Wikiwand, oder wie sehen 600K Venturekapital nach acht Jahren aus?

Ich stieß heute in ganz anderer Sache auf Wikiwand, und während es wahrlich wichtigeres gibt, ich war kurz genervt, kurz amüsiert und dann kam der Gedanke, dass man eigentlich viel zu selten guckt, was aus irgendwelchen Sachen wurde, die irgendwann mal durch die zweite Liga getrieben wurden. Dabei ists vielleicht erhellend. Kurz zur Geschichte eines „Wir machen Wikipedia schöner“-Gelddruckprojets der mittleren Zehnerjahre.

Anlass war eine „Wie schnell indexiert Google grade was?“-Eindruckverschafferei meinerseits, weil Google und Indexierung grade, ach, lassen wir das. Jedenfalls, ich nahm ein vor kurzem ausschließlich auf Wikipedia neu eingebautes Bild als Testfall für eine wahrscheinlich für Google relevante Quelle und checkte, obs Google schon im Index hat. Hatte es, indessen lag der Treffer nicht etwa auf Wikipedia, sondern auf Wikiwand. Wikiwand?

Wikiwand verschrieb sich 2014 dem honorigen Ziel „Wikipedia soll entstaubt und schön aussehen“, sammelte 600.000 Dollar Risikokapital ein, kriegte ein wenig Aufmerksamkeit und auch ein wenig Kritik, versprach Werbefinanzierung mit 30% Anteil für die Wikipedia, dazu ein modernes, schönes, übersichtliches Frontend für, nun, Wikipedia. Prompt gewannen sie 2015 die Webbyawards.

Und dann breitete sich der Mantel des Vergessens über die ganze Gesch… nein, eben nicht. Google Trends will nach dem Anfangsinteresse und Folgedümpeln durchaus eher wachsendes Interesse bis immerhin 2019 sehen.

Wikiwand: Interesse lt. Google Trends

Wikiwand: Interesse lt. Google Trends

(Ich greife vor, aber: man sieht wahrscheinlich genau den Zeitpunkt (Rückgang Anfang 2020), als sie die Monetarisierung hochgedreht haben.)
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Politische Internetnaivität, Recap: Alles ist ein Klick weit weg

Was waren wir naiv, so ein Satz, der gelegentlich fällt, wenn die Generation Modem vonm früher spricht und den Vorstellungen und Hoffnungen, die man mit einem noch neuen Internet verband, Brecht, Radiotheorie, anyone, Demokratisierung des Diskurses und so weiter. Es gab auch Unabhängigkeitserklärungen des Cyberspaces und einige mehr Pubertätstotschämerinnerungen, und heute mag ich über einen Aspekt schreiben, der mir ein wenig hinten runtergefallen vorkommt, der aber seit einiger Zeit etwas Elefant zumindest in meinen Räumlichkeiten ist: die Ablösung schlecht archivierbarer politischer Diskursmedien (Print, Radio/TV) durch, hihi, Hypertext und die permanente Überprüfbarkeit von Aus-, insbesondere aber Zusagen.

Ich persönlich bekenne mich schuldig, vor vielen Jahren davon ausgegangen zu sein, dass es ein bedeutender Diskursfaktor werden würde, wenn Aus- und Ansagen vom Vorjahr nicht mehr im Altpapier liegen oder sich im Äther versenden, sondern permanent und verfügbar den berühmten Klick entfernt sind. Ich ging davon aus, dass eine „Was schert mich mein Geschwätz von gestern“-Haltung schwerer durchzuhalten ist, wenn zu diesem Geschwätz nicht mehr nur mit „Sie vertraten doch mal die Ansicht/versprachen/garantierten, dass…“-Nachfrage nachgehakt wird, sondern man direkt ein „Vergleiche hierzu (link)“ anflanschen kann. Und damit verband ich die Hoffnung, dass (politische) Stellungnahmen, Verortungen, Zusagen etc. ein Stück weit verlässlicher werden *müssten*, denn schließlich kann man viel leichter, konkreter und anschaulicher festgenagelt werden.

