan ein Aspekt chronisch unterbelichtet: dass Lem das Thema „Geschlechtlichkeit“ aus – zu interpretierenden Gründen – einfach wenig interessiert bis abgestossen hat. Am fruchtbarsten scheinen mir da a) die Robotermärchen und b) und insbesondere, Lokaltermin. Ich würde soweit gehen und sagen, eine Analyse des lemschen Verhältnisses zu Geschlechtlichkeit ist ohne Lokaltermin vollkommen sinnlos, da dort am drastischsten seine „Ablehnung“ der menschlichen Sexualität als solcher deutlich wird. Zweigeschlechtlichkeit und Sexualität selbst des öfteren, die „Ekligkeit“ der menschlichen Sexualität im Besonderen eben in Lokaltermin, da übrigens ohne Rücksicht auf männlich/weiblich. Weiterlesen

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Kurzbeschimpfung Olympia London 2012

Weils nötig ist. Olympia 2012 ist eine zur maximalen Ekelhaftigkeit hinverlogene Perversion von Sport, Völkerverständigung und den diffusen ethischen Werten, die irgendwann mal mit Begriffen wie „olympischem Geist“ in Verbindung gebracht wurden. Eine Marketingveranstaltung von ein paar Megacons, die sich mit Waffengewalt, Totalüberwachung und nur noch pervers zu nennenden Einschränkungen von Rede- und Versammlungsfreiheit beschützen uind schönfärmen lässt. Ausrichter und Organisatoren sind die schmierigen, gekauften Handlanger eines Bürgerrechtsabbaus, der mit sowas wie einer „olympischen Idee“ ungefähr soviel zu tun hat wie die UNO-Deklaration der Menschenrechte mit einem toten Otter. Um den Meister zu zitieren: es sind schlechte Menschen, die böses tun.

Irgendwo las ich, dass die Formulierung, die Links negativer Art auf die offizielle Webseite von London 2012 verbietet, inzwischen entschärft sei. Unter den Nutzerinfos lese ich tatsächlich, dass keine Erlaubnis notwendig sei, aber bei den dort auch genannten TOS  unter Punkt 5 lese ich nach wie vor „You … agree that no such link shall portray us or any other official London 2012 organisations (or our or their activities, products or services) in a false, misleading, derogatory or otherwise objectionable manner.“

Ach, und Links dürfen nur via plain Text gesetzt werden. Nicht als Grafik. Haha.

Und nu?

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eKG: Neues von der AOK zur Krankenkassenkarte

Mein Projekt „Ich will auch 2013 eine Krankenkarte ohne Bild“ kam mal wieder einen Schritt bzw. ein Telefonat weiter. Bei anderen les ich ja von häufigeren Telefonaten, selber hatte ich jetzt das erste Gespräch, und es war in einiger Hinsicht erhellend. Kurzfassung:

  •  mein Versicherungsschutz bestehe in jedem Fall weiter
  • die Frage sei, ob ich immer (zumindest schnell) behandelt werde
  •  eine Art Rechnungserstattung könnte eine Zukunftsoption sein
  • Missbrauch finde in „Milliardenhöhe“ statt
  • was bis nächstes Jahr in Sachen eKG Sache wäre, wisse niemand
  • dem Volk sei es aber weitgehend wurst und
  • weitere Funktionen der eGK kämen „zunächst“ ja erst mal nicht.

Das klingt gelegentlich etwas bissig, aber ich mag dazusagen, dass es ein an sich angenehmes und sachliches Gespräch war und mein Sachbearbeiter ein okayer Kerl zu sein scheint, der da undogmatisch ranging und eher nach Schnauze als nach Maßgabe redete, so jedenfalls mein Eindruck.

Zu den Punkten aber im Einzelnen.

  •   mein Versicherungsschutz bestehe in jedem Fall weiter

Auch wenn ich mich standhaft und fortgesetzt weigere, ein Passbild zu stellen, werde zwar keine neue Karte ausgestellt, aber ich sei nach wie vor versichert. Die Folgeprobleme seien eher verfahrenstechnischer Natur, per se erlösche mein Versicherungsschutz nicht (und scheint die AOK auch kein Interesse daran zu haben).