Tja, was war ich naiv, und natürlich ist dieser Veränderung der medialen Verfügbarkeit die (gefühlt zunehmende) Aalglätte der einschlägigen Äußerungen zu verdanken. Und an sich würde das reichen, um schlusszufolgern: „Nun, ja. Kam halt anders, hätte man sich auch denken können.“ Nun habe ich seit einiger Zeit aber das Gefühl, es kam nicht anders, sondern schlimmer: wir haben heute unsere alternativen Fakten und statt verlogenem, aber immerhin den Schein der Konsistenz wahrenden Rumgewiesel ein gefühlt zunehmendes Scheißdrauf, nicht nur bei den üblichen Faktenverdrehern vom Schlag Trump und unseren AfDeppen, sondern als ganz normale Haltung im ganz normalen Diskurs. Weiterlesen

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Urlaub auf Schloss Mittersill, Nachträge

Wir sind wieder gut daheim angekommen und zur letzten Geschichte in Sachen „versehentlich im KZ-Außenlager Urlaub gemacht“ gibts Nachträge, und dann noch eine Coronaleugner-Begegnung der seltsameren Art.

Ein paar mal pro Woche fanden Schlossführungen statt, wir schafften es erst am vorletzten Abend und waren natürlich gespannt, welche historischen Phasen zur Sprache kommen würden und welche nicht. An sich wie erwartet/etwas schlimmer – auf Nachfrage, was während des österreichischen Anschlusses hier so gewesen sei, kriegten wir ein verstottertes „weiss man nicht so genau“ zu hören und den Verweis, das es eben eine Phase gegeben hatte, in der die Eigner schnell wechselten/unklar waren usw. Das ist ungeschickt, wenn selbst in der Schlossbroschüre steht, welcher letzte Schlossherr zu Kriegsbeginn geflohen ist, aber das mag ich der Schlossführerin gar nicht vorwerfen, sie wusste es halt nicht und wird entsprechend gebrieft sein, was wo zu erzählen und zu zeigen sei.

Wir erklärten dann, dass das mitnichten unklar sei und man recht einfach wissen könnte, dass hier ein Außenlager von Mauthausen war, das einzige im Salzburger Land und es eher unangenehm ist, wenn man da beim Bilderupload auf Google Maps mit der Nase draufgestoßen wird. Und dass es noch unangenehmer wird, wenn man dann feststellt, dass auf dem Schloss selber nirgends auch nur eine Andeutung einer Rede davon sei. Und natürlich und auch so gemeint: dass sie da ja nichts für könne und das Sache des Hotels sei, was in Führungen zur Sprache käme, da sei es aber halt eher ungut, wenn man lang und breit von den Hexenfolterungen und anschließenden -ersäufnissen in der Salzach zu hören bekäme und von den frischeren Sachen halt nichts, obwohl die vielleicht ein paar mehr Leute interessieren und betreffen könnten.

Symbolbild

Symbolbild

Die Hexengeschichte war tatsächlich mehrfach und ausführlich Thema. In der Schlosskapelle wurde die Falltür zugemacht, durch die man die „Hexen“ während der Prozesse im Käfig in den „Hexenkeller“ hing – dort werde recht häufig geheiratet, und Brautpaare wurden ungern auf, neben, bei sowas stehen wollen. Mhm.

Im Übrigen ist es nicht so, dass die aktuellen Eigner des Schlosses schlicht auch nichts von der Vorgeschichte wissen. Weiterlesen

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Fick dich, Großglockner-Alpenstraße!

Ich nächtige grade in einem ehemaligen Außenlager des KZ Mauthausen und musste einer österreichischen Organisation Geld in den Rachen schmeißen, die öffentlich Klimawandelleugnung betreibt, man verzeihe mir die drastische Überschrift. Ansonsten ist der Urlaub hier sehr schön und die Bogenparcoure klasse.

Also, Bogenschießen hier ist wirklich in Ordnung.

Also, Bogenschießen hier ist wirklich in Ordnung.

Wir sind heute die Großglocknerstrasse hochgefahren und ja, es ist landschaftlich so ziemlich das, was bei Civ 6 unter „atemberaubend“ läuft. Weiter bin ich einmal mehr etwas fasziniert gewesen, wie es die Österreicher hinbekommen, an jeder verdammten Milchkanne LTE anzubieten und ein immenses Wasserkraftpotential klarzumachen, ohne dafür groß Abstriche in der Landschaft hinnehmen zu müssen, und im übrigen ist alles hier sehr schön, gastlich und entspannt. Nun kommen wir oben an der Großglocknerausstellung an, nachdem wir überraschend einige Ocken Straßengebühr jenseits der Plakette abdrücken durften, aber man machts ja gern, schließlich sind alle möglichen Haltepunkte auf der Route mit kleineren und größeren, allesamt kostenlosen Ausstellungen und Kleinmuseen versehen.

Klima schwankt., was will man auch machen?

Klima schwankt., was will man auch machen?

Und grade in der Hauptanlaufstelle am Großglockner gibts eine Infoausstellung zum Gletscher vor Ort und dem seltsamen Phänomen, dass irgendwie überall auf der Welt Temperaturen steigen und Eis abschmilzt. Woran das liegt? Nun ja, da wird schon mal was auch „von Menschen verstärkt“, was aber nur im Rahmen dessen ist, was eh passiert und herrjeh, der Mensch ist ja nur ein Faktor von achso vielen, jedenfalls erfährt man dort noch was über die Präzession der Erdachse, aber der Begriff „Treibhausgase“ fällt kein einziges Mal in einer verdammten „naturwissenschaftlichen“ Dokumentation eines wegschmelzenden Wahrzeichens. Weiterlesen

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Ein Jahr, tausend Bilder: Bahnhofssanierung, oder was macht Ruppsel am Wochenende

Gepäckabfertigung, Montagehalle, Dach CAM-Werkstatt

Gepäckabfertigung, Montagehalle, Dach CAM-Werkstatt

Eher schon seit drei Jahren bin ich die Wochenenden recht regelmäßig am Mirker Bahnhof bzw. Utopiastadt anzutreffen, besser gesagt an der GPA, die gängige Abk. für die Gepäckabfertigung. Folgendes wird wahrscheinlich ein Mischmasch aus den Themen
– öffentliche Fotodokumentation größerer Projekte
– Selbstwirksamkeit und Stadtteilentwicklung
– Motivierung und Rekrutierung in Ehrenamtsprojekten
– Piwigo, Bildergalerie-Plattform und Apps

Kurz zum Einstieg: Utopiastadt, der „andauernde Gesellschaftskongress mit Ambition und Wirkung“ ist grobgefasst das „Dachprojekt“ einer Menge Aktivitäten am ehemaligen Mirker Bahnhof – offene Werkstatt/Fablab/Hackerspace, Kunst und Kultur, Fahrradschrauber und Fahrradverleih, Stadtgarten, Veranstaltungsräumen, Gastro… Und wie der Name schon sagt, man kann eigentlich sehr, sehr viel dort machen, nur brauchen wir halt auch die Infrastruktur dafür. Unter anderen besteht die in der GPA, der ehemaligen Gepäckabfertigung, wo ich vor drei Jahren im Winter mal begonnen habe, beim Dach neu decken mitzuarbeiten und seitdem mit einer Latte anderer Leute nach und nach das Gebäude wieder in Schuss bringe. Ziel: dort sollen Hackerspace, Werkstatt, Fablab, Fahrradschrauber einziehen, natürlich besser und schöner und geräumiger/besser ausgestattet wie in den bisherigen Unterkünften.

GPA, Abschlussgrillen nach einem Workout

GPA, Abschlussgrillen nach einem Workout

Um den Bogen zu schlagen: seit etwas über einem Jahr dokumentieren wir das auf der bahnhofssanierung.de und seitdem, haben sich dort etwas über tausend Bilder angesammelt. Das ganze rennt mit Piwigo, das kann nicht viel mehr als Bildergalerien verwalten, das aber recht gut. Weiter gibts Apps für Android und iOS, und mittels derer kann man direkt von der Baustelle knipsen, was läuft, reinladen, fertig. Und das ist eigentlich auch der Hintergrund gewesen, denn das Ganze sollte nicht nur reine „öffentliche Fotodokumentation größerer Projekte“ sein, sondern auch was anderes.

Wandabstützung vor Tragebalkentauisch, erste Piwigo-Bildergalerie GPA

Wandabstützung vor Tragebalkentauisch, erste Piwigo-Bildergalerie GPA


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100 Milliarden UMTS-Lizenzgebühr finanzierten mich: Lernen mit Laptops und WLAN

Anläßlich der 20 Jahre seit der Versteigerung der „teuersten paar Meter Luft“ jemals blickt heise auf die UMTS-Versteigerung zurück, und ich tu es auch. Wie es das Schicksal wollte, gehörte ich zu den wenigen, die von den knapp hundert Milliarden ein bißchen was abbekamen, und das kam folgendermaßen.