  • die Frage sei, ob ich immer (zumindest schnell) behandelt werde

Das scheint mir die einzige Sache zu sein, die nervig bis scheiße werden könnte: wie es in den Praxen konkret gehandhabt werde, wenn ich ohne gültige Karte dortstünde, könne man mir natürlich nicht versichern. ich hab den vagen Verdacht, dass da einiges an Verzögerungen, Gesprächen, Erklärungen, whatever folgen könnte, was ich an sich weder der Praxis noch mir selber zumuten will. Weiterlesen

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Google Plus Local Places Pre Alpha Live

Fangen wir konstruktiv an. Google hat überraschend schnell das Rollout der Google Plus-Pages durchgehauen, welche die bisherigen Places-Seiten ersetzen. Ende Mai gings los, in Deutschland sind wir offenbar durch. Statt Places-Seiten kriegt man Google Plus-Seite zu sehen, administrierbar sind die Inhalte nach wie vor im Places-Backend.

Und generell ist das eine gute Sache, die ich nicht mal unter „Google Plus um jeden Preis“ verbuchen will. Die Places-Seiten waren nichts Halbes und nichts Ganzes, schlecht pflegbar, schlecht irgendwie tagesaktuell mit Inhalt beschickbar, beides schwebte aber irgendwie über den Wassern, schien irgendwie gewünscht, aber blieb – mitsamt den Offern, die es immerhin in den USA gab/gibt – auf halbem Weg stecken. Und nun stattdessen eine Google Plus-Seite, die kann natürlich deutlich mehr. Und dass man mit einem Places-Feed von meinetwegen 400 Filialadressen eben mal 400 Google Plus-Seiten aufs Auge bekommt, nun ja, das ist immerhin mal ne Ansage dahingehend, in welcher Differenzierung Google die Seiten durchaus eingesetzt sehen mag. Soweit, so gut, und hier hörts auch schon auf.

Denn neben dem Design ist nichts von G+ auf den Places-Seiten gelandet. Faktisch haben wir da ein Template-Redesign, das statt einer schlechten, unvollständigen und permanent veralteten Places-Infoauswahl eine schlechte, unvollständige und permanent veraltete Google Plus-Infoauswahl anbietet. Und hier kommen wir zum Punkt, der mich einfach fuchsteufelswild gemacht hat.

Wenn ich ein paar Jahre zurückdenke, da wurden bei Google Sachen als Beta deklariert, die derart gut, fertig und ausgereift waren, dass einem im Nachhinein die Tränen kommen, man denke nur an Mail. Wenn ich jetzt anschaue, was allen Ernstes ein globales Rollout gekriegt hat, ohne jegliche und eigentlich im allerhöchsten Maß angemessene Deklarierung als vorläufige Test-Pre-Alpha, dann könnte ich kotzen. Unfertig, halbgar, ohne alles, was irgendwie den Mehrwert eines Switches ausgemacht hätte. Es ist schlicht und ergreifend Scheiße.

Und das ist dann auch der Punkt, wo ich nicht mehr verstehe, was das soll. Denn es bringt niemandem was. Man meint „Ah, Google Plus, jetzt muss ich was mit Plus machen“, und wäre gewillt und erfreut, da endlich mal ein paar sinnvolle Anwendungsbereiche auszutesten und was ist? Genau das, was eigentlich der Witz an der ganzen Umstellung ist, FUNKTIONIERT NICHT! Man macht den Rollout eines Features, nur halt ohne das Feature. Haha, ihr denkt, es sei G+, und es sieht auch so aus, haha, aber ists nicht, hey, guter Witz.

Im Ernst, das versteh ich nicht mehr, das find ich einfach nur noch dämlich und es wär lustig, wenns nicht so schade um das Potential wäre, das an sich da drinsteckt. Und wenn alles andere, was scheiße ist an Places, nicht auch liegengeblieben wäre, und an Places ist wirklich vieles Scheiße. Bisher hatten man einen Backenddatensatz in Places und Frontenddaten in Maps, die halt oft nur bedingt miteinander zu tun hatten und ungefähr im Monatstakt aneinander angeglichen wurden. Jetzt hat man Backenddaten, die nichts mit den Frontentdaten zu tun haben, in denen wiederum als eigentümerverifiziert deklarierte Daten drinstehen, die ihrerseits nicht im Eigentümerbackend auftauchen. Und all das würde ich mir gefallen lassen, wenn wenigstens irgendwas anderes tatsächlich geändert und verbessert worden wäre jenseits des Designs, aber so hat man sich den ganzen Switch einfach erst mal sparen können. Sorry, ich musste eben mal kotzen, jetzt gehts mir besser, danke fürs Zuhören.

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Der entfesselte Skandal. Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter. Buchrezension.

Aus dem Umfeld der Spackeriadiskussion kam die Anfrage rein, ob mich das so beititelte Buch von Bernhard Pörksen und Hanne Detel interessieren würde, es interessierte, Pörksen ist Prof an der Uni Tübingen, ich denke, seit nach meiner Zeit, denn damals gabs in der Richtuing in Tü noch nicht so richtig viel, aber nach Pörksens Buch zu urteilen, ist man da heute auf nem anderen Stand in der dortigen Medienwissenschaft. Vorab: Gelesen, für gut und weiterempfehlenswert gefunden, wenn man sich für die Thematik interessiert, sollte mans lesen. Auch vorab: insbesondere auch, weils zum Fragenstellen und Weiterdenken anregt, denn (wie solls anders sein) es fehlt mir natürlich wieder einiges, was ich mit von einem Buch zu diesem Thema erwarte. Aber das nun in länger.

Der entfesselte Skandal. Bernhard Pörksen.

Was ist der „entfesselte Skandal“ im „digitalen Zeitalter“? Pörksen spricht von Medienereignissen, die gestützt durch die Dynamik des Internet eine erhebliche Resonanz mit, nun, „Skandalcharakter“ hatten und zum einen große Reichweite und zum anderen erheblichen Einfluss/schwerwiegende Folgen für entweder Einzelne oder eben ganze Staaten, Organisationen etc. hatten. Beispiele: die gecrowdsourcte Guttenberg-Überführung als Plagiator und Titelerschleicher, die immerhin gegen die BILD-Propaganda seinen zügigen Abtritt zur Folge hatte, die Demontage der US-Außenpolitik durch Wikileaks, aber auch der Bus-Onkel in Honkong, der es zu einem Millionenpublikum auf Youtube brachte oder die vorerst gescheiterte Karriere zweier BA-Mitarbeiterinnen, deren Intim-Emailwechsel versehentlich an den Abteilungsverteiler und von dort aus recht direkt in die Klatschspalten ging. Diese und einige weitere Netzgeschichten mit Großreichweite werden en Detail beschrieben und analysiert. Was ist das Gemeinsame dieser doch recht unterschiedlichen Fälle? Eine enorme Reichweite und resultierende Bekanntheit von digitalen Dokumentationen, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren und in Kombination mit dieser eine erhebliche Sprengkraft bergen. Weiter, dass es neue Mechanismen der Skandalisierung gibt (vom politisch/aktivistisch aktiv betriebenen Medienscoop bis hin zum „going viral“-Selbstläufer privater Kommunikation), die dafür sorgen, dass selbst per se unbedeutende Medien und Dokumente durch das Zusammentreffen verschiedener (und teilweise völlig unklarer) Faktoren eine enorme Reichweite und damit Sprengkraft für die persönliche Biografie und/oder ganzer Institutionen bergen.
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Passbild für die Krankenversicherungskarte – Widerspruch ging heute raus

So, mal wieder was neues in Sachen eGk mit Passbild. Nachdem ichs eher so im Umfeld mitbekommen hatte, schrieb mich nun auch die AOK wegen meiner eigenen eGk an und wünschte ein Passbild.