Wir schrieben das Jahr 2000, Ruppsel war grade mit der Uni fertig, hatte einiges zum Thema Internet/neue Medien in der Soziologie geforscht und war auch in der Pädagogik mehr in Sachen Rechner und PC-Poolbetreuung engagiert gewesen als in den klassichen Feldern, sieht man von der Jugend- und Migrationsforschung ab. Und suchte nach einem interessanten Betätigungsfeld, nach Möglichkeit mit Option auf Promotion. Aus letzterem sollte nichts werden, aber es gab eine Ausschreibung zur pädagogischen Begleitung und Evaluierung des Einsatzes von Notebooks und WLAN in der universitären Lehre in Stuttgart, und es lag nahe zu vermuten, wenn sie mich da nicht nehmen, wen eigentlich dann. Long story short, ich hatte für einige Zeit eine halbe Stelle in einem Forschungsprojekt. Diese wurde, wie ich erstaunt zur Kenntnis nahm, im Rahmen eines bundesweiten Großprojekts zum Einsatz von neuen Medien an Unis finanziert, welches wiederum aus einem einskommairgendwas-Prozentanteil der UMTS-Lizenzversteigerungserlöse stammte, die für Bildung und Wissenschaft verplant wurden. Die folgenden Monate kriegte ich also Geld aus einem Hundert-Milliarden-Topf, den ein paar freundliche Mobilfunkprovider vorher dem Finanzminister anreichten, und ich fühlte mich ganz wohl dabei.

Für alles Folgende bitte ich zu bedenken: wir hatten 2003. Das Internet war Neuland, und ein 768K-DSL schnell. Im Übrigen erstaunt es mich aber, wie weit einige Problemfelder von damals heute praktisch unverändert problematisch sind, auf der anderen Seite gibts interessante Unterschiede, soweit ich das mit meiner heute nur noch bedingt beteiligten Perspektive an zeitgemäßer Didaktik einschätzen kann. Und ich meine das meiste weder böse noch zynisch.

Das Ganze fing etwas skurril an. In der ersten Woche richteten wir uns ein, nahmen erste Kontakte zu den beteiligten Instituten auf, recherchierten ähnliche Projekte mit ggf. für uns relevanten Learnings usw. (zu dem Zeitpunkt hatten eine Reihe von US-Hochschulen auch schon Notebook-Pilotprojekte gemacht) und in besagter erster Woche, wo uns weitgehend unklar war, was mit den Notebooks denn nun konkret gelernt werden sollte, kam ich heim, fand mein Studi-Krankenkassenmagazin im Briefkasten und drin ein Artikel, dass ich wohl an einer der zwanzig coolsten Unis Deutschlands arbeiten würde, denn da gäbe es jetzt Notebooks und WLAN, und damit werde alles viel besser, effizienter und überhaupt speerspitzenmäßigst fortschrittlich. Ich kam am nächsten Tag an und verkündete, wir könnten die Arbeit einstellen, selbst die Krankenkassen wüssten bereits, was bei unserem Projekt rauskommen wird.

Software für den Seminarraum, state of the art

Software für den Seminarraum, state of the art

Nein, wir arbeiteten trotzdem weiter. Einmal mehr: es waren andere Zeiten und noch nicht lange her, dass es Leute störte, wenn ich mit dem Laptop im Seminar saß, falls ich Protokoll hatte (…das tippen!!) und wir mit SPSS für DOS statistische Auswertungen machten (auch wenn es ein Tutorium gegeben haben soll, wo eine illegale Windowsversion kursierte). Wir hatten Notebookseminare bei Architekten, Pädagogen, Luft/Raumfahrttechnikern, Softwaretechnikern und noch ein paar weiteren, und wer sagt, wie jetzt, Softwaretechnik ohne Rechner?, dem sag ich ja, so war das damals, wir hatten Rechnerräume. Weiterlesen

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Zur Corona-App: ich muss mich korrigieren

…denn grade hab ich sie mir aufs Smartphone geschmissen und muss ein paar Statements recappen, die ich diesbezüglich tat. In meinem Alter neigt man zu Zynismus und japanischer Pornografie, insofern kann ich meinen Satz von vor ca. zwei Monaten nach wie vor bestens nachvollziehen:

Corona-Tweet von vor zwei Monaten

Corona-Tweet von vor zwei Monaten

Ich wurde in der Zwischenzeit mehrfach positiv überrascht und muss zugeben, absolut nicht damit gerechnet zu haben, dass
– im staatlichen Auftrag eine einigermaßen nichttriviale App in vernünftigem Zeitraum erstellt und veröffentlicht wird,
– die Datensparsamkeit bzw. die Nutzung derart konsequent umgesetzt wird, das Ganze, weil
– man auf entsprechende Statements der Zivilgesellschaft hörte und denen auch folgte, und zu guter Letzt,
– dass ausgerechnet Telekom und SAP das gut dokumentiert und quelloffen umsetzen.
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Die Online-Marketingbranche in Zeiten von #BLM, Corona etc.