Wie schon in den bisherigen Blogposts geschrieben, klärt der FoeBuD zur diesbezüglichen Reaktionsweise bestens auf. Ich hab nun den eGk-Flyer nicht mehr im Haus gehabt und mir war ohnehin nach „nicht vorgefertigtem“ Antwortschreiben, da kriegt man ja gelegetlich auch interessante, nicht vorgefertigte Antworten, und schrieb nun unten folgendes zurück. Weiterlesen

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Warum ich am 13. Mai Piraten wähle (und anderen dasselbe empfehle)

Y U NO VOTE PIRATES? NRW12

Auf das Risiko hin, hier eh überproportional viele Piraten und -wähler zu erreichen: ich mag was für die Nichtpiratenwähler und Unentschlossenen schreiben. Einfach so, was ich als guten Grund ansehe, die zu wählen, selbst wenn die politische Heimat woanders ist/war oder man nicht so recht weiss, warum man eine Stimme Richtung Opposition werfen soll.

1. Transparenz!

Ich mach ein Ausrufezeichen ran, denn das ist (neben LQFB) meiner Ansicht nach das entscheidende Kriterium, warum eine Piratenfraktion in der Opposition wichtiger ist als alle Regierungskoalitionsmöglichkeiten. Egal, was an die Macht kommt: den Klüngel kennt man, die Intransparenz auch, die fehlende Freiheit im Kopf, um einfach per Default in „Öffentlichkeit schaffen!“-Maßstäben zu denken. Egal, wer regiert, es wird (auch) Scheiße passieren, es wird (auch) rumgeklungelt und es wird (sicherlich) unglaublich viel Müll geredet. Mit Piraten in der Opposition haben wir alle ein Ohr am Boden. Allein, dass Piraten im Landtag sitzen und twittern, wird vieles verändern. Und komm mir keiner mit „die Grünen können das auch“. Die sind genauso arriviert und schönfärbend wie alle anderen auch. Den Piraten alleine traue ich zu, einfach zu verbreiten, was passiert und zuzuhören, was „die da draußen“ dazu sagen.

Man siehts btw. in Berlin. Auf einmal kriegt man mit, was passiert, was diskutiert und gegebenenfalls entschieden wird und was die Gründe dafür waren. Auf einmal wird auch auf für mich noch nie so sichtbare Art und Weise klarer, wer was warum will und macht. Das liegt an dem anderen Kommunikationsverhalten der Piraten, dessen bin ich mir ziemlich sicher. Und genau das will ich in allen anderen Landtagen (und im Bundestag) auch. *)

2. Beteiligung Weiterlesen

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Anstelle des Innenministers Friedrich auf SpOn…

…würde ich mich schämen. Sorry, dass der es jetzt abkriegt – Friedrich in Sachen Kompetenz zu bashen ist ein wenig wie $irgendwas_hilfloses treten, zu zweit und mit Stahlkappen, aber irgendwas muss jetzt raus, Himmel, was für ein Scheißtag. Es ist vollkommen erlaubt, ja wünschenswert, wenn man Fragen stellt, das ist sogar eine notwendige Bedingung, um Antworten zu kriegen. Allein, der Mann schafft es sogar, eine vermutlich imagefördernd-offenheitsbetondende Dialogsucherei wie ein Trottelouting erster Klasse wirken zu lassen.

Ich überspringe einfach mal die ersten paar Absätze und subsummiere ein „Jemand demonstriert öffentlich, dass er sich drei Gedanken gemacht hat, bevor er die Klappe aufmacht“. Mit den üblichen Facebook-Partybildern und Gedöns. Lass ich meinetwegen unter „Leute abholen“ laufen, geschenkt.

Dann wird stattgefundenes Intensivgedankenmachen demonstriert mit dem „Ideenwettbewerb ‚Vergessen im Internet’…“ und der „Aufklärung im Vordergrund. Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden Anfang Mai 2012 vorgestellt. Eines sei schon vorweggenommen: Gesetzesvorschläge hat es nicht gegeben.“

Und damit man auch ganz sicher ist: „Wir sollten generell mit rechtlichen Lösungen vorsichtig sein, die zu Widersprüchen mit bewährten Prinzipien der Meinungs- und Kommunikationsfreiheit führen oder sich letztlich auch technisch gar nicht umsetzen lassen.“

Bis hierher vages „ich hab was verstanden“-Wischiwaschi, und wenn man denkt, ok, jetzt mal Buttter bei die Fische, dann kommt vages „wir wollen eigentlich nicht, obwohl aber vielleicht“. Was soll die Scheiße mit „keine Gesetzesvorschläge“, wenn drei Absätze später die „Architektur eines solchen effektiven Persönlichkeitsschutzrechtes“ kommt? Was will der Mann denn auf „europäischer Ebene“ erarbeiten, wenn keine Gesetze, was bitte macht die europäische Ebene denn sonst, freiwillige Handlungsrichtlinien für die Wirtschaft? Was soll denn ein dringend reformbedürftiges „Datenschutzrecht“ anderes sein als eine rechtliche Lösung?