Big Data an unserer Seite

Zwei weiße Männer und Big Data. Symbolbild.

Das Thema bring ich ja immer mal mehr, mal weniger spezifisch aufs Trapez, und grade liegts naturgemäß mal wieder nahe. Ich mach meiner Blase gern den Vorwurf, sich gelegentlich um gesellschaftliche Verantwortung rumzudrücken, und grade drückt sie sich wieder ein wenig laut um selbige. Inclusive mir, weil ich oft genug die Fresse auch nicht aufkriege, wenns vielleicht angebracht wäre und weil ich meine blinden Flecken hab wie wir alle, mir gerne in die Tasche lüge, dass ich ja vergleichsweise ganz ok unterwegs und sonstwas sei und so weiter. Im Folgenden ein paar unsortierte Gedanken angesichts der Weltlage und was „wir“ damit zu tun haben. Wenn ich jemandem ungerechtfertigterweise an den Karren fahre, diesbezügliches Engagement überhaupt nicht auf dem Schirm hatte: nicht übelnehmen, Bescheid geben, ich werd mich mit Freuden korrigieren.

Der Techblase kann man guten Gewissens lieb die Techbrille, deutlicher eine großflächige soziale Ignoranz vorwerfen, und dass mir sowas wie Casis regelmäßige Statements bei Mobilegeeks so auffallen, stützt die These mehr, als dass sie sie entschärft. Caschy brüllt gelegentlich Scheiße auf FB und ich freu mich jedesmal drüber, Dobschat auch noch im Blog. Dann Wahid, weitere große Ausnahme, die mir schon wieder ein schlechtes Gewissen macht, weils mal wieder an den Menschen mit entsprechendem Background hängenbleibt, sich zu positionieren, und ich seh wenig weiteres aus der SEO/OM-Ecke: es ist nicht normal, dass aus unserer Ecke Stellung bezogen wird, dass Leute offensiv was benennen, weil sie es im Unterschied zu anderen weitgehend folgenlos können. Es ist verdammt nochmal nicht mal auch nur ansatzweise die Rede davon, mal eigene und offensichtliche Rollen in der ganzen Misere anzusprechen.

Seit Jahren wird über rassistische, misogyne, diskriminierende Algorithmen berichtet und über den simplen Fakt, dass die nicht besser sind und nicht besser sein können als die Leute, die sie bauen, und die Trainingsdaten, mit denen man sie füttert. Und oh Wunder, es tut sich nichts, denn die Techblase, wir inklusive, machen ja nur Code und Netzkram, die sozialen Aus- und Nebenwirkungen haben weder ne Seite im KPI-Dashboard noch standen sie im Pflichtenheft, und schon gar nicht wird man dafür bezahlt, sich drüber nen Kopf zu machen. Oft genug bezahlt man uns, dass am Ende wirklich nur die Wachstumskurven stehen und man sich mit dem Drumrum nach Möglichkeit nicht beschäftigen braucht.

Man muss dazusagen, es ist auch recht einfach, da das „Not my department“ dranzutackern. Klar, ob man SEO macht für Demeter oder Dildoking, das schenkt sich nur bedingt was und beides sind doch Gute Sachen(tm). Displaywerbung für Gamingtastaturen auf Pornhub, hey, das ist sexpositiv, und wenns bei Obi keine pinke Kettensäge gibt, dann weiss man (bzw. ich) auch beim zweiten Mal drüber Nachdenken noch nicht recht, ob das nun genau richtig oder genau falsch ist. Und grade bei SEO ists nochmal bequemer – wer das Genderklischee googelt, auf das ich optimiere, der hat den Müll ja schon internalisiert, sonst würd er ihn nicht googeln. Ob er dann meine Landingpage oder die des Wettbewerbs findet, spielt keine Rolle mehr und ändern tu ich so oder so nichts. So what. Weiterlesen