Und wie zur Hölle will der Mann erreichen, dass „gravierende Eingriffe in ihre Persönlichkeitsrechte im Internet unterbunden werden können“, das auch noch „ohne monatelange Verfahren“, was meint er damit überhaupt? Den erwähnten Liebesbrief in der GMX-Mailbox, das erwähnte Partybild auf Facebook? Und wenn nicht, was dann, und warum sagt ers nicht?

Himmel nochmal. Ein verlogener Expräsident kriegt die Millionen in den Arsch geblasen statt dem Stiefeltritt, den er verdient hätte, sein designierter Nachfolger hält das Netz für eine Menschenrechtsgefährdung, die EU-Kommission tut schon gar nicht mehr so als sei sie was anderes als Erfüllungsgehilfe der Copyrightmafia und der Innenminister meint, mit der transparenten Offenlegung seiner Inkompetenz seien der Anforderungen genüge getan, die man braucht, um auf EU-Ebene das Netz zu regulieren.

Ich kann mir nicht helfen, das macht mich grade alles so müde, man hat nicht mal mehr Freude an nem Rant über die ganze Scheisse. Grade hab ich das Gefühl, dass da die politischen Führungsgremien vor dem „Ihr würdet euch noch wünschen, wir wäeren politikverdrossen“ so erschrocken ist, dass sie grade alles nur noch mit dem Ziel machen, schnellstmöglich maximale Politikverdrossenheit zu erreichen.

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Anonymes Bloggen 2012

So, das Thema hatte ich schon länger nicht mehr. Eher zufällig hat mich heute das Bedürfnis angefallen, einen anonymen Blog zu führen. Was also tun? Einen einrichten. Es ist inzwischen erfreulich einfach und flott, ich hab ungefähr zehn Minuten gebraucht.

Vorbemerkungen und Ansprüche

Niedrig, sowohl in Sachen definitive Anonymität wie auch in der der gewählten Plattformen. Das Anonymitätslevel sollte ausreichen, um eine Rückverfolgbarkeit für Privatpersonen definitiv auszuschließen. Wenn sich die Strafverfolgung einschalten würde, dürfte schlimmstenfalls die Löschung verwendeter Dienste drohen. Ein auch nur ansatzweise verhältnismäßiges Angriffsszenario, welches die Identifizierung beweissicher erlaubt, kann ich mir keines vorstellen. Disclaimer: ich halte mich in Sachen Anonymisierung durchaus für recht kompetent, bin aber kein Techie und kann in der Einschätzung von Gefährdungen und der Sicherheit verschiedener Techniken und Einstellungen falsch liegen! Korrektur, Ergänzungen willkommen, ich lern immer gern dazu.

Mein Ziel ist simpel das anonyme Bloggen. Sprich, keine Bewegung größerer Datenmengen.

Handwerkszeug

Das wars schon.

Das Tor Browser Bundle gibts hier. Runterladen, installieren. In meinem konkreten Fall hab ich das ganze Paket (drin ist der eigentliche Tor-Client und ein portabler Firefox Aurora) naheliegenderweise auf der Truecrypt-Partition installiert, was die ganze Geschichte auch auf der lokalen Kiste sicher verstaut. Weiterlesen

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#oipd12, Spackeria, Googles Fickschaftrend und etwas Postprivacy-Abschlusskritik

andreasdotorg hats vorweggenommen und fragt, was Selbstouting mit post privacy zu tun hat, aber darum gehe es ja auch nicht. Nun ja, man fragt sich, worum dann, wenn man nicht zu den bereits angeführten Kampfthesen zurückgehen will, dass hier halt Leute übers Ficken reden wollen. Aus dem und anderen Gründen wollte ich mich explizit nicht an den oipd12 anhängen, aber es hatte sich gestern ergeben, dass mich ein thematisch passendes Thema ansprang, konkret ging es um Fickschafe und einen längst vergessenen Screenshot aus dem Jahr 2008. Dass Netz war jung und unschuldig, und Google fand zum Stichwort „Fickschaf zum Aufblasen“ deprimierende null Treffer. Inzwischen sind wir alle so postprivacy, offen und selbstbewusst zu unseren heimlichen Gelüsten stehend geworden, dass sich diese Situation nachhaltig ge gibts 23 (!) Treffer, mit dem Blogpost wohl noch einen mehr, und nun ja, ist die Welt eine bessere?
Fickschaf SERP bei Google, 2012
Ich denke ja, aber wirklich eher nur so graduellst-minimalst.

Ich mag das aber zum Anlass nehmen, um meiner Abarbeiterei an der Spackeria nochmal eine Umdrehung zu verpassen. Nach wie vor ist mir unklar, was es soll und welches Problem damit erschlagen wird, dem gegenüber steht das vage Bauchgefühl, dass einerseits an der Kritik an Datenschutz als Herrschaftswissen einiges dran ist, andererseits ein Umgang mit einer durchsichtigeren Gesellschaft, mit präsenterem und weiter definiertem „Normalraum“ der Spielarten der privaten Befindlichkeiten, Interessen und sonstigen Sachverhalten umgegangen werden muss und wird. Das ist ja auch kein neuer Prozess, sondern eben eine recht konstante Entwicklung, die meiner Ansicht nach maßgeblich durchs Netz ge- und befördert wird.

Beispielhaft lässt sich das am – witzigerweise mspr0 vorgehaltenen – Personalchef-Argument festmachen. Erst hiess es „Um Himmels Willen, denkt dran, dass ein Personalchef euch googlen könnte, stellt nichts mit Realnamen ins Netz“. Dann kam die Erkenntnis, dass es inzwischen recht seltsam bis dequalifizierend wirken könnte, wenn man im Netz keinerlei Präsenz, Interesse, whatever durchblicken lässt, auf einmal musste man also gefunden werden, aber eben nur in gefälligen, positivem Licht. Augenblicklich kommt mir die Situation so vor, als ob sich diese (naive) Vorstellung auch wieder dekonstruiert, denn schließlich nimmt man es niemandem ab, dass er im Netz ausschließlich seriösen, staatstragenden und im Allgemein positiv besetzten Interessen nachgeht. Ernsthaft, will man wirklich einen lebenslauf- und wahrnehmungskosmetiktreibenden, verklemmten Heuchler einstellen? Im gern geäußerten „Wer keine peinlichen Partybilder im Netz hat, ist ein langweiliges Arschloch ohne Freunde“ stecht ja durchaus ein Kernchen Wahrheit. Und ich sags gerne nochmal – zumindest in den Branchen, in denen ich so unterwegs bin, ist es natürlich ein massives Einstellungshindernis, wenn man *nichts* über einen Bewerber im Netz googeln kann.

Einmal mehr meine grundsätzliche Kritik: Mit dem gerne pauschal eingeforderten Komplettouten der privaten Persönlichkeit hat das aber alles wenig zu tun, diese ist nach wie vor unnötig, in jeglicher emanzipatorischen Hinsicht überflüssig und angesichts der bestehenden Herrschaftsverhältnisse schädlich. Nicht nur für den Einzelnen, sondern auch grundsätzlich. Das ist meiner Ansicht nach problem- und lückenlos argumentativ herleitbar, ich muss zugeben, die Lust zu dieser Arbeit grade nicht aufzubringen, weil sich schließlich nach einer ganzen Latte Vorlagen noch kein Spacke die Mühe gemacht hat, einen positiven Entwurf ihrer Grundsatzkritik, -anliegen und -utopien wenigstens mal anzufangen. Dass das ein durchaus spackenkritischer Korrupt selber machen musste, um sich mal einigermassen damit auseinanderzusetzen, beginne ich mit der Zeit ein wenig übelzunehmen.

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