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Handbuch für Zeitreisende, von Kathrin Passig und Aleks Scholz

Passig, Scholz: Handbuch für Zeitreisende

Passig, Scholz: Handbuch für Zeitreisende

Zwei Gründe sprechen dagegen, dass ich besagtes Buch nach dem Lesen begeistert weiterempfehle: die Empfehlung wäre leicht redundant, weil ich ohnehin dazu neige, alles, wo „Passig“ druntersteht, bedenkenlos zur Lektüre zu empfehlen. Weiter könnte ich als voreingenommen gelten, weil ich wie zu Bloggerzeiten selig auf ein „Ach, ein Reziexemplar würd mich auch freuen“ ein Reziexemplar kriegte und mich freute. Sonst fällt mir nichts ein und ich kann zum Positiven übergehen.

Das Handbuch für Zeitreisende ist einerseits genau das. Andererseits ist es eine Wundertüte der Wissenschafts- und Weltgeschichte, ein trotz allem Anekdotenhaften erstaunlich umfassender Abriß technischen und zivilisatorischen Fortschritts, eine (sehr) kurze Geschichte vom Leben, dem Universum und dem ganzen Rest sowie ein hübscher Schlenker zur Viele-Welten-Deutung der Quantentheorie und der generellen wissenschaftlichen wie gesellschaftlichen Einordnung des Phänomens Zeitreise.

„Leider auffallend: es kommen Frauen im Handbuch für Zeitreisende vor“
, schrieb die Kaltmamsell nebenan, dazu noch einiges zum Inhalt und Charakter des Buches, was ich direkt unterschreiben will, und nachdem die Blogosphäre so bereits vorgelegt hat, kann ich auf zwei Aspekte des Buchs eingehen, die mir grade nachgehen und über die noch nicht rezensiert wurde.

Einleitungskapitel, Weltausstellungen, Neapel, DDR, Galilei und Noether – ich tat mich eingangs ein bisschen schwer mit dem Rundumschlag in Sachen Inhalten, Themen, Zeiten und Personen. Das Gefühl legte sich dann aber und ich wunderte mich, warum es sich legte, weil munter weitergesprungen wurde. Weiterlesen

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360°-Bilder verbinden – Google Streetview-Rundgänge selber machen

Virtueller Nordbahntrassenwalk

Virtueller Nordbahntrassenwalk

Wir haben Corona, die Straßen sind leer. Wer sich berufen fühlt, gelegentlich 360°-Bilder für Google Places/Google Maps/Streetview zu machen, hat grade eine gute Zeit, denn man muss kaum auf versehentlich ins Bild laufende Passanten achten.

Soviel zu meiner Motivation, letztes Wochenende mal endlich das lang geplante „Ich will 360°-Bilder im Streetview-Style verbinden“-Projekt zu starten. Außerdem ist Utopiastadt grade weitgehend runtergefahren und vielleicht will jemand wenigstens virtuell eine Runde um den Bahnhof drehen.

Folgendes richtet sich nicht an die Pros mit cooler 360°-Hardware, selber bin ich volkommen primitiv mit einem iPhone und der StreetView-App unterwegs. Wer noch nicht weiß, wie es mit dem eigentlichen Bildermachen funktioniert: ich schrieb vor ein paar Jahren schon mal eine Anleitung für 360°-Bilder für Google Places. Weiter existiert fürs „Wie verbindet man mehrere 360°-Bilder zu einer Bilderstrecke zum durchklicken/durchbewegen im StreetView-Style?“ natürlich auch eine Anleitung von Google. Wie es gelegentlich bei Google ist: die ist nicht vollkommen blödsinnig, aber ein paar meiner Wahrnehmung nach typische Haken und Ösen werden nicht so recht klar.

Schritt 1: man macht die 360°-Bilder, die man verbinden will. Tendenziell alle, aber wenn es sehr viele sind, gegebenenfalls auf mehrere Sessions verteilt. Hier vorab: das eigentliche Verbinden in der App ist nervig. Das nachträgliche Verbinden mehrerer „Sessions“ ist möglich, potentiell aber noch nerviger. Je nach Verteilung und Vernetzung der Bilder ist man vielleicht bei 20, vielleicht bei 10 und vielleicht auch nicht mal bei 50 Bildern an einer Schmerzgrenze – je linearer und einfacher die Abfolge, desto leichter behält man die Übersicht. Weiterlesen

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